APA - Austria Presse Agentur

Prinz Harry: So schwer war es für Meghan wirklich

In einem neuen Interview erklärt Prinz Harry, was Meghan von ihren zuvor öffentlich gemachten Suizidgedanken abhielt.

Triggerwarnung: In diesem Artikel wird über Suizidgedanken berichtet. Infos zu Hilfsangeboten findet ihr am Ende des Artikels.

Im Interview mit Oprah Winfrey enthüllte Meghan Markle im März, dass sie in ihrer Zeit als Senior-Mitglied der Royal Family mit Rassismus und Mobbing zu kämpfen hatte – und während ihrer ersten Schwangerschaft sogar Selbstmord in Erwägung zog. "Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein", so Markle damals. "Ich dachte, es würde die Situation für alle lösen."

Nun sprach Prinz Harry für die neue Doku-Reihe "The Me You Can't See" von Apple TV+ erneut mit Talkmasterin Oprah Winfrey – und geht dabei auch auf die Selbstmordgedanken seiner Ehefrau ein. So sei vor allem der Tod von Harrys Mutter Diana ein Grund für Meghan gewesen, am Leben zu bleiben.

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"Die eine Sache, die sie davon abhielt, war, wie unfair es mir gegenüber gewesen wäre, nach allem, was meiner Mutter passiert war. Erneut in die Lage versetzt zu werden, eine Frau in meinem Leben zu verlieren – mit einem Baby in ihr, unserem Baby", erklärt Harry.

Er betont dabei, dass Meghan Markle während dieser Zeit völlig bei Sinnen war – und genau das habe ihr Angst gemacht. "Das Unheimlichste für sie war, wie klar sie darüber dachte. Sie war nicht durchgeknallt, sie war nicht verrückt. Sie hat keine Substanzen eingenommen, ob Pillen oder Alkohol. Sie war absolut nüchtern. Sie war völlig zurechnungsfähig. Doch in der Stille der Nacht weckten sie diese Gedanken auf."

Vor einer Wohltätigkeitsveranstaltung in London habe Meghan ihm gegenüber schließlich offenbart, dass sie darüber nachdenke, sich das Leben zu nehmen. "Ich schäme mich ein wenig dafür, wie ich damit umgegangen bin", so Prinz Harry. "Und natürlich – angesichts des Systems, in dem wir uns befanden, und der Verantwortlichkeiten und Pflichten, die wir hatten – gab es nur eine kurze Umarmung, dann mussten wir uns umziehen und mit einer Polizeieskorte zur Royal Albert Hall fahren, vor eine Wand aus Kameras treten und so tun, als wäre alles in Ordnung."

Einen Termin ausfallen zu lassen stand aufgrund der möglichen negativen Berichterstattung nicht zur Debatte, erklärt er weiter. "Es war keine Option, zu sagen: 'Weißt du was? Heute Abend bleiben wir zu Hause.' Denn stell dir nur die Geschichten vor, die daraus entstehen."

Auch an die Wohltätigkeitsveranstaltung, die beiden gemeinsam besuchten, erinnert sich der Prinz. Als die Lichter ausgingen, habe Meghan angefangen, zu weinen. "Sie tat mir leid, aber ich war auch wütend auf mich selbst, weil wir in dieser Situation feststeckten. Ich schämte mich, dass es so schlimm geworden war. Ich schämte mich, damit zu meiner Familie zu gehen – denn, um ehrlich zu sein, wie viele andere Menschen in meinem Alter weiß ich, dass ich von meiner Familie nicht das bekommen werde, was ich brauche."

Therapie half auch Harry

"Ich wachte mitten in der Nacht auf, weil sie in ihr Kissen weinte. Sie wollte mich nicht wecken, weil schon so viel auf mir lastet. Das ist herzzerreißend. Ich habe sie gehalten, wir haben geredet, sie hat geweint und geweint und geweint", so der Sohn von Thronfolger Prinz Charles.

Harry berichtet weiter, wie er durch Meghan realisiert habe, dass er seine eigene geistige Gesundheit in den Griff bekommen musste. Meghan sei zu Anfang ihrer Beziehung geschockt gewesen, als sie einen Einblick hinter die Kulissen der Royal Family bekam, heißt es – also habe sie eine Therapie vorgeschlagen.
 

In dem Moment, als ich mit der Therapie begann – wahrscheinlich in meiner zweiten Sitzung – drehte sich meine Therapeutin zu mir um und sagte: 'Das hört sich so an, als würden Sie zum 12-jährigen Harry zurückkehren.' (…) Das war für mich der Beginn einer Lernreise. Mir wurde bewusst, dass ich in einer Blase gelebt hatte, in dieser Familie, in dieser Institution, ich war fast in einem Denkprozess oder einer Denkweise gefangen."

Die Therapie habe ihn darauf vorbereitet, es mit allem aufnehmen zu können. "Deshalb bin ich jetzt hier. Deshalb ist meine Frau jetzt hier. Wir haben uns entschieden, unsere geistige Gesundheit an erste Stelle zu setzen. Das machen wir. Und das werden wir auch weiterhin tun."

Wer Suizidgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

www.suizid-praevention.gv.at

Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.