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Haare, Hüften, Wangenknochen: So sexistisch werden Frauen in der Literatur dargestellt

Geschlechterstereotype sind laut einer aktuellen Studie nach wie vor in Romanen verbreitet. Körperliche Merkmale wie volles Haar und rote Lippen zeichnen unter anderem das erotische Frauenbild in der Literatur.

Die amerikanische Datenspezialistin Ervin Davis analysierte für das Magazin "The Pudding" über 2000 Bücher, die zwischen 1008 und 2020 veröffentlicht wurden.

Dabei hat sie auch Werke, die sich auf der Bestsellerliste der "New York Times" fanden oder mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurden, unter die Lupe genommen. Ausgewertet wurde das Datenmaterial mithilfe eines Sprachprozessors, der sich auf Substantive, Pronomen, Namen und Körperteile fokussierte.

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Fingerspitzen und Fäuste

Das Ergebnis: Bestimmte Körperteile werden häufiger zur Beschreibung von Frauen genutzt. Weibliche Figuren werden durch Haare, Wangenknochen, Hüften, Taille oder Nägel charakterisiert, während bei Männern das Gehirn, das Grinsen oder der Kiefer im Vordergrund stehen.

Zwar ergab die Untersuchung bei Männern ein ähnliches Muster wie bei Frauen, ihre Darstellung ist allerdings wesentlich komplexer. Während das Frauenbild sexualisiert und schwächlich gekennzeichnet ist, werden Männer für ihre Stärke und Macht geschätzt.

Am Beispiel der menschlichen Hand zeigt Ervin Davis, wie unterschiedlich sich körperliche Merkmale in der Literatur manifestiert haben: Weibliche Hände werden häufiger mit Handgelenk, Fingerspitzen oder Nägeln erwähnt, männliche hingegen mit Daumen, Faust, Fingerknöchel oder Handfläche. 

Der Kontrast der Zuschreibungen liegt quasi auf der Hand – der Mann wirkt mit Fäusten deutlich geschickter und fähiger als die Frau mit Fingerspitzen. Statt sich stereotyper Merkmale zu bedienen, sollten literarische Werke mehr um ein realistisches Frauen-und Männerbild bemüht sein. Denn die Bilder, die den LeserInnen vermittelt werden, prägen ihren Blick auf die Welt. 

Auch die Haare von Frauen spielen in der Literatur eine wesentliche Rolle. So wird ihr Kopfhaar sechzehn Mal häufiger mit Adjektiven wie "blond" oder "lose" als bei Männern beschrieben. "Leuchtend", "gerade" und "schön" sind nur einige der Ausschmückungen, denen sich AutorInnen bedienen, um weibliche Figuren zu charakterisieren.

Männliche Haare hingegen sind "buschig" – mit Ausnahme von Hermione Granger. Ervin Davis führt die weibliche "Harry Potter"-Figur als Beispiel an, da sie sich von den anderen durch ihre buschigen Haare abhebt. Aber auch sonst passt Hermione nicht in das literarisch klischeehafte Frauenbild: Sie ist klug, hilfsbereit, kämpferisch und sie prägte eine Generation von Mädchen und Frauen.