Das sind die GewinnerInnen der Oscars

Alfonso Cuaron mit seinem Oscar für die Beste Kamera
Ein überraschender "Bester Film" und der erste Oscar für Lady Gaga: Das waren die Academy Awards.

"Green Book" ist bei der 91. Oscar-Verleihung in Hollywood überraschend zum besten Film gekürt worden. Peter Farrellys Rassismus-Roadmovie gewann auch in den Sparten Drehbuch und Nebendarsteller in Person von Mahershala Ali und holte damit ebenso drei Goldstatuen wie Topfavorit "Roma", der den Auslandsoscar sowie Regie- und Kamerapreis für Alfonso Cuaron erhielt.

Die Darstellerpreise gingen an Olivia Colman für ihre Rolle als Queen Anne in "The Favourite" und Rami Malek, der in "Bohemian Rhapsody" den verstorbenen Queen-Sänger Freddie Mercury spielte.

Alfonso Cuaron hat gleich seine erste Chance genutzt: Der mexikanische Regisseur, dessen Schwarz-Weiß-Drama mit zehn Nominierungen als Favorit in die 91. Oscar-Gala gegangen ist, wurde in Nacht auf Montag mit dem Preis für die Beste Kamera ausgezeichnet. "Was für eine Ehre", freute sich Cuaron über den Goldbuben, und dankte in einer knappen Rede seinem ganzen Team. Kurz darauf durfte Cuaron für "Roma" auch den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film entgegennehmen. Schließlich gewann er mit dem Regiepreis auch einen der prestigeträchtigsten Oscars.

Beste Hauptdarstellerin: Olivia Colman

Olivia Colman hat es geschafft: Die britische Schauspielerin, die bis dato vor allem in Fernsehrollen reüssierte, ist am Abend bei der 91. Oscar-Verleihung als beste Hauptdarstellerin geehrt worden. Die 45-jährige wurde für ihre Rolle der desolaten Queen Anne in Yorgos Lanthimos' "The Favourite" ausgezeichnet. "Das ist wirklich im wahrsten Sinne eine stressige Situation", so Colman auf der Bühne.

Sowohl "Roma" von Alfonso Cuaron als auch "The Favourite" von Yorgos Lanthimos waren je zehn Mal nominiert. Bisher blieb es aber bei zwei Auszeichnungen für "Roma" und einer für "The Favourite".

Bester Hauptdarsteller: Rami Malek

"Oh, mein Gott." Der US-amerikanische Schauspieler Rami Malek hat sich überraschend als bester Hauptdarsteller durchgesetzt und war selbst überwältigt. "Ich war vielleicht nicht die naheliegendste Wahl, aber es hat offenbar funktioniert", meinte der 37-Jährige, der als Freddie Mercury im Queen-Biopic "Bohemian Rhapsody" reüssierte, in Richtung der Produzenten.

Das im Vorfeld zum Teil für seine vorgeblich zu harmlose Darstellung der Situation von Afroamerikanern kritisierte Buddymovie "Green Book" ist mit der Trophäe für das Originaldrehbuch ausgezeichnet worden - und konnte sich damit auch gegen "Roma" durchsetzen, das bisher für Kamera sowie in der Sparte Bester fremdsprachiger Film triumphierte.

Ebenfalls ein afroamerikanisches Thema dominierte die Auszeichnung für das adaptierte Drehbuch, das an Spike Lees Politsatire "BlacKkKlansman" ging. Der kampfeslustige 61-Jährige erinnerte in seiner Dankesrede daran, dass seine Ethnie vor 400 Jahren aus Mutter Afrika entführt worden sei und dankte seiner Großmutter, die noch Tochter von Sklaven gewesen sei und ihn dennoch durchs College gebracht habe. Lee beendete seine Rede mit einem Appell: "Die 2020 Präsidentenwahl steht vor der Tür", so Lee: "Trefft die moralische Wahl zwischen Hass und Liebe."

 

Der erste Oscar des Abends für die Beste Nebendarstellerin ging an Regina King. Die 48-jährige Afro-Amerikanerin gewann die begehrte Trophäe für ihre Rolle in dem Drama "If Beale Street Could Talk" von Barry Jenkins. Darin spielt sie eine Mutter, die ihre schwangere Tochter mit aller Entschlossenheit unterstützt, und alles dafür tut, deren unschuldig im Gefängnis sitzenden Verlobten wieder frei zu bekommen.

Bei den männlichen Nebendarstellern konnte sich wie erwartet Mahershala Ali für seine Leistung als schwarzer Jazzmusiker auf Südstaatentour in "Green Book" durchsetzen. "Ich möchte das meiner Großmutter widmen", die ihm beigebracht habe, positiv zu denken und den Glauben vermittelt habe, alles erreichen zu können, wenn er hart daran arbeite.

