Kurier/Franz Gruber

Vorwürfe bei Organspenden gegen Wiener AKH

Das Wiener AKH sieht sich mit Vorwürfen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen Regeln bei Organspenden konfrontiert. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete am Samstag von einem Fall, in dem an einer griechischen Patientin binnen vier Stunden eine Lungentransplantation durchgeführt wurde, obwohl die Wartezeit auf ein Spenderorgan eigentlich Monate dauert. Das AKH will die Vorwürfe prüfen.

Die Frau, die an einer Lungenhochdruckerkrankung litt, wurde laut "Süddeutscher Zeitung" am 8. Oktober gegen 14.00 Uhr von Ärzten des AKH auf die Warteliste gesetzt. Als gegen 18.00 Uhr eine Spenderlunge von der Organverteilungsstelle Eurotransplant angeboten wurde, schlugen die Wiener Ärzte binnen fünf Minuten zu. Dieses Tempo sei ungewöhnlich: Da die Verteilungskriterien von Eurotransplant sehr streng sind, müssen Patienten in der Regel monatelang auf ein Spenderorgan warten, einige Patienten sterben während dieser Zeit sogar. Durchgeführt wurde die Operation dann vom Leiter der Chirurgie, Walter Klepetko, der auch Niki Lauda eine Lunge transplantiert hat. Hier stehen nun Vorwürfe der Bereicherung im Raum, da Ärzte bei ausländischen Patienten weit höhere Summen einnehmen würden, als bei Österreichern.

Die Medizinische Universität Wien und das AKH distanzierten sich in einer Aussendung von Anschuldigungen "auf Basis unvollständiger Informationen und unlegitimiert weitergegebener, interner Unterlagen und Daten". In jedem Fall würden die erhobenen Vorwürfe äußerst ernst genommen und einer weiteren Prüfung unterzogen werden. "Die Medizinische Universität Wien und das AKH Wien halten selbstverständlich alle international vereinbarten Regularien ein", hieß es.

Die Aktivitäten des Lungentransplantationsteams am AKH Wien/MeduniWien wären zudem Ende 2017 einem umfassenden Audit durch einen von Eurotransplant anerkannten externen Experten unterzogen worden und "es wurde dabei in allen Bereichen ein korrektes Vorgehen attestiert". "Es werden auch die jetzt behaupteten Vorwürfe überprüft."

Das Wiener Lungentransplantationsteam habe über Jahre den strukturierten Aufbau neuer Transplantprogramme in anderen Ländern durchgeführt und Patienten aus diesen Ländern transplantiert. Die Gesamtbilanz des Organaustausches war dabei immer positiv, was u.a. zu einer Senkung der Wartelistenmortalität für Österreicher auf lediglich 1,3 Prozent geführt habe.