Erfahrungsberichte über Sex in der Öffentlichkeit: So fühlt es sich an!

k.at

Sex in der Öffentlichkeit: Liebe machen auf 1,2 Quadratmetern

Den Liebesakt in der Öffentlichkeit zu vollziehen erfordert Mut, Lust, Konsens und eine Menge Koordination.

Um das Thema Sex und Lust zu enttabuisieren, haben wir das neue Format "ungeniert  Lippenbekenntnisse der Redaktion" ins Leben gerufen. Dieses soll einen informativen 'Safe Space' zur Aufklärung bieten. Es erscheint zweimal monatlich auf k.at.

Nicht nur einmal hatte mich der Nervenkitzel gepackt: Sex an öffentlichen Orten ist nicht unbedingt legal – aber wo kein:e Kläger:in, da kein:e Richter:in. Bis auf ein heißes Tête-à-Tête, welches durch Polizei und Taschenlampen kurz gestört wurde, dürfte auch niemand etwas von meinen schlüpfrigen Abenteuern mitbekommen haben. Meistens waren es Toiletten in Bars, ein Mal ein Busch in Wien, das letzte Mal in meiner alten Schule, ein Jahr nach der Matura. Mein erstes Mal "Pempern in Public" fand jedoch in einer Bar-Toilette statt.

Für dich ausgesucht

An der Hand genommen

Mein erstes Mal Sex in der Öffentlichkeit wurde durch meine damalige Partnerin L. initiiert. Wir kannten uns eine kurze Weile und waren beide 18 Jahre alt. Wir hatten uns nicht verabredet, sondern sind einzeln zu einer Geburtstagsfeier in einer Wiener Bar erschienen. Die neu eröffnete "Welt der Erwachsenen" zu erkunden, gesteuert von Hormonen und Neugier, brachte uns damals auf viele blöde Ideen – doch mein Kopfnicken, als Antwort auf ihre Deutung zur Frauentoilette, bereue ich davon womöglich noch am wenigsten.

L. nahm mich an der Hand, als wir verstohlen zur Toilette schlichen. In diesem Moment wunderte ich mich, ob sie das schonmal gemacht hatte. Sie war sexuell deutlich erfahrener als ich. Zu diesem Zeitpunkt war sie die einzige Person, mit der ich je geschlafen hatte, deswegen war ich nervös und hatte Angst erwischt zu werden – doch ihre Bestimmtheit beruhigte mich.

Für dich ausgesucht

Liebe auf 1,2 Quadratmeter

In dem Moment, als die Kabinentür ins Schloss fiel und der Riegel hörbar einen Verschluss versicherte, ändere sich die gesamte Atmosphäre. Die 1,2 Quadratmeter große Kabine wurde zu unserem persönlichen Liebesbereich auf Zeit. Bei unserem Techtelmechtel übernahm normalerweise ich die Führung, jedoch erfordert Sex auf so wenig Raum ein noch nie da gewesenes Maß an Koordination und Zusammenarbeit. Mit einer guten Menge Alkohol im Blut, keine leichte Aufgabe.

Eben jener Alkohol beschleunigte auch unser sonst recht ausgiebiges Vorspiel enorm, die Mischung aus Bier, Verbot und zwei noch pubertierender Menschen ergab eine sexuell enorm geladene Kabine. Zwei Personen, die im Rausch gerade stehen können, sind schon schwer vorstellbar, aber das notwendige Zusammenspiel, um "es" auf 1,2 Quadratmeter zu tun? Ebenfalls ein Balanceakt!

In einer Hand hielt ich ihr Bein, die andere legte ich um ihren Oberkörper – ihre Dehnbarkeit kam hier sehr gelegen – so machten L. und ich also Liebe in einer Bar-Toilette.

Für dich ausgesucht

Liebe und Verlangen

Liebe machen ist hier jedoch vielleicht der falsche Begriff: Hier ging es um pures Verlangen. Körperliches Verlangen, das Verlangen etwas Verbotenes zu tun und das Verlangen nach sexueller Bestätigung. Einige Minuten lang vollzogen wir einen Akrobatik-Akt, bei welchem L. mich kurzzeitig bat ihr den Mund zuzuhalten, denn wir blieben nicht ewig alleine in der Toilette. Ungewohnt lange liebten wir uns in dieser einen Kabine. Ich kam, sah und kam erneut.

Nachdem unser Verlangen gestillt, die Toilette zweckentfremdet und jegliche Chance in den Himmel zu kommen verspielt wurde, sahen wir uns einige Sekunden an und lächelten. Es war diese Art von Lächeln, die man einem:einer Teampartner:in nach einem hart errungenen Sieg schenkt. Insgesamt dürften wir der Party etwa 20 Minuten ferngeblieben sein, unser Verschwinden hatte kaum jemand bemerkt. Zurück am Tisch lächelten wir uns nochmals an, wir saßen nicht nebeneinander und widmeten uns wieder den Menschen um uns herum.

Für dich ausgesucht

Mittlerweile ist mein letztes Mal Sex in der Öffentlichkeit doch eine Weile her, denn es ist nicht nur illegal, oft sehr unhygienisch und teilweise anstrengend – es ist einfach nicht cool. Andere Menschen wollen mit keinem ihrer Sinne wahrnehmen, dass jemand in der Toilette neben ihnen gerade Sex hat. Für Exhibitionist:innen, also Menschen, die sexuelle Erregung verspüren, wenn ihnen jemand beim Akt zusieht, gibt es verschiedene Etablissements, bei denen die Gäst:innen einwilligen, möglicherweise sexuelle Handlungen zu erleben. Wenn sich in diesem Kontext etwa erneut die Gelegenheit zum Sex im Auge der Öffentlichkeit anbieten würde, wäre ich dem nicht abgeneigt. Aber sonst, wie auch beim Sex: Lieber drinnen, als draußen!

  • Wichtig: Wie bei allen sexuellen Handlungen ist vor allem Konsens wichtig! Nur mit Einverständnis aller Partner:innen kann der Geschlechtsverkehr auch wirklich Spaß machen!