Carnivore-Diet, was steckt dahinter?

TikTok SteakAndButterGal / TikTok Itscourtneyluna

"Carnivore-Diät": Was steckt hinter den MeatfluencerInnen?

Fleisch auf Fleisch und als Beilage dazu Butterwürfel? Was steckt hinter der "Carnivore-Diät"?

Bereits seit 2018 wird vermehrt über die umstrittene Ernährungsweise "Carnivore" gesprochen. Und die Regeln sind strikt: Wie "BBC" erklärt, sind am Speiseplan eigentlich nur tierische Produkte erlaubt. Eine typische Mahlzeit nach der "Carnivore-Diät" sieht dann zum Beispiel so aus: ein durchzogenes Steak und als Nachspeise ein feiner Eierpudding. Wo die Beilagen wie Kartoffeln, Reis, Gemüse oder gar ein Salat bleiben, fragt man sich vergeblich.

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Was ist die Carnivore-Diät?

Die Ernährungsweise funktioniert laut "GoodFood" dadurch, dass quasi alle pflanzlich-basierten Lebensmittel radikal gestrichen werden. Übrig bleiben dann Fleisch, Fisch, Eier und kleine Mengen an Milchprodukten mit wenig Laktose-Gehalt. "Carnivore"-AnhängerInnen essen dann Schwein, Rind, Hühnchen, Lamm, Innereien – eine bunte Auswahl an Fleischsorten, von denen eigentlich keine gemieden wird. Fisch möchte bei dieser Ernährungsweise besonders ölig und fettreich sein, genauso wie Käse, Butter und Obers. Es werde wohl sogar ein hoher Fettanteil in den Lebensmitteln angepriesen, um den täglichen Kalorienbedarf zu decken.

Umstrittene Ernährungsweise "Carnivore"

Aber wie wirkt sich dies auf die Gesundheit und das Körpergefühl aus? "Carnivore" ist nicht umsonst sehr umstritten – ExpertInnen raten davon ab, da durch diese einseitige Ernährung wichtige Mikro-Nährstoffe und Ballaststoffe aus Früchten, Gemüse, Nüssen, Hülsenfrüchten und Getreide gar nicht vorkommen. Außerdem ist die überproportional hohe Einnahme von Eiweiß eine Belastung für die Nieren. Eine Studie der "University of Oxford" hat außerdem herausgefunden, dass verarbeitetes sowie rotes Fleisch Herzkrankheiten fördert.

Wieso ist "Carnivore" so populär?

Wenn man sich vorstellt, jeden einzelnen Tag nur Fleisch zu konsumieren ohne Beilage, so wird man dem wohl innerhalb weniger Tage überdrüssig. Weshalb aber gibt es so viele AnhängerInnen, die liebend gerne an dieser Lebensweise festhalten? Auf TikTok und Instagram tauschen sich viele Menschen darüber aus, welche positiven Effekte "carnivore" auf ihr Erscheinungsbild und ihre Gesundheit hat. 

Die Influencerin mit dem klingenden Namen @SteakAndButterGal beschreibt, dass die "Carnivore-Diät" ihre Periode zurückbrachte, die zuvor zwei Jahre lang ausblieb, außerdem habe sie nun keine Akne mehr. Sie war von Veganismus zur reinen Fleischdiät gewechselt. Andere sprechen davon, dass sie durch "Carnivore" an Gewicht verloren haben. Wie auch DiätologInnen erklären, liege das an der hohen Einnahme von Protein und den wenigen Kohlehydraten, was auch Statistiken bestätigen. Proteine machen länger satt, woraufhin man weniger schnell wieder Hunger verspürt.

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Was sind MeatfluencerInnen?

In diesem Zusammenhang haben sich sogar InfluencerInnen auf die "Carnivore-Diät" spezialisiert. Sie nennen sich "MeatfluencerInnen" zu Deutsch: FleischfluencerInnen. Auf TikTok gibt es nicht wenige "Carnivore-LiebhaberInnen", die ihrer Community erklären, was sie jeden Tag essen (Fleisch mit Butter) oder weshalb sie sich für diesen Lifestyle entschieden haben. Der berühmteste von ihnen ist vielleicht, wie berichtet, der "Liver-King", den man für seinen Online-Verzehr von Innereien kennt. Vielleicht ist "Carnivore" auch als extreme Antwort auf Veganismus zu sehen?

Der Trend hin zu übermäßigem Fleischkonsum will "Metro" in der Aussage des Psychologen Jordan Peterson vermuten, der im Podcast mit Joe Rogan vor einigen Jahren erwähnte, er ernähre sich nur durch "Rindfleisch, Salz und Wasser". Dieser äußert sich vermehrt zu Gender-Fragen und beschäftigt sich (oft kontrovers) mit dem Bild von Maskulinität in der Gesellschaft.

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Fleisch ist für Männer, Salat ist für Frauen?

Online beobachtet man, dass es auch auffallend viele Frauen gibt, die sich mittlerweile diesem Trend verschrieben haben. War der Diskurs vor wenigen Jahren nämlich noch eher männlich geprägt Stichwort Alpha-Male, der jeden Tag grillt und die eigenen Muskeln mit Fleisch verwöhnt so berichten viele Frauen jetzt darüber, welche Vorteile diese Ernährungsweise gebracht hat. Nicht selten unter übertrieben-grobem Kauen von massiven Steaks, was fast wie die Nachahmung von maskulinem Verhalten wirkt. 

Die Influencerin @itscourtneyluna beschreibt sich selbst als "animal based" und erklärt, dass Frauen von der Gesellschaft dazu konditioniert werden nur Salate essen zu müssen, um gesund und dünn zu sein, wenn das überhaupt nicht der Wahrheit entspricht: "Die Carnivore-Community zählt viele Frauen."

Ob jedoch die Entscheidung gegen Salat und hin zu ausnahmslos Fleisch und Butter die richtige, gesunde Variante ist, wagen ExpertInnen zu bezweifeln. Schließlich ist es doch die ausgewogene Ernährung, die langfristige Gesundheit verspricht.