Gefreut hat sich dann Ruth Carter über die Auszeichnung für "Black Panther". "Wow, ich habe ihn", sagte sie mit dem Oscar in Händen. "Das hat lange gedauert", verwies sie auf ihre bisherigen Nominierungen und dankte neben ihrem Filmteam auch Regisseur Spike Lee, mit dem sie für "Malcom X" zusammengearbeitet hat. Sie betonte auch, wie wichtig es ist, Frauen auf der Leinwand zu zeigen - "und zwar, wie sie aussehen und wie sie führen können".

Bester Song: "Shallow"

"Bohemian Rhapsody" konnte bei Tonschnitt und -Mischung sowie im Schnitt bereits drei seiner fünf Nominierungen realisieren. Auch der afroamerikanische Superheldenfilm "Black Panther" hat bereits drei Oscars abgeräumt: Für Szenenbild, Kostüme und Soundtrack. Der achtfach nominierte Musikfilm "A Star is Born" von Bradley Cooper, der bis dato keine Statuette für sich reklamieren konnte, erhielt schließlich beim besten Song für die von Lady Gaga gemeinsam mit Cooper auch live performte Nummer "Shallow" die Auszeichnung.

Als Superheld hat man es gut bei den diesjährigen Oscars: Etwas überraschend hat sich "Spider-Man: Into the Spider-Verse" als bester Animationsfilm durchgesetzt und damit Konkurrenten wie Wes Andersons "Isle of Dogs" oder "Die Unglaublichen 2" ausgestochen. Bei den animierten Kurzfilmen konnte sich "Bao" aus dem Hause Pixar durchsetzen.

In der Kategorie für Make-up/Frisuren konnte die Politsatire "Vice" reüssieren, in der der britische Schauspieler Christian Bale zum ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney wurde.

Der Kletterfilm "Free Solo" ist danach zum besten Dokumentarfilm gekürt worden. Das Werk der Filmemacher Elizabeth Chai Vasarhelyi, Jimmy Chin, Evan Hayes und Shannon Dill zeigt Freeclimber Alex Honnold, der den El Capitan besteigen will.

Erstmals seit drei Jahrzehnten geht die Oscar-Gala ohne Host über die Bühne, nachdem der vorgesehene Komiker Kevin Hart wegen homophober Scherze zurückgezogen hatte. Gegen 5 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll dann feststehen, welcher Streifen die renommierten Titel in den Königskategorien Bester Film, Beste Regie und bei den Schauspielern für sich reklamieren konnte. Schließlich haben die Verantwortlichen das Ziel ausgegeben, die legendär lange Veranstaltung auf drei Stunden zu beschleunigen.

Entsprechend dominierte bei den Oscars nach den politischen Debatten in den Vorjahren heuer eher die Diskussion um die Ausrichtung der Gala als solches. Im Vorjahr stand das Event noch ganz unter dem Eindruck der #MeToo-Debatte, die die US-Filmindustrie in Folge des Harvey-Weinstein-Skandals mit voller Wucht getroffen hatte. Zuvor lag der Fokus auf der Debatte um die Repräsentation schwarzer Filmschaffender beim Preisregen unter dem Hashtag #Oscarsowhite.

So zeigte sich am Roten Teppich wieder das bunte Meer der edlen Kleider, hatten sich 2018 doch zumindest einige Darstellerinnen aus Protest in Schwarz gewandet, um ihre Unterstützung der #MeToo- und der Time's up-Bewegung gegen die Benachteiligung von Frauen im Filmbusiness zu signalisieren. Nun präsentierte sich Glenn Close als Topfavoritin auf den Hauptrollen-Oscar der Damen in einer knapp 20 Kilogramm schweren Goldrobe.

Ihre in der Nebendarstellerinnen-Kategorie nominierte Kollegin Rachel Weisz kam dagegen im vermutlich ungleich leichteren, roten Latex - während ihre Spartenkonkurrentin Amy Adams den weiblichen Teil ihrer Familie im Schlepptau am Teppich hatte. Dass nicht nur die Damen farbenfroh in die Gala gehen, stellte indes "Aquaman" Jason Momoa im rosafarbenen Samtanzug unter Beweis. Und Spike Lee - erstmals nominiert in der Regiesparte für "BlackKklansman" - erschien mit goldfarbenen Turnschuhen.

Die Gala selbst begann mit äußerst rockigen Klängen: Als Einstimmung auf die mehrstündige Preisverleihung war die britische Rocklegende Queen mit Sänger Adam Lambert gesetzt. Das passte, darf sich das Queen-Biopic "Bohemian Rhapsody" doch in mehreren Kategorien Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen. "Welcome to the Oscars", rief Lambert.

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