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Bill Kaulitz über seine Sexualität: "War überfordert"

Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz spricht erstmals darüber, wie ihn seine Sexualität als Teenie "überforderte".

Bill Kaulitz schuldet niemandem eine Erklärung über seine sexuelle Orientierung. Bis heute gab es von dem Tokio-Hotel-Sänger nie ein offizielles Coming-out, in seiner Autobiografie "Career Suicide: Meine ersten dreißig Jahre" schrieb er lediglich davon, sich sowohl mit Frauen als auch mit Männern ausprobiert zu haben.

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Dass der Sänger sich aber offenbar zumindest als Teil der queeren Community fühlt, macht er anlässlich des diesjährigen Pride Monats deutlich: Auf Instagram teilt er dieser Tage vermehrt Fotos, die ihn als Kind im Badeanzug oder mit bunten Fingernägeln zeigen. "Nichts ist schwieriger, als man selbst zu sein. Traut euch!", heißt es unter einem Beitrag, begleitet von den Hashtags #loudandproud und #pridemonth.

Im Interview mit "t-online.de" sprach Bill Kaulitz nun über den Pride Month und darüber, wie er während seiner Zeit als Teenager mit dem Thema Sexualität umging.

 

Auf die Frage, ob es ihm heute leichter falle, über Themen wie Pride und seine eigene Sexualität zu sprechen, antwortet er: "Als Teenager war ich oft überfordert mit der Verantwortung und dem Druck, der mit diesen Fragen kam. Heute, mit fast 32 Jahren, bin ich gelassener und natürlich habe ich auch einiges über mich gelernt in all den Jahren. Außerdem ist es ist eine andere Zeit."

Als Tokio Hotel mit "Durch den Monsun" 2005 zur Teenie-Sensation wurden, gab es immer wieder Schlagzeilen über die Sexualität des Sängers. Die Gerüchte seien ihm jedoch schon damals nicht nahgegangen, erklärt er – im Gegenteil. "Ich habe es eher genossen und tue es heute noch. Ich liebe es, die Grenzen zu verwischen und Rollen und Regeln zu brechen."

Darum braucht Bill Kaulitz kein Coming-out

Ein Coming-out oder eine "Einordnung" habe er deshalb immer abgelehnt, erklärt der Schwager von Heidi Klum. "Liebe kommt in allen Farben und Formen. Ich selber brauchte dafür nie ein Label oder eine Schublade. Das ist so langweilig. Ich habe mich schon in die ungewöhnlichsten Menschen und Situationen verliebt, mit denen ich nie gerechnet hätte, und das ist doch das Faszinierende und Schöne an der Liebe. Wir können sie nicht kontrollieren! Warum also überhaupt erst probieren?"

Insgesamt sei er jedoch positiv gestimmt, was die Toleranz gegenüber der LGBTIQ-Community angeht. "Ich habe schon das Gefühl, die Welt wird offener und toleranter, aber natürlich ist das nicht überall und bei jedem so. Es gibt immer noch sehr viel Aufklärungsbedarf, Ablehnung, Angst, Hass und Dummheit", so der Sänger. Deshalb sei der Pride Monat auch umso wichtiger. Für die Zukunft wünsche er sich eine Welt, in der alle Menschen so leben können, wie sie es möchten, "ohne Schubladen".