Fridays for Future: Weiße Musikerin wegen Dreadlocks ausgeladen
Eigentlich hätte die Ronja Maltzahn am 25. März bei einer Demo der globalen Umweltbewegung Fridays for Future in Hannover auftreten sollen. Wie die Sängerin nun öffentlich machte, wurde sie jedoch kurzfristig wieder ausgeladen – wegen ihrer Dreadlocks.
Auf Instagram teilte die Musikerin Screenshots einer Privatnachricht, die sie von der Fridays-for-Future-Ortsgruppe aus Hannover erhielt. Darin heißt es, man wolle bei dem geplanten Event, bei dem auch Maltzahn auftreten sollte, auf ein "antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ setzen" – aus diesem Grund sei es für die Gruppe "nicht vertretbar", eine Weiße Frau mit Dreadlocks auf der Bühne zu haben. Die Dreads seien eine Form der kulturellen Aneignung, heißt es.
Was ist kulturelle Aneignung?
Wenn Menschen aus dominanten Gesellschaftsgruppen (zu der Ronja Maltzahn als Weiße gehört) Frisuren, Kleidung oder andere kulturelle Bestandteile einer marginalisierten Gruppe zu ihrem Nutzen übernehmen, spricht man von kultureller Aneignung. Während die dominanten Gruppen sie als Statussymbol sehen, haben marginalisierte Gruppen (z.B. People of Color) aufgrund dieser Merkmale immer wieder mit Rassismus zu kämpfen.
In der Nachricht von Fridays for Future heißt es, Weiße sollten keine Dreadlocks tragen, "da sie sich einen Teil einer anderen Kultur aneignen ohne die systematische Unterdrückung dahinter zu erleben."
Ronja Maltzahn darf auftreten, wenn sie ihre Haare abschneidet
Eine Lösung bietet die Ortsgruppe der Musikerin jedoch an: Sollte sie sich dafür entscheiden, ihre Dreadlocks abzuschneiden, dürfe sie auftreten. Dass sie sich nicht im Vorfeld damit beschäftigt haben, welche KünstlerInnen für ihre Demo angefragt wurden, tue der Gruppe leid.
Ronja Maltzahn schreibt unter das Posting: "Wir möchten keinen Menschen aufgrund seiner/ihrer kulturellen Herkunft diskriminieren, sondern vielmehr kultureller Vielfalt eine Bühne geben, sie wertschätzen und zelebrieren, für Gender-Equality, Achtsamkeit und Toleranz einstehen." Schade findet die Künstlerin, dass sie "aufgrund von äußerlichen Merkmalen" von der Veranstaltung ausgeschlossen wurde.
Fridays For Future: Gruppe teilt Statement
In einem Statement, das auf der Website der FFF-Gruppe aus Hannover geteilt wurde, heißt es, es sei "wichtig, BiPoCs (Schwarze, indigene und People of Color) Raum innerhalb der Klimagerechtigkeitsbewegung zu geben, der ihnen bis jetzt nicht genug eingeräumt, aber schon häufig genug eingefordert wurde." Der Auftritt von Ronja Maltzahn – eine Weiße mit Dreadlocks – könne den Eindruck erwecken, dass die Bewegung keinen Safer Space, also "keine geschützte Umgebung ohne Diskriminierung" für BiPoCs biete.
Ronja Maltzahn selbst bezog seither in einem Instagram-Video Stellung zur medialen Empörung über ihre Ausladung. Eine Vertreterin der Gruppe habe sich in einem persönlichen Gespräch mit ihr für den "eher unsensiblen Tonfall" entschuldigt, in dem ihr angeboten wurde, ihre Haare abzuschneiden, um auftreten zu dürfen. Nächste Woche wolle man nochmal gemeinsam ins Gespräch kommen.
Maltzahn betont außerdem, dass sie eine Menge von Fridays For Future hält. Sie wolle das Thema um ihre Ausladung nun nicht in einen Shitstorm gegen die Organisation ausarten lassen. Die Öffentlichkeit bittet sie darum, in der Kommunikation "nicht zu eskalieren" und sich "auf wesentliche, ganz wichtige Themen" wie etwa den Krieg in der Ukraine zu konzentrieren.
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