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Mit Latex-Catsuit im Supermarkt? "Latexmama" im Interview

Wie schnell kommt man in einen Latex-Catsuit und wie lebt man seinen Fetisch glücklich aus? Das verrät "Latexmama" im Interview.

Um das Thema Sex und Lust zu enttabuisieren, haben wir das neue Format "ungeniert Lippenbekenntnisse der Redaktion" ins Leben gerufen. Dieses soll einen informativen 'Safe Space' zur Aufklärung bieten. Es erscheint zweimal monatlich auf k.at.

Sie geht im Latex-Catsuit in den Supermarkt, trägt am Strand einen Badeanzug aus Latex und zeigt sich gelegentlich mit einem Mann als "Pet" an der Leine. Die Rede ist von "Latexmama" (50), einer Creatorin aus Österreich, deren Leidenschaft für Latex so groß ist, dass das Material Teil ihres alltäglichen Lebens wurde. Im Interview erklärt sie, was Latex für sie bedeutet, warum sie damit nichts Sexuelles verbindet und was ihre Teenager-Tochter von Mamas Latex-Leben hält. 

Was ist Latex eigentlich?

Latex ist ganz emotionslos betrachtet ein elastischer, reißfester Stoff, welcher in zahlreichen Bereichen Einsatz findet. So etwa bei Yogamatten, Gummistiefeln, Kondomen, Autoreifen oder Schutzkleidung. Laut "MrBeam" unterscheidet man grob zwischen Naturlatex, welches aus dem Milchsaft des Kautschukbaums gewonnen wird sowie Syntheselatex, das auf Basis von Erdöl hergestellt wird. Letzteres kommt mittlerweile wesentlich häufiger zum Einsatz, so auch bei Latexkleidung im Bereich BDSM (Sammelbezeichnung für sexuelle Spielarten), Gummifetischismus oder Mode. 

"Für mich hat Latex keinen sexuellen Aspekt"

Geht man in herkömmliche Bekleidungsgeschäfte, findet man aber so gut wie gar keine Latexkleidung. Lediglich auf den Laufstegen sieht man hin und wieder Teile aus Latex oder eben im Erotikbereich. Daher auch die Assoziation bei vielen Menschen, dass Latex in Verbindungen mit etwas Erotischem, etwas Sexuellem gebracht wird. Latexmama stellt im Interview gleich mal klar: "Für mich hat Latex keinen sexuellen Aspekt, wie viele glauben, sondern für mich ist Latex Fashion. Und mir ist auch wichtig, den Leuten außen zu zeigen, es ist ein Kleidungsstück. Es ist ja im Grunde egal, welchen Stoff man trägt."

Jedoch turnt es die Österreicherin an, wenn sie andere in Latexkleidung sieht. Sie verrät: "Wenn ich Leute sehe, die ganz in Latex sind inklusive Maske, vielleicht auch sogar einen Schlauch haben, dann denke ich mir schon 'Huch, das ist aber wirklich geil!' Da frage ich mich, wie es wäre, mit so einem Mann Sex zu haben."

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So sieht ein normaler Tag bei der Latexmama aus

Wie darf man sich nun so einen Tag im Leben der Latexmama vorstellen? "Ich stehe auf, versorge zunächst mein Kind, das aber schon im Teenageralter ist und mich nicht mehr sonderlich viel braucht, dann mache ich Haushalt, versorge meine Haustiere und schlüpfe anschließend in die Rolle der Latexmama. Diese Rolle kostet mich tatsächlich ein Drittel meines Tages." Sie betont jedoch, dass diese Rolle nicht gespielt ist: "Latex steckt auch in mir. Mir ist Authentizität am wichtigsten. So wie ich mich als Latexmama präsentiere, das bin tatsächlich ich."

Auf die Frage, ob die 50-Jährige jeden Tag Latexkleidung trägt, antwortet sie: "Ich trage zwar nicht jeden Tag Latex, aber nahezu täglich habe ich etwas mit Latex an mir, sei es eine Tasche oder Schuhe oder teilweise ist es ein ganzes Outfit, und so gehe ich dann auch außer Haus." Wie eben hier auf diesem Instagramfoto im roten Latex-Look auf dem Weg zum Supermarkt. Für Latexmama nichts Ungewöhnliches. 

Wie reagieren die Leute?

Für viele, die noch nie mit Latex in Berührung gekommen sind, mag sich die Frage auftun: Warum macht man das und wie reagieren die Leute? "Ich weiß schon, die Gesellschaft ist dadurch irritiert, wenn man so nach draußen geht. Da wissen die Leute nichts damit anzufangen. Mir ist es ein Anliegen, es einfach nach außen zu präsentieren und zu zeigen 'Schauts, es kann euch nichts passieren, wenn ihr das anhabt!'" Das ist auch der Grund, weshalb Latexmama selbst im Urlaub am Strand nicht auf das Material verzichten möchte und im knallgelben Latexbadeanzug ein Fashion-Statement setzt. Eine gewöhnliche Jogginghose besitzt sie übrigens gar nicht, wie sie im Interview verrät. 

