APA/HELMUT FOHRINGER

Häftling über Alltag in der JA Josefstadt: Twitter-Account gehackt

Auf dem Twitter-Account "Inside JA Josefstadt" gibt ein vermeintlicher Häftling Einblicke in den Alltag im Gefangenenhaus.

Wie ist das, wenn man in der Justizanstalt Josefstadt im 8. Wiener Gemeindebezirk eine Strafte absitzt? Wie sieht der Alltag als Häftling aus? Was passiert in einem Gefängnis? Ein Twitter-User, der von sich selbst behauptet, seit Monaten im Wiener Gefangenenhaus in U-Haft zu sein, will darüber Auskunft geben. Nur einen Tag nach Erstellung hat der Account @JJosefstadt schon über 2.500 neugierige FollowerInnen.

Für dich ausgesucht

"Ich werde hier in Zukunft direkt aus dem Gefängnisalltag berichten. Über Gutes wie über Schlechtes", so der erste Tweet des Users. Handys seien im Gefängnis eigentlich nicht erlaubt, daher sei Vorsicht geboten. Es sei nicht leicht gewesen, an ein Smartphone zu kommen, so der User – man müsse dafür die "richtigen Leute" kennen und das Gerät bei Durchsuchungen gut verstecken. Als Grund für sein Twittern nennt er Langeweile.

Der User selbst sitzt eigenen Angaben zufolge in U-Haft und wartet seit Monaten auf seine Verhandlung. Welche Straftat er begangen hat, will er nicht verraten – dadurch mache er sich leicht identifizierbar, heißt es. Dennoch versichert er, dass sein Delikt "nichts mit Gewalt, Drohung, Gift, Stalking, Missbrauch oder Diebstahl" zu tun hat. 

Zahlreiche UserInnen stellen indessen gespannt Fragen, die @JJosefstadt in den nächsten Tagen beantworten möchte. Er wolle einen "authentischen Einblick" geben, heißt es. Dabei will er vor allem Details zur Unterkunft, dem Speiseplan und dem Tagesablauf erläutern. Dennoch sei ihm bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sein Smartphone entdeckt wird. Dem sieht er gelassen entgegen: "Das weiß ich natürlich. Aber was soll's? Wolln's mich einsperren? Die Strafe nehm ich hin."

Eine Enthüllung aus den bisherigen Tweets des Users: Der vermeintliche Häftling berichtet von sogenannten "psychologischen Untersuchungen", die es in der Justizanstalt geben soll. Wenn Häftlinge Suizid begehen, soll es seitens der Justizanstalt später oft heißen, man habe die Person zuvor untersucht und dabei keine Suizidgefahr feststellen können.

Laut dem Twitter-User soll besagte Untersuchung jedoch lediglich aus zwei Fragen bestehen: "Planen Sie einen Suizid?" und "Hatte Sie schon mal vor, sich umzubringen?" – verneint man beide Fragen, gelte man als gesund, so der vermeintliche Häftling.

In weiteren Tweets berichtet der User, dass der "Falter" in der Justizanstalt verboten sei. Er selbst bekomme zweimal monatlich Zeitungen von Angehörigen zugeschickt, der "Falter" komme dabei aber nie durch, heißt es. Auch in der hauseigenen Trafik gebe es die Stadtzeitung nicht zu kaufen, "sämtliche anderen Zeitungen schon".

Dass @JJosefstadt sich mit der Äußerung über die zugeschickten "Falter"-Ausgaben gegenüber Personal der Justizanstalt erkennbar machen könnte, sei ihm egal. "Die Ordnungsstrafe überlebe ich auch noch. Ich weiß selbst, dass dieser Account eine Ablaufzeit hat. Halt Handy gut verstecken und hoffen... Ich halte mich keineswegs für klüger."

Online, offline, online: "Account wurde gehackt"

Nachdem der Account bereits mehrfach nicht mehr auf Twitter aufzufinden war und FollowerInnen bereits Sorge hatten, der User sei aufgeflogen, twitter @JJosefstadt aktuell wieder. In einem neuen Tweet heißt es, der Account sei gehackt worden – oder jemand hatte es versucht.

 

Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

www.suizid-praevention.gv.at

Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.