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Shitstorm: Warum die Slogans der Fitnesskette FitInn problematisch sind

Die aktuellen Werbesprüche von FitInn bringen der Fitness-Kette Kritik von Social-Media-UserInnen ein.

"Die inneren Werte zählen – glaub nicht alles, was du denkst": So lautet einer der Slogans, mit denen die Fitnessstudio-Kette FitInn aktuell wirbt. Auf der Facebook-Seite reagieren bereits einige UserInnen auf die gewollt kontroversen Sprüche des Fitnessstudios. "Schon mal was von Selbstliebe gehört?", schreibt eine Userin. "Bei eurer Werbung waren wohl die ganz Smarten am Start", so eine andere. Das Werbekonzept fördere Body Shaming und Sexismus, heißt es in weiteren Kommentaren.

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FitInn reagiert zwar auf die Kritik auf Facebook, liefert den UserInnen aber keine Erklärung für die Sujets. "Unsere Sprüche sind immer mit einem Augenzwinkern zu lesen und richten sich an jene, die den FitInn-Lifestyle befürworten und als Ansporn sehen", antwortet Verena aus dem FitInn-Team und stößt damit auf wenig Verständnis bei den NutzerInnen. Die Argumentation erinnert an Marken wie True Fruits, die ebenfalls gezielt auf vermeintlich ironische Provokationen setzen, um die Aufmerksamkeit für ihre Marke zu erhöhen.

"Solche Sprüche sind nicht mal mit Augenzwinkern in irgendeiner Art akzeptabel", kommentiert eine Userin. Auch auf Instagram werden die Werbeslogans kritisiert. "Eure Marketingabteilung gehört gefeuert. Was ist das für ein Body-Shaming-Schwachsinn?!", fragt eine Nutzerin. Eine offizielle Stellungnahme seitens der AdministratorInnen fehlt hier jedoch – auch auf eine Anfrage von k.at hat die Fitness-Kette nicht reagiert.

 

Doch kein Body Shaming

Beim Österreichischen Werberat wurden im Jänner 2020 drei Beschwerden aufgrund der Werbeslogans eingereicht. "Ich habe nun schon mehrere verschiedene Werbungen von FitInn auf Facebook und Instagram gesehen, die alle auf die gleiche Schiene hinauslaufen: nur dünn und fit ist schön. Solche Sätze zu lesen kann triggernd sein für Menschen, die an Essstörungen, Diätwahnsinn oder schlechtem Selbstwertgefühl leiden", lautet eine der Kritiken.

Eine weitere Beschwerde, die am 5. Jänner veröffentlicht wurde, wirft der Kette vor, die psychische Gesundheit von Menschen zu gefährden, "indem sie ein ungesundes Körperbild, häufig assoziiert mit Essstörungen, fördern und unterstützt." Der Werberat schritt nicht ein, da es sich bei den Sprüchen um eine "humoristische Überzeichnung der Werbemaßnahme" handeln würde. Die Werbung sei laut den WerberätInnen unproblematisch, da die Formulierungen kein Body Shaming unterstützen würde.

In Österreich gibt es bisher nur Hochrechnungen und Schätzungen – laut Gesundheitsministerium erkranken rund 200.000 Menschen einmal in ihrem Leben an einer Essstörung wie Magersucht oder Bulimie. Für Betroffene, die mit scheinbar witzigen Werbesprüchen eines Fitnessstudios konfrontiert werden, könnten diese Werbemaßnahmen möglicherweise gefährlich sein. In einer der Beschwerden an den Werberat wird darauf aufmerksam gemacht: "Werbung für Fitness und Sport zu machen ist ja schön und gut, so eindeutiges Body Shaming zu betreiben ist aber absolut inakzeptabel."

Update, 22.1.:

"Uns sind die Kommentare der UserInnen auf Social Media bewusst, stehen bei Fragen und Anregungen natürlich gerne zur Verfügung. Dass unsere Sprüche nicht immer als humorvoll angesehen werden, ist uns absolut bewusst. Fakt ist jedoch, dass wir als Marke nie die Gesamtbevölkerung zufrieden stellen können. Die Slogans treffen offensichtlich den Nerv der Gesellschaft, das erkennen wir alleine an den Reaktionen. Ja, Body Positivity ist gut und wichtig. Dazu geht für uns als FITINN ein gesunder, sportlicher Lebensstil einher. Sport und Bewegung sind essentiell für die Erhaltung der physischen und psychischen Gesundheit."

 

Wenn du selbst denkst, an einer Essstörung zu leiden, dann kannst du dich an folgende Adressen wenden:

Notfallpsychologischer Dienst Österreich

Hotline sowhat

Psychologische Studienberatung

Intakt