"Protecting Your Peace": Macht dieser TikTok-Trend einsam?

TikTok-Trend: Protecting your peace, das steckt dahinter
Wer sich durch Freizeitstress und private Dramen überfordert fühlt, für den ist dieser TikTok-Trend vielleicht das Richtige.

Manchmal wird einem das Privatleben einfach zu viel: Zwischen Geburtstagsfeiern, familiären Verpflichtungen und Trennungen im Freundeskreis, könnte man schonmal das Bedürfnis haben, sich von allem und jedem abzugrenzen. Was beruflich nur schwer geht – Stichwort Lebensunterhalt verdienen – scheint für Freizeitstress schon besser zu funktionieren. Also, zumindest wer bereit dafür ist, Freundschaften und Beziehungen auf Sparflamme zu führen.

Der Hashtag "Protecting Your Peace" hat über 120 Millionen Aufrufe über die Plattform TikTok – NutzerInnen halten motivierende Reden, weshalb sie den "Pause-Knopf" in ihrem Privatleben gedrückt haben oder zeigen, wie sie entspannt im Bett liegen, unbeeindruckt von allem was um sie passiert. Mit Gesichtsmaske und einer Reality-TV-Show lässt es sich schließlich besser ignorieren, dass das eigene Mobiltelefon mit Nachrichten überschwemmt wird. Ob diese jemals beantwortet werden? "Protecting Your Peace" sagt eher nein.

"Protecting Your Peace" und Mental Health

Sich von Situationen abzugrenzen, die einem nicht gut tun, oder potenziell harte Entscheidungen zu treffen, wird oft von Mental-Health-Portalen empfohlen, wie "StudySmarter" berichtet. Aber was passiert, wenn man sich zu sehr und vor allem zu lange einigelt? Dies könnte potenziell negative Folgen haben: Wie manche NutzerInnen berichten, sitzen sie nun nach längerer Zeit des "Friedens" mittlerweile alleine da.

Unter der Floskel "When you protected your peace a little too much...", also: "Wenn du deinen Frieden ein wenig zu krass verteidigt hast..." berichten Betroffene, wie ihr Leben nun aussieht. Fast schon komödiantisch, machen sie sich über sich selbst lustig und sagen, dass sie nun um 21 Uhr ins Bett gehen, ihr Handy niemals klingelt, sie keine FreundInnen mehr übrig haben und die einzigen Personen, die mit ihnen abhängen, ihre Großeltern sind.

Die Nutzerin @georgiahwfit erklärt, dass sie vielleicht zu weit gegangen ist: "Wenn du deinen Frieden ein bisschen zu hart verteidigt hast, sodass dein Highlight der Woche der Besuch im Gym ist, du nur eine Handvoll enger FreundInnen hast, null Romantik erlebst, fast nie deine Nachrichten checkst und quasi niemals Feiern gehst." Dabei spricht sie natürlich über sich selbst und erklärt, wie sie ihr Alltag mittlerweile aussieht.

Schürt "Protecting Your Peace" Einsamkeit?

Manche UserInnen schreiben unter Videos, dass sie es mit der Abgrenzung, also quasi dem Ausstieg aus ihrem Privatleben, übertrieben hätten und berichten von dem Gefühl der Einsamkeit. Auch in den Kommentaren fällt immer wieder das Wort EinsiedlerIn und den Eindruck, Anschluss verloren zu haben.Wie "Deutschlandfunk" berichtet, steigt die Einsamkeit unter jungen Menschen – was vielleicht stark mit der Covid-Pandemie zu tun hatte, scheint eventuell ein Phänomen zu sein, das gekommen ist, um zu bleiben.

Der Alltag kann natürlich ermüdend sein, sich komplett aus dem Leben zu ziehen, hat aber auch wenig mit einer realistischen Lebensweise zu tun. Schließlich gehören soziale Interaktionen und manchmal auch Konflikte zum echten Leben dazu. Wer immer vor Verantwortung oder potenziell schwierigen Situationen flüchtet, nimmt nicht am Alltag teil und muss sich am Ende auch nicht wundern, ebenfalls die schönen Seiten des "Mensch-Seins" zu verpassen – Liebe, Zuneigung, tiefgehende Gespräche und ambivalente Emotionen.

Deshalb heißt es am Ende vielleicht: Raus aus dem Schneckenhaus und "Protecting Your Peace" lieber nur mit Maß und Ziel genießen. Eine Pause sei aber natürlich jede/r/m vergönnt, der es braucht.

Kommentare