Twitter, Elon Musk und die "X Corp": Was hat er vor?
Ein kleines bisschen mehr als zehn Jahre lang war der blaue Vogel das Logo von Twitter, und stand damit für eine ganze Ära des Internets. Das konstruierte Verb "twittern" schaffte es sogar in den deutschen Duden. Elon Musk ändert das nun alles: Mit Ende Juli 2023 hat Twitter ein neues Logo, und ist im Begriff vollständig in der neuen "X Corp." des Tesla-Gründers aufzugehen. Die Reaktion: Ein neues Unternehmensschild am Standort in San Francisco musste bereits entfernt werden, und auf der umbenannten Plattform "X" ist ein kultureller Wandel im Gange.
Twitter ist jetzt X.com
Im Herbst 2022 eignete sich Elon Musk die Firma Twitter für etwa 44 Milliarden US-Dollar an. Vergangenen Sonntag begann er mit dem lange angekündigten Rebranding zu "X", Elon Musks Vorstellung von einer Social Media App, die der "New York Times" zufolge später auch Shopping und Banking beinhalten soll. Wie genau das aussehen soll, steht aktuell noch in den Sternen, jedoch kann man sich für gewöhnlich auf die Experimentierfreudigkeit des Tesla-CEOs verlassen.
Mit Ende Juli scheint die Übergangsphase zur neuen Identität von Twitter begonnen zu haben. Damit geht eine Ära der Plattform als Quelle der Inspiration, Kontroverse und Diskussion rund um Internet-Kultur zu Ende. Viele Nutzer:innen, darunter auch Schauspieler Mark Hamill, verabschiedeten sich auf gewisse Weise ein letztes Mal von Twitter. Elon Musk läutet eine neue Zeit und Richtung für das Unternehmen ein, welches die letzten 15 Jahre Internet so eindrucksvoll geprägt hat.
Elon Musk und das X
Der Buchstabe X scheint für den Unternehmer eine besondere Rolle zu spielen. Der sonst relativ unübliche Buchstabe ist, wie er laut "Independent" im Interview mit Podcaster Joe Rogan verriet, auch der Rufname des gemeinsamen Kinds mit der kanadischen Künstlerin Grimes. Doch auch aus unternehmerischer Sicht hatte er bereits ein "Baby" mit diesem Namen: Mit "X.com" gründete Musk 1999 eine der ersten vollständig Online operierenden Banken, vergleichbar mit den heutigen Angeboten von "N26" oder der "DADAT Bank".
Aus "X.com" wurde in späterer Folge PayPal, eine Beteiligung, welche viele der späteren Geschäftszweige von Musk finanzieren sollte. 2017 kaufte er die Internet-Domain "X.com" von PayPal zurück. "Aus sentimentalen Gründen" gab er damals als Begründung an.
Der blaue Twitter-Vogel war ein Zeichen einer Internet-Kultur, größer und weiter verbreitet als die Marke selbst. Eine Kultur, zu dessen Fans man Musk zwar definitiv zählen könnte, von welcher er sich jedoch nach dem Schritt zur Übernahme immer mehr zu entfernen schien. Mehrmals kritisierte er sowohl die auf der Plattform, als auch die im Unternehmen gelebte Kultur.
Als würde er ein weiteres "Zeichen des Umbruchs" setzen wollen, begannen im Hauptquartier in San Francisco diese Woche die Arbeiten, den blauen Vogel aus dem Haus zu treiben. Ein neues Leuchtschild auf dem Dach des Firmengebäudes sorgte "TheVerge" zufolge innerhalb eines Wochenendes für 24 Beschwerden beim lokalen Amt für Stadtplanung. Zahlreiche Bewohner:innen der umliegenden Gebäude teilten Videos des pulsierenden Schilds, welches kurz darauf entfernt wurde.
Elon Musks Pläne für X und alles, was in diesem Umfeld noch passieren soll, sind noch nicht bekannt, womöglich auch noch nicht vollständig ausgereift. Jedoch kann man sich bei Musk sicher sein, dass es nichts Gewöhnliches sein wird – schon oft war der 52-jährige Unternehmer für eine Überraschung gut.
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