Wie lange braucht man, um in einen Latex-Catsuit hineinzugelangen?

Ihre Lieblingsteile sind Catsuits, dabei handelt es sich um ein hautenges Kleidungsstück, das den Körper fast gänzlich verhüllt: "Ich habe die Affinität zu Catsuits in den letzten Jahren derart entwickelt, dass ich mir meistens auch nur noch Catsuits anfertigen lasse. Ich hab es gern bunt, aber doch schlicht. Ein einfacher Catsuit mit einem dezenten Gürtel, High Heels und einer Latexclutch – so fühle ich mich sehr, sehr wohl als Latexmama", erklärt sie. 

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Das Anziehen dieser zwischen 400 und 600 Euro teuren Catsuits wurde mittlerweile zur Routine und dauert im Schnitt um die zwei, drei Minuten. Es hinge aber von der Materialstärke ab, erklärt Latexmama, die sich vor dem Überstreifen der Kleidungsstücke immer mit Silikonöl einreibt. Ist das Material dicker, kann es nämlich auch mal eine Viertelstunde dauern. Übrigens verkauft sie die getragenen Teile auch an Interessent:innen. 

Das sagen Mann und Tochter zu dem Hobby

Ihr Freundeskreis habe sich zum Teil verändert, als sie begann, ihr Hobby als Latexmama öffentlich zu machen. Ihre Familie steht jedoch voll hinter ihr: "Mein Mann und meine Tochter akzeptieren und schätzen mich, wie ich bin." Ihre 14-jährige Tochter erzieht sie sehr offen. Tabuthemen gibt es nicht. "Ein Teil meiner Freunde sind transsexuell oder Transvestiten und das hat meine Tochter von klein auf mitbekommen. Dem Ken von Barbie hat sie ein Kleid und Highheels angezogen, weil für sie solche Dinge ganz normal sind. Da bin ich auch stolz auf meinen Erziehungsstil, denn mein Kind urteilt nicht, egal ob jemand körperlich beeinträchtigt ist oder eben eine spezielle Vorliebe hat. Und das finde ich gut, schön und richtig."

Wie schafft man es, seine Vorlieben auszuleben?

Latexmama erzählt, dass ihr im Laufe der Jahre etliche Follower:innen geschrieben und ihr mitgeteilt haben, dass sie durch sie mehr Mut gefunden haben, ihre Fetische auszuleben. Die Österreicherin empfiehlt, Dinge zunächst zu Hause vorm Spiegel auszuprobieren, wenn die Hemmschwelle noch groß ist.

Für dich ausgesucht

Eine Geschichte ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: "Ich habe auch einen ich nenne ihn Toy, aber im lieben Sinne – der begleitet mich seit neun Jahren und ich leite ihn. Von ihm bekomme ich viel Feedback. Und eines Tages hab ich gesagt: 'So, und jetzt nimmst du diese High Heels, packst sie in die Tasche und gehst in den Wald. Da bist du draußen in der Öffentlichkeit, aber es sieht dich keiner.' Und das haben wir gesteigert, und nun ist es so, dass er sich in der Öffentlichkeit mit einem Anzug oder einer Leggings und High Heels zeigt." Sie empfiehlt, geduldig zu sein: "Die Leute müssen sich die Zeit nehmen und sich in Babyschritten etwas trauen, sodass sie dann irgendwann auch glücklich mit ihrem Fetisch draußen leben können."

Latexmama als Creatorin bei "Maloum"

Du willst mehr zu dem Thema erfahren, Zugang zu ausgewählten Inhalten haben oder mit Latexmama in Kontakt treten? Ab sofort ist Latexmama auch bei "Maloum" vertreten und teilt dort exklusive Einblicke mit der Community. "Maloum" ist ein in Österreich gegründetes Online-Portal für über 18-Jährige, die ihre sexuellen Vorlieben wie BDSM, getragene Kleidung, Fußfetisch und vieles mehr in einem sicheren Raum anonym ausleben wollen. Stereotype und Verurteilung wirst du bei "Maloum" nicht finden, denn hier wird dir mit Akzeptanz und Toleranz begegnet. 

Wer also eine Vorliebe für Latex, Leder, Füße oder was auch immer hat, für den könnte "Maloum" genau die richtige Plattform sein. Ein Safe Space, der für freie sexuelle Entfaltung steht.