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Ausstellung: Geflüchtete aus Ex-Jugoslawien erzählen ihre Geschichten

Im Rahmen der Ausstellung "Nach der Flucht" rücken 14 Menschen in den Mittelpunkt, die im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen am Balkan flüchten mussten.

"Bisher gab es sehr viele wissenschaftliche und zeitgeschichtliche Auseinandersetzungen über den Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Uns ging es darum, herauszufinden, wie es den Menschen, die gewaltsam aus ihrer Umgebung herausgerissen wurden, nach ihrer Ankunft in Wien ergangen ist", erzählt Vida Bakondy, Kuratorin der Ausstellung "Nach der Flucht", gegenüber k.at.

Die Ausstellung, die vom 15. September bis zum 14. November in der Hauptbücherei Wien stattfinden wird, soll daher diese Lücke schließen und Erinnerungsstücke sowie Biografien von ehemaligen Geflüchteten zeigen. Teil der Ausstellung sind aber auch Briefe, Fotografien und Dokumente, sowie Audioaufnahmen, in denen Menschen bestimmte Aspekte ihrer Flucht erzählen. Außerdem wird es Ausstellungsgespräche geben.

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Kaum öffentliche Projekte

In Wien alleine leben rund 770.000 Menschen mit einem sogenannten Migrationshintergrund – die meisten von ihnen haben laut Stadt Wien ihre Wurzeln am Balkan. Österreich war bekanntlich eines der bevorzugten Zielländer vieler Schutzsuchender.

100.000 Personen wurden aufgenommen, etwa 85.000 von ihnen stammten aus Bosnien und Herzegowina. Die Mehrheit dieser Menschen ist dauerhaft in Österreich geblieben. Ihr Integrationsprozess scheint mittlerweile abgeschlossen zu sein. Sie arbeiten, studieren und sind Teil der Gesellschaft. Es verwundert also sehr, dass es bisher kaum öffentliche Projekte gegeben hat, die sich speziell diesen Menschen (NachbarInnen, KollegInnen und teilweise auch Promis) und ihren persönlichen Geschichten gewidmet haben.

Fluchtbewegungen sind präsent

"Jede Geschichte ist individuell, denn die Menschen hatten unterschiedliche Ausgangspositionen, als sie nach Wien kamen. Einige hatten bereits Familien hier, andere wiederum konnten die Sprache und fanden gleich eine Arbeit", sagt Bakondy. Es gab aber auch Leute, die bei Null anfangen mussten. Hier ist durchaus auch eine Parallele zu der heutigen Situation zu sehen. Denn schließlich ist das Thema Flucht immer präsent. Es gäbe immerhin nach wie vor Kriege und Menschen, die versuchen würden nach Europa zu kommen, so Bakondy.

Ihr ist eine weitere Parallele aufgefallen: Im Rahmen der Vorbereitungen für die Ausstellung habe sie sich auch den medialen Diskurs genauer angesehen, der in den 90er-Jahren geführt wurde. "Die Debatten, die man damals geführt hat, wurden bei der Flüchtlingskrise 2015 erneut aufgerollt. Schon damals bekam man Sätze wie 'Wir können niemanden mehr aufnehmen, die Kapazitäten sind ausgeschöpft' zu hören. Das Positive sowohl bei den bosnischen als auch bei den syrischen Geflüchteten war jedoch die Zivilcourage vieler ÖsterreicherInnen", erklärt Bakondy.

Über die Diskrepanz zwischen Hilfsbereitschaft und Aufforderung zum Einwanderungsstopp soll am 22. September im Rahmen der Veranstaltung diskutiert werden. Von der Relevanz des Themas zeugen auch die Teilnehmerinnen: Alma Zadić (Bundesministerin für Justiz), Heide-Marie Fenzl (ehemalige Leiterin der "Bosnier-Aktion" im Bundesministerium für Inneres), Ursula Struppe (Abteilungsleiterin Stadt Wien – Integration und Diversität), Helmut Schüller (ehemaliger Präsident der Caritas Österreich), Melisa Erkurt (Journalistin beim ORF Report) und Marion Kremla (Mitarbeiterin bei der Asylkoordination Österreich).