APA - Austria Presse Agentur

"Tote Mädchen lügen nicht": Genug ist genug

Die Teenager in "Tote Mädchen lügen nicht" haben mehr erlebt als ein Mensch in einem Leben ertragen kann. Nach vier Jahren traumatischer Geschichten, die Selbstmord, Vergewaltigung, Totschlag, Waffengewalt, Prostitution, Drogenmissbrauch und Depressionen miteinschließen, ist am Freitag die letzte Staffel der einst viel diskutierten Teenieserie ohne großes Aufsehen auf Netflix angelaufen.

Mit "Tote Mädchen lügen nicht", von Fans nur TMLN genannt, hat Netflix einen Serienhit gelandet, der bei seiner Erstveröffentlichung im März 2017 eine Debatte darüber auslöste, ob die Serie sich taktvoll mit dem Thema Suizid befasst. Die 17-jährige Schülerin Hannah Baker (Katherine Langford) hatte damals eine Schachtel mit 13 Kassetten für 13 verschiedene Personen zurückgelassen, die ihrer Meinung nach maßgeblich an ihrem Selbstmord beteiligt waren. Vor allem eine dreiminütige Selbstmordszene sorgte für heftige Kritik. Netflix hat das Finale seither überarbeitet und vier Staffeln lang an der Seifenoper von Brian Yorkey festgehalten.

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Der Freitod von Hannah Baker in der ersten Staffel hat eine Welle von Grausamkeiten freigelegt, die fast zu einem Amoklauf von Tyler (Devin Druid) am Ende der zweiten Staffel führte, nachdem er von einigen Mitgliedern des Footballteams, vor allem Montgomery "Monty" de la Cruz (Timothy Granaderos) grausam misshandelt worden war. In Staffel 3 ging es um die Aufklärung des Mordes an Hannahs Vergewaltiger Bryce Walker (Justin Prentice). Die Clique hatte es geschafft, den wahren Schuldigen zu decken und den Mord Monty anzulasten, der dann im Knast getötet wurde.

Die vierte und letzte Staffel von "13 Reasons Why", wie die Serie im Original heißt, beginnt wieder mit dem Begräbnis eines Mitschülers, aber wer ist gestorben? Die Antwort liefert ein zehnteiliger Rückblick, in dem die Truppe um Clay Jensen (Dylan Minnette), Jessica Davis (Alisha Boe) und Justin Foley (Brandon Flynn) sich mit allem auseinandersetzen muss, was sie getan hat, einschließlich der schmerzhaften Geheimnisse, die sie eher begraben als durcharbeiten wollten.

Obwohl er nichts mit dem Mord an Bryce und Monty zu tun hatte, ist es Clay, der am meisten von seinen Schuldgefühlen aufgefressen wird. Wir bekommen in dieser Staffel in den Gesprächen zwischen ihm und seinem Psychiater (Gary Sinise) einen tieferen Einblick in seinen wirren Kopfraum und den Grund für seine Taten. Showrunner Brian Yorkey schickt ihn in einen fiebrigen Albtraum, und wir beobachten, wie er gegen Panikattacken, Paranoia und Halluzinationen ankämpft, was zum Teil wie ein Horrorfilm aussieht (eine Szene ist eine direkte Hommage an Steven Kings "Carrie"). Er wird, so wie auch seine Freunde, kurz vor dem Schulabschluss von seiner Vergangenheit eingeholt.

Zweifellos zählt "Tote Mädchen lügen nicht" zu einer der bekanntesten Eigenproduktionen von Netflix. Es ist daher kaum verwunderlich, dass der Streamer eine Staffel nach der anderen bestellte, obwohl die Buchvorlage von Schriftsteller Jay Asher schon länger keinen Stoff mehr für Fortsetzungen lieferte. Die Serie hat unsere Aufmerksamkeit jetzt auch wirklich überbeansprucht, bietet in ihren finalen Folgen nichts Neues und hat ein Ende, das nicht wenige Fans mit ziemlicher Sicherheit verärgern wird.

Während die erste Staffel noch von der interessanten Frage ausging, warum sich junge Menschen das Leben nehmen, sind wir mit der vierten Staffel in einer Art Crime-Thriller angelangt. Das ist auf seine eigene, perfide Art und Weise immer noch unterhaltsam, aber dennoch hätte man sich lieber auf die hormonellen Probleme von Teenagern besinnen sollen, mit denen sich junge Zuschauer identifizieren können.

Bei so viel Drama, das die Schüler dieser Highschool ertragen mussten, ist es ein Wunder, dass es für einige von ihnen so etwas wie ein Happy End gibt. Aber es ist so ähnlich wie ein erschöpfter Justin Foley einmal gesagt hat: "Genug ist genug".