k meets Luisa – “Mein Leben als Escort-Girl” Teil 3/3

Luisa ist 25 Jahre alt, Studentin und arbeitet als High-Class-Escort-Girl in Wien. Im dritten Teil erzählt sie, ob ihre Eltern über ihr Doppelleben Bescheid wissen und wie verbreitet Escort in unserer Gesellschaft ist.
Marc Weber

Für dich ausgesucht

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k.at: Wer in deinem privaten Umfeld weiß, was du machst?

Luisa: In meinem sozialen Umfeld wissen es glaub ich eine Handvoll, großteils Männer. Ich habe das Gefühl, dass die einfach viel offener damit umgehen können, viel besser damit umgehen können. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie auch schon die eine oder andere Erfahrung mit einer Dame aus dem Pay-Sex-Bereich hatten und Männern in meinem Freundeskreis war es zumindest ein bisschen einfacher. Die stehen auch voll hinter mir und fragen immer nach, wie es mir geht, welche Erlebnisse ich hatte. Mir ist es auch besonders wichtig, darüber zu reden und mich auszutauschen, weil ich mache das ja auch gerne und ich möchte die schönen Erlebnisse mit jemandem teilen.

Was wissen deine Eltern von deinem Doppelleben?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Eltern nichts davon wissen, und wenn sie davon was wissen, dann sind sie wahnsinnig gute Schauspieler. Ich bin froh, dass sie nichts davon wissen, aber das Doppelleben belastet mich schon sehr. Ich muss für jeden Termin eine Ausrede parat haben, wenn ich zum Beispiel mit einem Mann eine Auslandsreise mache, ist es für mich schon wichtig, dass meine Mutter weiß, in welchem Land ich mich gerade befinde. Aber natürlich darf sie nicht wissen, in welchem Kontext oder warum, also erfinde ich natürlich oft Geschichten, und das über eine lange Zeit aufrecht zu erhalten ist schon sehr schwierig und belastend. Manchmal komme ich mir vor, als wäre ich schizophren, weil ich es wirklich glaubhaft rüberbringe, wenn ich Geschichten erfinde.

Welche Rolle spielt das Geld für dich?

Natürlich ist Geld nicht unwichtig, natürlich ist es eine Teilmotivation, mich mit Männern abends zu treffen, aber ich muss mir immer wieder vor Augen halten, dass es, weil ich wahnsinnigen Spaß dabei habe, leichtverdientes Geld ist und ich mit dem Geld trotzdem bewusst umgehen muss. Ich kenne einige Mädchen und habe leider auch mitansehen müssen, dass viele nicht sehr bewusst mit ihrem Geld umgehen und dadurch in eine wahnsinnige Abhängigkeit gerutscht sind. Das Geld verführt einen schon dazu, seinen Lebensstil nach oben zu schrauben und da fängt dann die Abhängigkeit an.

k.at

Könntest du von heute auf morgen aufhören?

Dieses Szenario, dass man von heute auf morgen aufhört, sollte man sich immer vor Augen halten, beziehungsweise tu ich das. Ich weiß, dass ich in dieser Zeit, solange es Luisa gibt, solange ich Escort mache, nicht beziehungsfähig bin. Und wenn ich jemanden kennenlernen möchte, führt das dazu, dass ich aufhören muss. Das bedeutet, ich darf mir keinen Lebensstil aneignen, den ich ohne Luisa nicht halten kann.

Wie gut kannst du Luisa von deiner Privatperson trennen?

Ich dachte lange, dass ich das sehr klar unterscheiden kann, also meine private Person, den Sex, den ich privat habe und den Sex, den ich als Luisa habe. Aber ich merke, je öfter ich mich mit einem Mann treffe, je mehr ich über ihn weiß, desto mehr verschwindet Luisa aus dem Raum und desto mehr bin ich wirklich ich. Somit ist es wahnsinnig schwierig, da eine klare Linie für mich zu ziehen. Und ich glaube, das macht es auch so schwer für mich, eine Beziehung parallel zum Escorten zu führen.

k.at

Wie verbreitet ist Escort in unserer Gesellschaft? 

Ich glaube nicht, dass ich eine Randerscheinung bin. Zwar bin ich das wahrscheinlich, weil ich darüber spreche, aber ich habe in diesen Jahren doch so einige Mädchen kennengelernt. Ich traue mich nicht mehr mit einem Finger auf ein Mädchen zu zeigen und zu sagen, die macht das oder die macht das nicht. Ich glaube, dass es viele sind und es viele von meiner Sorte gibt. Aber wir sind wahnsinnig unscheinbar beziehungsweise unsichtbar. Tagsüber würde man mich auch nicht erkennen und auf mich zeigen können und sagen, das ist eine, die sich abends mit Männern im Hotelzimmer vergnügt. Tagsüber bin ich die ganz normale Studentin, die mit Jeans und Hoodie herumläuft. Ungeschminkt mit Sneakers.

Was entgegnest du Menschen, die behaupten, das, was du machst, sei billig und würde zu einem negativen Frauenbild beitragen?

Wenn mir Leute sagen, dass ich meinen Körper verkaufe, entgegne ich meist einfach nur, dass das nicht wahr ist, sondern ich eine Dienstleistung anbiete. Und bei mir heißt das nicht Geld gegen Sex, sondern Zeit gegen Geld. Ich habe das Gefühl, dass diese Branche ganz oft aus einem negativen Blickwinkel beleuchtet wird. Ich will gar nicht abstreiten, dass es diese negativen Dinge wie Zwangsprostitution gibt, obwohl ich sagen muss, dass Zwangsprostitution für mich ein Euphemismus ist, denn für mich werden diese Frauen einfach nur vergewaltigt. Ich finde aber auch, dass man den Frauen ein Sprachrohr geben sollte, die das selbstbestimmt und gerne machen und eine Stärke darin sehen.

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