APA - Austria Presse Agentur

Geisterstimmung auch im Wiener Prater

Dort, wo sich ansonsten Riesenrad und Ringelspiel drehen, es nach Zuckerwatte und Langos riecht und Musik aus den Lautsprechern dröhnt, herrscht seit Wochenbeginn gespenstische Ruhe.

Auch der Wiener Prater ist angesichts der Corona-Krise für zumindest eine Woche geschlossen. Einige Geschäftstreibende sind darüber alles andere als erfreut.

Schon beim Eingang zum "Wurstelprater", am Riesenradplatz, macht ein großer, roter Bildschirm darauf aufmerksam, dass der Aufenthalt in dem Areal bis mindestens Sonntag "aus Sicherheitsgründen" nur für Mitarbeiter und Sicherheitspersonal gestattet ist. Dementsprechend wenig Menschen verirrten sich am Dienstag in den Prater. Von Touristen keine Spur, zu sehen waren nur ein paar Spaziergänger, vereinzelt Handwerker und Betreiber von Fahrgeschäften. Eine kleine Gruppe von Polizisten zog ihre Runden zu Fuß durch die mit versperrten Geschäften gesäumten Gassen.

"Ich verstehe die ganze Hysterie nicht", sagte der Inhaber eines kleinen Fahrgeschäfts für Kinder bei einem Lokalaugenschein der APA. Wirtschaftlich sei die Sperre des Vergnügungsparks für ihn eine Katastrophe. Er habe sich bereits erkundigt, ob er die von der Bundesregierung angekündigte Hilfe für Unternehmen in Anspruch nehmen könne, doch habe man ihm am Telefon gesagt, dass dies für ihn nicht gelte, erzählte der Wiener. Er fühle sich allein gelassen. Seine Hoffnung sei nun, dass gemeinsam ein Aussetzen der Pacht erreicht werden kann. "Das wäre schon eine große Hilfe."

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"Ich bin wirklich sauer, mehr möchte ich dazu gar nicht sagen", winkte ein anderer Betreiber die Frage, wie er die temporäre Sperre erlebe, ab. In einigen wenigen der rund 250 Fahrgeschäften wird diese Woche für allfällige Wartungsarbeiten und Reparaturen genutzt - aber auch das ist keine Beschäftigung für mehrere Wochen. "Ich frage mich, wie lange das wirklich dauern wird. Dass man einmal ein, zwei Wochen zu hat, okay. Aber wer weiß, vielleicht werden es drei, vier Monate?", meinte eine Frau. Sie sorge sich um ihre wirtschaftliche Existenz. "Wie lange das dann dauern wird, bis die Leute überhaupt wieder kommen? Wir leben ja nur vom Tourismus."

Nicht ganz so leer gefegt, aber definitiv weniger frequentiert als sonst war die angrenzende Prater Hauptallee. Die Spielplätze waren weiträumig abgesperrt. Nur wenige Läufer, noch weniger Radfahrer und Spaziergänger waren unterwegs. "Ich musste einfach mal kurz raus", erklärte die Studentin Lisa entschuldigend.

Ein sehr ungewohntes Bild bot auch der Bahnhof Praterstern. In dem ansonsten immer sehr gut besuchten Supermarkt befanden sich wenige Dutzend Menschen. Auf den Bahnsteigen herrschte fast gähnende Leere.