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Alle Menschen, die du auf willhaben triffst

Sag nicht, wir hätten dich nicht gewarnt.

Alle von uns, die schon einmal etwas auf willhaben verkauft oder gekauft haben, wissen, dass wir es hier nicht nur mit einer der größten Plattformen unserer Alpenrepublik zu tun haben, sondern auch mit der absurdesten. Denn auf willhaben wird nicht nur im Minutentakt völlig abgedrehter Scheiß zum Verkauf angeboten, sondern es finden sich auch die passenden Individuen dazu.

Willhaben mag also vielleicht das Epizentrum der Kleinanzeigen sein, aber es ist auch das der fehlenden Umgangsformen und der Ort, an dem alle sozialen Normen über Bord geworfen werden. Sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt. 

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Die Gestressten

Diese Gattung Mensch tritt vor allem dann in Erscheinung, wenn du auf willhaben etwas verschenkst. Schon maximal drei Sekunden, nachdem du deine Anzeige veröffentlicht hast, schreibt dir diese Person eine Nachricht, die die Wörter „WANN“, „HEUTE“, „ADRESSE“ und „SOFORT“ in beliebiger Reihenfolge enthält.

Es scheint fast, als hätten die Gestressten ihr ganzes Leben lang auf deinen sieben Jahre alten Bettkasten von Ikea gewartet. Wenn sie könnten, würden sie in die Vergangenheit reisen und deinen zu verschenkenden Müll schon abholen, bevor du überhaupt wusstest, dass du ihn verschenken wirst. Antwortest du diesen Menschen nicht auf der Stelle, werden sie noch nervöser und schießen mehrere Fragezeichen in einer zweiten Nachricht hinterher. 

Die Feilscher

Natürlich wird auf willhaben gehandelt, als gäbe es kein Morgen, und niemand hat jemals den vollen Preis für irgendein Teil bezahlt. Wenn wir „handeln“ sagen, dann sprechen wir aber nicht von dieser willhaben-Spezies. Die Feilscher schreiben dich wegen eines Kleidungsstückes an, das du vor Jahren für viel Geld gekauft hast und jetzt um – sagen wir – 20 Euro loswerden möchtest.

Weil die Feilscher im Laufe ihrer willhaben-Karriere schon jegliches Gespür für ihre Außenwelt verloren haben, tippen sie in das Eingabefeld Dinge wie „2 Euro passt“ oder „Ich würde es gratis SOFORT abholen“. Lass dich auf diese Menschen nur ein, wenn du verzweifelt bist oder sie sich wie durch ein Wunder als besonders nett entpuppen. 

Die Creeps

Ja, es gibt sie auch auf willhaben, einem Ort, an dem so wenige persönliche Informationen wie möglich geteilt werden, an dem man üblicherweise kein Profilbild zum eigenen Account hinzufügt und viele Usernamen nur aus Abkürzungen bestehen: die Creeps.

Verkauft man beispielsweise mehrere kurze Kleider oder andere Kleidungsstücke, die man tendenziell eher jüngeren Frauen zuordnet, kann es schon mal vorkommen, dass einen Menschen auf willhaben um die Nummer bitten oder Klassiker wie „hey süße lady“ schreiben. Thank u, next!

Die Unentschlossenen

Wir alle wissen: Entscheidungen sind das Letzte. Und im Entscheiden sind diese Menschen besonders schlecht. Sie schreiben einen an und sadistisch wie sie sind, versichern sie drei Mal, das Teil verlässlich abzuholen, man solle es bitte bloß niemand anderem geben.

Alle willhaben-Userinnen und User, die aus unerklärlichen Gründen noch ein bisschen Glaube in die Menschheit haben, tun das dann auch, nur um später eine bittere Enttäuschung zu erfahren: Anita B., die Frau, die so gerne deine verkalkte Kaffeemaschine abholen wollte, taucht einfach nicht auf. Sie versetzt dich wie der Fuckboy, den du mit 21 am Schwedenplatz beim Fortgehen kennengelernt hast. Anita B. ist untergetaucht und für dich geht der ganze Wahnsinn von vorne los.

Die Hater

Auf willhaben gelten bestimmte Regeln: Willst du etwas kaufen und auch tatsächlich abholen, dann melde dich. Antworte auf Rückfragen und vereinbare dir zeitnah einen Termin zur Übergabe, denn offensichtlich will die Person am anderen Ende der Leitung etwas loswerden und du bist sehr wahrscheinlich nicht der einzige Mensch, der dieses Ding kaufen will.

Meldest du dich nach deiner ersten Nachricht wochenlang nicht zurück, dann finde dich damit ab, dass das Teil möglicherweise an jemanden verkauft wurde, der netter und schneller erreichbar ist als du. In solchen Situationen schreiben die Hater der Person am anderen Ende der Leitung eine Nachricht voller Beschimpfungen und Beleidigungen – Ausdrücke wie „Arschloch“ sind erst der Anfang.

Die Netten

Wenn ihr bis hierhin schon euren Glauben verloren habt, dann seid nun beruhigt: Es gibt auch nette Menschen auf willhaben. Sie sind zwar sehr selten und verlassen ihre gewohnte Umgebung nur hin und wieder für einen Besuch auf der Plattform, aber ja, wir sind uns ganz sicher, dass es sie gibt.

Du wirst dein Glück nicht fassen können, wenn dir jemand von ihnen begegnet: Sie verwenden übliche Grußformeln, fragen, ob deine Ware noch zu haben ist – und wenn du besonders Glück hast, steht am Ende einer solchen Nachricht vielleicht sogar etwas wie „lg“ oder ein Smiley. Gib die Hoffnung nicht auf, du tapferer Krieger!