Können zu viele Kinder unser Gehirn beeinträchtigen?

Kann es unser Gehirn schädigen, wenn wir zu viele Kinder haben?
Kann unser Gehirn beeinträchtigt werden, wenn wir mehr als zwei Kinder bekommen? Eine Studie hat diese Hypothese untersucht.

Kann es unser Gehirn schädigen, wenn wir zu viel Nachwuchs bekommen? Ja, sagen die Forscher der Columbia University und der Université Paris-Dauphine. Laut einer Studie soll es sich sogar negativ auf die kognitiven Fähigkeiten im Alter auswirken, wenn man mehr als zwei Kinder hat. 

Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal "Demography" veröffentlicht. 

Verschlechterte Kognition ab 3 Kindern?

Die Untersuchung besagt, dass ältere Eltern mit nur zwei Kindern kognitiv leistungsfähiger sind, als solche mit drei Spösslingen. Um zu untersuchen, ob sich drei oder mehr Kinder im Vergleich zu zwei Kindern auf die kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben auswirken, analysierten die Studienautoren Daten aus der Studie Survey of Health, Aging and Retirement in Europe (SHARE).

Die SHARE-Untersuchung enthält repräsentative Stichproben der älteren Bevölkerung in 20 europäischen Ländern sowie Israel. Jede:r Proband:in war mindestens 65 Jahre alt und hatte mindestens zwei biologische Kinder. 

Während sich frühere Studien auf die Auswirkungen anderer Faktoren wie Bildung oder Berufswahl auf die lebenslangen kognitiven Leistungen konzentrierten, ist dies das erste Projekt überhaupt, das den Einfluss einer hohen Fruchtbarkeit untersucht. "Das Verständnis der Faktoren, die zu einer optimalen kognitiven Leistung im späten Lebensalter beitragen, ist für die Gewährleistung eines erfolgreichen Alterns auf individueller und gesellschaftlicher Ebene von wesentlicher Bedeutung – insbesondere in Europa, wo die Familiengrößen geschrumpft sind und die Bevölkerungen schnell altern", erklärt Studienleiter Vegard Skirbekk von der Columbia Mailman School in einer Pressemitteilung.

"Für den:die Einzelne:n ist die kognitive Gesundheit im späten Lebensalter von entscheidender Bedeutung, um seine:ihre Unabhängigkeit zu bewahren und im späteren Leben sozial aktiv und produktiv zu sein. Für die Gesellschaft ist die Sicherstellung der kognitiven Gesundheit der älteren Bevölkerung von entscheidender Bedeutung für die Verlängerung des Arbeitslebens und die Verringerung der Gesundheitskosten und des Pflegebedarfs", erklärte der zweite Studienleiter Eric Bonsang von der Université Paris-Dauphine weiter.

Mütter und Väter betroffen

Die Analyse ergab, dass das Vorhandensein von drei oder mehr Kindern (im Vergleich zu nur zwei Kindern) mit einer schlechteren kognitiven Leistungsfähigkeit der Eltern im späteren Leben zusammenhängt. Dies gilt sowohl für Mütter als auch für Väter. Warum mehr als zwei Kinder zu einem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten führen, ist bis dato nicht bekannt.

  • Laut den Forscher:innen könnten mehr Kinder vor allem mehr finanzielle Ausgaben bedeuten, die zu einem niedrigeren Familieneinkommen führen. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, unter die Armutsgrenze zu fallen. 
  • Trifft dieses Szenario ein, würde dadurch der Lebensstandard aller Familienmitglieder gesenkt werden. Hypothetisch gesehen, könnte dies zu der Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben beitragen.
  • Mehr Kinder zu haben steht auch in kausalem Zusammenhang mit einer geringeren Erwerbsbeteiligung von Frauen, weniger Arbeitsstunden und einem niedrigeren Verdienst. Das bedeutet, dass sich der Verbleib im Erwerbsleben im Vergleich zum Ruhestand positiv auf die kognitiven Funktionen von Männern und Frauen auswirkt.

Mehr Kinder lassen uns schneller altern 

"Der negative Effekt von drei oder mehr Kindern auf die kognitiven Funktionen ist nicht zu vernachlässigen, er entspricht 6,2 Jahren Alterung", erklärte Bonsang. "In Anbetracht des Ausmaßes des Effekts sollten künftige Studien zur kognitiven Leistungsfähigkeit im späteren Lebensalter auch die Fruchtbarkeit als Prognosefaktor neben allgemeineren Einflüssen wie Bildung, Berufserfahrung, körperliche Bewegung sowie geistige und körperliche Gesundheit untersuchen", sagte Skirbekk abschließend.

Die Forscher:innen wünschen sich zudem mehr Studien, die auch die Auswirkungen von Kinderlosigkeit oder einem Kind auf die Kognition der Eltern im späteren Leben untersuchen. 

Kommentare