Konstantinos Bitsios

Diese Initiative zeigt, wie engagiert Schülerinnen sind

Konstantinos Bitsios gründete die Initiative "schülerinnen.gestalten.wandel". Er erzählt, warum es besonders in schwierigen Zeiten wichtig ist, Jugendliche ernst zu nehmen.
Adisa Beganovic Adisa Beganovic

Die Idee für die Initiative "schülerinnen.gestalten.wandel" kam dem Unternehmensberater Konstantinos Bitsios im Jahr 2010 bei einer Konferenz, die sich rund um Lösungen für künftige Herausforderungen drehte. An dieser Veranstaltung nahm allerdings kein einziger Jugendlicher teil – für Konstantinos Bitsios eine Zielgruppe, die bisher im Diskurs um Umwelt, Zukunft und Politik vernachlässigt wurde.

Mit k.at sprach der Unternehmensberater über das gesellschaftspolitische Engagement von SchülerInnen, die Auswirkungen des Lockdowns auf die Jugend und Themen, die die jungen Menschen brennend interessieren.

Für dich ausgesucht

k.at: Wie würden Sie Ihre Initiative in ein paar Sätzen beschreiben? Und warum ist "schülerinnen.gestalten.wandel" notwendig?

Konstantinos Bitsios: Bei "schülerInnen.gestalten.wandel." werden keine Vorträge gehalten, noch wird den SchülerInnen gesagt, was richtig oder falsch ist. Wir hören den jungen Talenten zu, welche Ideen, Wünsche, Forderungen oder Kritik sie haben und wie wir andere Wege gehen können. Hier sollen ganz klar die Jugendlichen in den Mittelpunkt gerückt werden, unabhängig von ihrer schulischen Leistung.

Ihnen soll der Zugang zu Veranstaltungen, Konferenzen und Kongressen ermöglicht werden, an denen nur ManagerInnen teilnehmen, da der Eintritt zu teuer ist. Im vergangenen Jahr fand beispielsweise eine Konferenz in Wien statt, wo man für die Teilnahme 1000 Euro hinblättern musste. Ich habe bei den VeranstalterInnen angefragt, ob sie eine bestimmte Zahl an Freikarten für SchülerInnen zur Verfügung stellen könnten. So konnten einige Jugendliche bei der Konferenz anwesend sein, die eigentlich nur exklusiv zugänglich war.

Konstantinos Bitsios

Die Initiative gibt es mittlerweile seit zehn Jahren, wie würden Sie die Entwicklungen beschreiben? Hat sich die Zahl der teilnehmenden Klassen erhöht? 

Zu Beginn waren drei Unternehmen an der Initiative beteiligt, heute sind es über 200 Vorstände, PolitikerInnen, JournalistInnen und GeschäftsführerInnen, die sich mit den Jugendlichen austauschen wollen. Ursprünglich war "schülerInnen.gestalten.wandel." als eine reine Nachhaltigkeitsinitiative gedacht, doch durch das große Interesse kam es schließlich zu einer Weiterentwicklung der Idee. Die SchülerInnen können über diverse Themen diskutieren, auch die TeilnehmerInnen sind vielfältiger geworden.

2013 hatten sich SchülerInnen Arnold Schwarzenegger als Gesprächspartner gewünscht – das war mich für zunächst ein wenig unrealistisch, da Schwarzenegger in Kalifornien lebt. Aber als er dann in Österreich war, habe ich sein Büro kontaktiert und Arnold Schwarzenegger erklärte sich bereit, mit den SchülerInnen über den Klimawandel zu diskutieren.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Initiative ausgewirkt?

Die Corona-Krise hat einige Chancen, die ich zuvor so nicht in Erwägung gezogen habe, mit sich gebracht. Aufgrund der Videokonferenzen, die seit dem Lockdown abgehalten werden, fallen die Distanzen weg, weshalb auch vermehrt Anfragen aus den Bundesländern reinkommen. Vor zwei Wochen wurde die Justizministerin Alma Zadić zu einem Gespräch eingeladen, bei dem 200 SchülerInnen teilgenommen haben.

Am Interesse seitens der Jugendlichen merkt man auch, dass die Initiative gerade in so einer schwierigen Zeit besonders wichtig ist, weil es für sie eine ganz große Abwechslung bringt. Derzeit herrscht ein enormer Druck seitens der LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern in dieser Ausnahmesituation weiterhin den Schulstoff durchzubringen. Durch die Dialoge, die zustande kommen, werden einerseits die LehrerInnen ein wenig entlastet und andererseits SchülerInnen gefordert, sich aktiv in Diskussionen einzubringen.

Es heißt immer wieder, dass die Gen Z politisch beziehungsweise gesellschaftspolitisch viel aktiver ist, als die Generationen davor. Nehmen Sie das auch so wahr?

Die Themen, für die sich die Jugendlichen heute interessieren, sind vielfältig. Sie reichen vom Finanzwesen über Nachhaltigkeit, Klimaschutz bis hin zu Arbeitsplätzen der Zukunft und Werten in der Politik. Womöglich ist im Zuge der Firdays-for-Future-Bewegung der Eindruck entstanden, dass die Jugendlichen erst jetzt gesellschaftspolitisch aktiv geworden sind.

Aber ich habe vor zehn Jahren ein unglaubliches Interesse der Jugendlichen wahrgenommen, und dass sie sehr wohl politisch als auch gesellschaftlich mitgestalten möchten – nur wird ihnen bildlich die Tür vor der Nase zugeschmissen, weil sie keinen Zugang haben, um mit EntscheidungsträgerInnen zu diskutieren. Die jungen Menschen wollen nicht nur auf Social Media etwas posten, sondern sie hinterfragen auch die Dinge. Sie sind sehr bedacht, dass sie ernst genommen werden.