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Aus dem Leben eines U6-Fahrers: Ein Wiener-Linien-Mitarbeiter erzählt auf Reddit

Was passiert, wenn U-Bahn-LenkerInnen ohnmächtig werden? Fragen wie diese beantwortet ein anonymer U6-Lenker auf Reddit.

Auf Reddit finden in regelmäßigen Abständen AMAs statt, bei denen UserInnen alle Fragen stellen können, die ihnen schon immer auf der Seele brannten – sei es an PolitikerInnen, Thomas Brezina oder eben einen U6-Fahrer.

Der User "U6Fahrer" hat sich vor Kurzem zur Verfügung gestellt und schreibt: “Fragt mich alles zu Alltag, Störungen, außergewöhnlichen Ereignissen.” Und genau das haben die UserInnen auch getan.

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Was passiert eigentlich bei Verspätungen?

Eine Frage, die in den knapp 300 Kommentaren immer wieder auftaucht, ist die nach dem Zeitdruck, unter dem die U-Bahn-LenkerInnen stehen: Wie wirkt es sich auf einzelne aus, wenn es zu Verspätungen kommt? “Niemand wird etwas sagen, wenn der Fahrer nix dafür kann”, so der anonyme U6-Lenker.

Da sich vor allem während der Hauptverkehrszeiten viele darauf verlassen, pünktlich am Ziel anzukommen, sind besonders diese Tageszeiten stressig für die FahrerInnen: “Im Drei-Minuten-Intervall ist das Maximum an Zügen draußen und jede Kleinigkeit an meinem Zug – blockierte Türen, Diskussionen mit Fahrgästen oder ähnliches – führt zu Verzögerungen, die ich an die gesamte Linie weitergebe und die sich unmittelbar auswirken.”

Und was, wenn ein Lenker oder eine Lenkerin während einer Fahrt ohnmächtig wird? Laut dem Lenker gibt es zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen, die eine Entgleisung aufgrund Ohnmacht fast unmöglich machen. So gebe es etwa einen Knopf, den man regelmäßig drücken müsse, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist. Drückt man den Knopf nicht, wird der Zug langsamer und kommt schließlich zum Stillstand. Überfährt ein Zug beispielsweise ein rotes Signal, werde er ohnehin zwangsgebremst.

Was ärgert U-Bahn-LenkerInnen?

Auf die Frage, welche besonderen Qualifikationen man für seinen Job braucht, antwortet der Reddit-User: “Fachliche Kompetenz und eine gewisse innere Ruhe und Reife. Bei Störungen oder Vorfällen sollte man lieber nicht herumrennen wie ein aufgescheuchtes Huhn.”

Was den U6-Lenker in seinem Joballtag am meisten ärgert, sind Fahrgäste, die sich in die Tür werfen, obwohl der nächste Zug in zwei oder drei Minuten kommt: “Ausgewachsene Männer legen Body Slams gegen schließende Türen hin, als ginge es um Leben oder Tod.”

Mit dem Mythos um die “Erkrankung eines Fahrgastes” räumt der U6-Fahrer auf: Oft heißt es, es handle sich dabei um eine Durchsage, die auf einen Suizid hindeutet, meist würde es sich jedoch beispielsweise um ohnmächtige Fahrgäste handeln. Kommt es dazu, wartet die U-Bahn in der Regel auf das Eintreffen der Rettung, weshalb es zu Aufenthalten kommen kann.

"Man bewegt die Stadt"

Eine der kuriosesten Fragen, die gestellt wurde: "Was machst du, wenn du während der Arbeit dringend aufs Klo musst?" Der Lenker erzählt, dass es beispielsweise in den Wendeanlagen WCs gebe, man müsse sich hier aber natürlich ziemlich beeilen. Wenn es wirklich dringend ist, kann man sich bei der Station Michelbeuern ablösen lassen – und auf die Toilette gehen während ein Kollege oder eine Kollegin eine halbe Runde fährt.

Radio, Musik, Podcasts hören oder aufs Handy schauen darf er während der Arbeit übrigens nicht. Das Essvebot in der U-Bahn gilt außerdem auch für ihn.

Das Tolle an seinem Job ist für den U6-Fahrer das Gefühl, dass man die Stadt bewegt, wie er erzählt: “Je nach Tagesverfassung macht es mir Spaß, wenn die ‘Kistn’ so richtig voll ist und ich trotzdem gut in der Zeit liege. Da kriegt man so richtig das Gefühl, dass man die Stadt bewegt und die Leute nicht über einen nachdenken, weil alles glatt läuft.”