Totalüberwachung – Wie funktioniert das “Social Credit System” in China?

“Big Brother is watching you”: China führt ein Überwachungssystem für seine BürgerInnen ein, um so “gute” und “schlechte” Menschen zu kennzeichnen.
Marc Weber

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Stell dir vor, du parkst einmal falsch oder gehst bei Rot über die Straße.

Als Konsequenz darfst du kein Flugzeug mehr betreten oder der Besuch einer Universität wird dir verweigert.

Diese Umstände werden bald zum Alltag von 1,4 Milliarden ChinesInnen gehören.

Ab 2020 wird das “Social Credit System” eingeführt.

Hierbei handelt es sich um ein flächendeckendes Überwachungs- und Erziehungssystem, das auf Belohnungen und Bestrafungen basiert.

Wie funktioniert das System?

Das Ziel des Systems ist, “gute” und “schlechte” Menschen erkennbar zu machen.

Jede(r) BürgerIn startet mit 1000 Punkten.

Die staatliche Kontrollstelle entscheidet dann darüber, ob Punkte dazukommen oder ob welche abgezogen werden.

In die Bewertung fließen vor allem das Strafregister, die Kreditwürdigkeit und “persönliches Verhalten” mit ein.

Dazu werden Daten aus staatlichen und privaten Datenbanken herangezogen.

Hierbei hilft die totale Videoüberwachung im öffentlichen Raum, die jeden Verstoß aufzeichnet und mittels intelligenter Software an die zuständige Stelle weiterleitet.

Aber auch große Unternehmen wie Alibaba, das chinesische Äquivalent zu Amazon, oder Tencent, das chinesische Äquivalent zu Facebook, leiten ihre Daten an die staatlichen Behörden weiter.

So ist eine nahezu lückenlose Überwachung der BürgerInnen möglich.

Wie sammelt man Punkte?

Punkte dazugewinnen kann man zum Beispiel durch ehrenamtliche Arbeit, wenn man die Regierung in den sozialen Medien lobt oder auch eine gute finanzielle Lage.

Was sind die Folgen eines positiven Ratings?

Hat man genug Punkte gesammelt, dann bekommt man beispielsweise schneller einen Kredit, wird in der medizinischen Versorgung bevorzugt, wird schneller in der Arbeit befördert und erhält Steuervergünstigungen.

Wie verliert man Punkte?

Punkte verlieren kann man zum Beispiel durch Kritik an der Regierung in sozialen Netzwerken, Verkehrsvergehen, oder auch Betrug in Online-Games.

Was sind die Folgen eines negativen Ratings?

Fällt man unter die 1000-Punkte-Marke, dann drohen einem unter anderem höhere Steuern, Reisebeschränkungen oder Verweigerung von Zug- oder Flugtickets, Drosselung der Internetgeschwindigkeit und kein Zugang zu Bildungseinrichtungen.

Was sagen KritikerInnen zu dem System?

Menschen werden öffentlich an den Pranger gestellt.

Zur Bestrafung gehören auch öffentliche Demütigung im TV oder auf öffentlichen Displays.

Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass das System ein Mittel der Machtsicherung ist und China damit in eine digital überwachte Diktatur abrutscht.

Zudem könnte das System in anderen Ländern Nachahmer inspirieren.

Es handelt sich um ein soziales Ausschlusssystem, das eine Zweiklassengesellschaft weiter verstärken wird.