Ex-"Spiegel"-Journalist soll zu Spenden animiert haben
Das Geld sollte auf sein privates Bankkonto überwiesen werden. Die Redaktion habe nichts von der Spendenaktion gewusst, erklärte der "Spiegel". Wie viele Spenden es gab, wie hoch sie waren und was mit dem Geld letztlich passierte, sei noch unklar. Der "Spiegel" werde alle Informationen im Rahmen einer Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft übergeben.
Hintergrund der Spendenaktion war dem Magazin zufolge eine Reportage von Relotius über syrische Waisenkinder, die in der Türkei auf der Straße lebten. Am Wahrheitsgehalts des Textes gibt es den Angaben zufolge inzwischen erhebliche Zweifel. Ein Fotograf, der Relotius zeitweise bei der Recherche begleitete, wies demnach auf mehrere Unstimmigkeiten hin. Eines der beiden Kinder - laut Relotius' Text handelte es sich um ein Geschwisterpaar - sei womöglich eine komplette Erfindung.
In einem Reporter-Sammelband berichtete Relotius selbst laut "Spiegel" kürzlich über den Beginn der Spendenaktion. Der Journalist erzählte demnach, wie er es in monatelangem Bemühen geschafft habe, die beiden Waisenkinder zu einer Familie in Niedersachsen zu bringen, welche die Kinder adoptiert habe. Jedoch sei auch dies offenbar eine Erfindung, erklärte der "Spiegel". Relotius selbst sei derzeit nicht für aktuelle Stellungnahmen zu erreichen.
Der "Spiegel" hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass der 33-jährige preisgekrönte Redakteur Reportagen ganz oder teilweise systematisch gefälscht hatte. Er habe dabei Charaktere, Zitate und Begebenheiten erfunden oder die Biografien von realen Protagonisten verfälscht. Relotius schrieb für den Verlag seit 2011 knapp 60 Texte und arbeitete auch für andere Medien. Der "Spiegel" kündigte eine umfassende Aufarbeitung an.
Kommentare