Antisemitismus in den USA: Jugendliche leugnen Holocaust?

Graffiti zur Erinnerung an aktuelle Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Was hier langsam zum Problem wird, ist in den USA schon längst bei den Jungen gefestigt, wie aus einer Umfrage herausgeht.

Es sind erschreckende Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die "The Economist" letzten Monat veröffentlicht hatte. Vor allem, nachdem aktuell auch österreichische Unis auf Antisemitismus untersucht werden. Ein Fünftel der Jugendlichen in den USA gehen mit der Aussage d'accord, der Holocaust (oder auch die Schoa) sei ein Mythos. 

Den nationalsozialistischen Völkermord an zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung Europas hat es in der Tat gegeben, und es ist absoluter Schwachsinn, etwas anderes zu behaupten.

Wie konnte es dennoch zu so einem Umfrageergebnis kommen?

Alte Leier – junge Menschen: Warum leugnen sie den Holocaust?

Es ist der alte Hut, aber in neuer Form und leider auch vermehrt auf den Köpfen neuer Menschen. Zwanzig Prozent der US-amerikanischen Jugendlichen im Alter von 18-29 leugnen das womöglich größte Verbrechen gegen die Menschheit* – weitere 30 Prozent(!) sagten, sie wüssten nicht, ob er ein Mythos ist. Das Medium schreibt außerdem, dass mehr als ein Viertel der Jugendlichen die Behauptung aufstellt, dass "Juden zu viel Macht in den USA haben".

Solche Aussagen sind im Internet, vor allem in sozialen Medien mittlerweile keine Seltenheit. Auch ohne Interaktion mit solchen menschenfeindlichen, antisemitischen Communitys.

Eigentlich würde man meinen, dass die Ergebnisse in älteren Schichten heftiger ausfallen, da die jungen Generationen ja immer so "woke" und konform sind. Jedoch im Gegenteil: Nur sechs Prozent der Befragten über 65 sind derselben Meinung über die Macht von jüdischen Communitys in den USA.

Die Ergebnisse decken sich auch über alle Bildungsschichten, darum werden soziale Medien als Grund erforscht. Das Pew Research Centre, welches sich mit Trendforschung genauestens beschäftigt, hat herausgefunden, dass Amerikaner:innen unter 30 Informationen auf Social Media ebenso sehr vertrauen wie nationalen Nachrichten. 

Das sind alarmierende Umstände, wenn man bedenkt, wie viel Verschwörungstheorien und sonstiger Fake-Content in sozialen Medien herumschwirrt. Zahlreiche Studien belegen einen Zusammenhang zwischen einer Anfälligkeit für Fake-News und Verschwörungen, und einem erhöhten Social-Media-Konsum. Vielleicht sollte man seine Informationen zu geschichtlichen Ereignissen vielleicht eben nicht auf TikTok suchen.

*Die jüdisch-deutsch-amerikanische Journalistin und Publizistin Hannah Arendt rief dazu auf, den "Euphemismus" von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu "Verbrechen gegen die Menschheit" zu ändern. Sie schrieb in ihrem Buch dazu folgendes: 

„Das den Nürnberger Prozessen zugrunde liegende Londoner Statut hat […] die ‚Verbrechen gegen die Menschheit‘ als ‚unmenschliche Handlungen‘ definiert, woraus dann in der deutschen Übersetzung die bekannten ‚Verbrechen gegen die Menschlichkeit‘ geworden sind; als hätten es die Nazis lediglich an ‚Menschlichkeit‘ fehlen lassen, als sie Millionen in die Gaskammern schickten, wahrhaftig das Understatement des Jahrhunderts."

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