Stefan Joham

Kabarettist Mario Lučić: "Ins Fernsehen werde ich es nicht schaffen"

Im dritten Soloprogramm "Super, Wahnsinn" des Kabarettisten Mario Lučić geht es um Rassismus, Sexismus, Politik und das AMS. Wir haben ihn getroffen.
Adisa Beganovic Adisa Beganovic

Ein gefüllter Saal ist wohl der Traum einer jeden Kabarettistin und eines jeden Kabarettisten. Dieser Traum erfüllte sich für den Wiener Comedian Mario Lučić am 7. Oktober bei der Premiere seines dritten Soloprogramms "Super, Wahnsinn" im Wiener Orpheum: Die Karten zu seiner Show waren bereits Tage zuvor ausverkauft.

Lučićs Kabarett-Publikum entspricht einer Wiener Melange, denn hier finden sowohl autochthone ÖsterreicherInnen als auch MigrantInnen zusammen. Im Saal herrscht eine ausgelassene Wohnzimmerstimmung, die Gäste unterhalten sich und warten auf ihren Gastgeber.

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Lučić betritt die Bühne gutgelaunt und legt gleich mit einer wahnwitzigen Geschichte über die Geburtstagsfeier eines Einjährigen los. Diese nahm die Dimension einer Hochzeit mit über 100 Gästen an, hatte ein Kolo-Wettbewerb (Kolo ist ein Oberbegriff für Volkstänze am Balkan) und führte zu einem Liebesdrama zwischen Micky (Maus) und einer gewissen Sanela. Nachdem er einige Witze über die Balkan-Mentalität reißt, knöpft er sich die österreichische Bevölkerung vor. Sie seien das lärmempfindlichste Volk der Welt, schlecht im Fußball und eine Minderheit im zehnten Wiener Bezirk.

Ein weiteres Thema bekommt ganz viel Platz im Programm: das AMS. "Als ich arbeitslos wurde, hatte ich viel Zeit und habe aus einer Laune heraus sehr viel amerikanische Stand-Up-Comedy im Internet konsumiert und zeitgleich begonnen, humoristische Texte und Sketches zu schreiben", erzählt Mario Lučić gegenüber k.at. Lučić präsentiert sich in seinem Programm als AMS-Dauergast und gibt Tipps, wie man möglichst lange arbeitslos bleiben kann.

Das Programm bietet (teils intime) Einblicke in das Leben der Ex-jugoslawischen Community in Österreich und den Alltag eines Verkäufers (also den Beruf, den Lučić vor seiner Comedy-Karriere ausgeübt hat). Dass er sich dabei an Überspitzungen und teils auch Klischees bedient, um so die Lachmuskeln zu kitzeln, ist klar und stört auch nicht – sein Programm ist ohnehin keine akademische ethnographische Abhandlung. Er beleidigt niemanden – schimpft aber viel, meistens auf Kroatisch. Wenn man eine der BKS-Sprachen (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch) beherrscht, wird man umso lauter lachen, denn seine Schimpftiraden sind in der Originalsprache witziger als die Übersetzungen.

Seine Erzählungen zeigen sich aber durchaus auch gesellschaftskritisch, da er auf humorvolle Weise Probleme wie Rassismus, Diskriminierung und Sexismus anspricht. In einem Segment des Programms geht er auf die Frage ein, die jeder Migrant und jede Migrantin – egal aus welcher Generation – Dutzende Male gestellt bekommen hat: "Mit der Herkunft von Menschen geht man wie mit einer Krankheit um. 'Wo kommst du her? Ah, macht nichts, du kannst nichts dafür.'" Für den Komiker spielt sein Migrationshintergrund keine Rolle. "Ich denke, wenn man eine gute Künstlerin oder ein guter Künstler ist, ist es egal, woher man kommt", so Lučić gegenüber k.at

Lučić ist längst kein unbekannter Name mehr in der österreichischen Comedy-Szene. 2014 gewann der damals 25-jährige Wiener den "Neulingsnagel" als bester Nachwuchscomedian. Mit seinem ersten Programm "Ghettoneurotiker" tourte Mario Lučić zwei Jahre durch die Kabarettszene. Sein größtes Ziel sei es, ein Soloprogramm in der Wiener Stadthalle zu spielen. "Ins Fernsehen werde ich es vermutlich nicht schaffen, weil mein Stil sehr dreckig und direkt ist", sagt er.

"Super, Wahnsinn" ist ein gutes Beispiel dafür. Der Komiker reflektiert darin auch über die aktuellen politischen Geschehnisse (Stichwort: Heinz-Christian Strache und seine Frau Philippa). Ein Programm, über das nicht nur MigrantInnen lachen werden.