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Gewalt gegen Frauen: Warum Werbungen so problematisch sein können

Schaffen Werbungen ein Klima, das Gewalt gegen Frauen begünstigt? Ein Beispiel zeigt, wie die Gewaltpyramide funktioniert.

Vor einigen Wochen hat mich am Flughafen ein sexistisches, hoch ojektifizierendes Werbeplakat fassungslos gemacht. Darauf wird eine eine Szene dargestellt, die durch unsere Gesellschaft schon derart normalisiert wurde, dass selbst Frauen mit Feminismus-Awareness auf die Bildsprache hingewiesen werden mussten.

Zu sehen ist eine Karikatur, die das Innere eines Flugzeuges zeigt. In der Mitte wie bei der Fleischbeschau eine Flugbegleiterin, sie trägt ein verschwindend relevantes Tablett mit Leberkäsesemmeln und steht damit im Zentrum der Werbung. Um sie herum stapeln sich unzählige notgeile alte Weiße Männer, die wie aus Löchern gekrochen kommen und sich vor Erregung kaum halten können. Die Tickets in ihren Händen erinnert an das Schein-Zustecken im Stripclub.

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Was uns die Bildsprache dieser Werbung sagt, ist zutiefst verstörend. Wir können uns an dieser Stelle gemeinsam überlegen, warum wohl genau diese Geschlechterrollen genutzt wurden. Wiedermal steht die Frau als entmenschlichtes Begierdeobjekt im Mittelpunkt der männlichen Lust und no shit: das Bild vermittelt, dass jeder ran darf, der ran will. 

Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt und jede dritte Frau hat seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form sexueller Belästigung erlebt. In Österreich wurden alleine dieses Jahr 21 Frauen von ihren (Ex-)Partnern ermordet.* Das ist verdammt nochmal keine Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle. Es ein strukturelles Problem, das wir schon viel zu lange akzeptieren.

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Die Gewaltpyramide

Wie Werbung zu Übergriffen beiträgt, siehst du in der Gewaltpyramide. Die Pyramide ist keine hierarchische Klassifizierung vom Ausmaß an Leid, Schaden und Verletzungen. Vielmehr zeigt sie, wie in unserer Kultur eines zum anderen führt. Strukturelle Systeme am unteren Ende sind die Wurzeln der Übergriff-Spitze.

Sie führen zur Stabilisierung und Aufrechterhaltung der Kultur. Und sie machen uns Frauen zu Angriffsflächen. Die Gewaltpyramide existiert in allen Beziehungsdynamiken, kulturellen Überzeugungen und Gesellschaftssystemen. Es ist die Art und Weise, in der wir alle sozialisiert wurden.

Wenn ein Leben oder Körper als weniger wertvoll angesehen wird, bietet das nicht nur Projektionsfläche für Grenzüberschreitungen. Genau diese Gewalt ist auch ein notwendiges Mittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung.

Ernährungsrevolution

Präventions- und Awarenessarbeit setzt meistens nur an der Pyramidenspitze an. Frauen kämpfen immer noch für ihr Recht, um beispielsweise eine gesetzliche Grundlage für erniedrigende Grenzüberschreitungen zu haben - von der Normalisierungs-Ebene mal ganz abgesehen.

Influencerin Rebecca Chelbea wurde im Sommer heimlich von einem Typen nackt im FKK-Bereich der Donauinsel fotografiert. Bei der Konfrontation stellte sich heraus, dass er das per Gesetz darf, solange die Fotos nicht veröffentlicht werden. Das ist abartig, widerlich und muss definitiv gesetzeswidrig sein. Rebecca arbeitet momentan mit zwei Frauen an einem Gesetzesentwurf, um gegen diese absurde Zulässigkeit anzukämpfen.

Also: seien wir laut! Wehren wir uns auf allen Ebenen gegen diese Gewaltstruktur. Setzen wir die Brille ab, mit der wir sozialisiert wurden. Hinterfragen wir, klären wir auf, weisen wir auf die Missstände hin. Fordern wir unser Recht ein. Nur wenn wir an allen Ebenen arbeiten, kann diese Welt ein sicherer Ort für Frauen* werden.

Isabel Bersenkowitsch ist Diätologin und Ernährungstherapeutin aus Pasching (Oberösterreich) und lebt in Wien. Sie hat sich mit ihrem Unternehmen Ernährungsrevolution auf Ernährung, Psyche und Feminismus spezialisiert und hilft Frauen durch Intuitive Ernährung Frieden mit dem Essen und ihrem Körper zu schließen. Wenn du Intuitives Essen lernen willst, findest du alle Infos zum Food Freedom Gruppencoaching und zur Ernährungstherapie im Einzelsetting auf ihrer Website: www.ernaehrungsrevolution.at. Für k.at hat sie einen Gastkommentar verfasst.

Quellen:

* Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen, 2014

Ending Rape Culture activity zine, Virginia Sexual and Domestic Violence Action Alliance

Wenn du Opfer von Gewalt wurdest, scheue nicht davor zurück, dir Hilfe zu holen:

Nummer Polizei: 133 oder 112
SMS Polizei: 0800 | 133 133
(auch Notruf für Gehörlose)
Frauenhelpline: 0800 | 222 555
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