APA - Austria Presse Agentur

Calexico mit neuem Album "El Mirador"

Calexico huldigen mit ihrem zehnten Studiowerk "El Mirador" dem Rhythmus.

"Es gibt ein paar zartere Songs auf dem Album, aber in erster Linie sollten die Lieder pulsieren, das Herz pumpen", sagte Sänger und Gitarrist Joey Burns im APA-Interview. Zugleich verkörpert die Band aus Arizona einmal mehr die Verschmelzung verschiedener Kulturen. "Vielfalt ist der Schlüssel zum Leben", betonte der Musiker, der für mehr Perspektive in der eigenen Weltsicht plädiert.

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Rhythmen gehören zu jeder ordentlichen Feier mit Musik dazu, sagte Burns: "Zu feiern gab es ja genug - dass es Impfstoffe gegen Covid gab, dass man wieder Freunde besuchen und in ein Flugzeug steigen konnte. Es war ein schönes Gefühl, wieder persönliche Gespräche zu führen, gemeinsam zu essen oder einen Espresso zu genießen. Und wir konnten wieder zusammen Musik machen. Die Freude darüber wollten wir mit den neuen Liedern zum Ausdruck bringen."

Der Song "Liberada" reflektiere beispielsweise dieses Gefühl, so der 56-Jährige: "Hey, es ist überall hart, es wird immer Streit und Angst geben, Hass und Kriege oder eine Pandemie oder sonst etwas. Aber es wird auch immer jemand Geburtstag haben oder jemand einen Song singen, uns inspirieren und durch schwere Zeiten führen. Genau dafür stehen wir und dieses Album."

Es gibt sogar einen Rocksong darauf, ungewöhnlich für Calexico. "Ja", lachte Burns, "wir standen schon immer für Diversität in unserem Sound. Vor allem haben wir uns aber auf unsere Liebe für lateinamerikanische Rhythmen konzentrieren - mit Ausnahmen. Ich wäre gerne nach Mexiko-City gegangen, um mit dem Produzenten Camilo Lara intensiver an akustisch-elektronischer lateinamerikanischer Musik zu arbeiten. Aber das Timing hat nicht gepasst und wegen Covid wäre das auch keine gute Idee gewesen."

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Aufgenommen wurde in Tucson bei Bandmitglied Sergio Mendoza. "Sergio hat in seinem Garten ein Heimstudio aus Schiffscontainern gebaut. Das muss man gesehen haben!", schwärmte Burns. "Er hat selbst viel daran gearbeitet, auch unser Drummer und sein Bruder haben mit angepackt. Dort hatten wir eine tolle Zeit. Nach Ende der Aufnahmen war mein Ellenbogen wund, weil ich so viel gespielt habe wie seit Jahren nicht. Jetzt bin ich wieder in Form", lachte der zweifache Familienvater.

Die Kollaboration mit Kollegen aus diversen Kulturkreisen gehört zu Calexico dazu. So steuerte etwa die guatemaltekische Sängerin Gaby Moreno wie auch Sam Bean (Iron & Wine) Vocals bei. Man sei sich freundschaftlich verbunden: "Ich wollte Sam eine Flasche Wein als Dankeschön schicken", erzählte Burns. "Er hat nur gemeint: 'Das musst du nicht tun. Ruf mich einfach an und sag hallo.'"

Der Albumtitel "El Mirador" (der Aussichtspunkt) symbolisiere Perspektive, sagte Burns. "Wir sehen immer nur einen Teil der Welt, darum sollten wir in die Welt hinausgehen, um die Perspektive zu erweitern." Das Album stehe für diese Weltoffenheit: "Es sagt der Welt und ganz besonders Nordamerika: Schaut her, wir sind ein Planet von Einwanderern. Menschen, Tiere, wir alle migrieren, das ist normal. Wir müssen aufgeschlossen sein. Ich möchte unser Leben als Beispiel herhalten, wie Menschen verschiedener Sprache, Kultur und Ortsansässigkeit zusammenkommen. Wir brauchen einander, wir sollten zusammen feiern, aber auch für die Menschen aufstehen, deren Stimmen nicht gehört werden."

Am 23. April treten Calexico im Linzer Posthof und am 30. April im Wiener Museumsquartier auf. "Wir kommen mit sieben Musikern auf die Bühne", freute sich Burns. "Ich weiß, dass es wegen Covid von der Logistik her sehr kompliziert und das finanzielle Risiko hoch ist. Aber ich will die neuen und alten Songs entsprechend präsentieren - mit zwei Trompetern, einem Vibrafon, Bass, Gitarren und Akkordeon."