Man(n) kann so einiges vom neuen "Barbie"-Film lernen!

Ryan Gosling verkörpert im neuen "Barbie"-Film mit dem "stereotypischen Ken" eine sehr seichte, und trotzdem komplizierte Rolle.
Der "Barbie"-Film feierte Premiere und die Themen waren deutlich erwachsener als vielleicht erwartet.

Als ich meine vier Buchstaben zur Premiere von "Barbie" am Donnerstag im gemütlichen Kinosessel platzierte, hatte ich noch keine Vorstellung davon, welche Form Unterhaltung mich erwarten würde. Würde ich den Film belächeln, weil es ein "Barbie"-Film ist? Würde ich ihn für seine feministischen und frischen Eindrücke lieben? Oder doch dafür, dass er in einer polarisierten Welt wie unserer ein bisschen Verständnis füreinander sähen möchte? Alles davon trifft zu, jedoch hat mich eines besonders überzeugt: Die Rolle von Ken.

Kein Ideal ist wirklich ideal

Im fiktiven "Barbieland" herrscht ein Matriarchat, alle relevanten Funktionen in Politik und Berufswelt werden von Frauen gehalten. Ein starker Gegensatz zu der "echten", sprich der unseren Welt, in welcher zwar nicht unbedingt jede, aber die überdeutliche Mehrheit an Machtpositionen von männlichen Personen ausgefüllt wird. Der Film zeigt uns anhand von Überspitzungen, dass weder das eine noch das andere Ideal tatsächlich einwandfrei ist – vor allem, wenn es beim Patriarchat gar nicht um Pferde geht, wie Ken im Film fälschlicherweise annimmt.

Im Barbieland, welches von unzähligen diversen Barbies und Kens bewohnt wird, heißt es Rollentausch: Ryan Gosling als "stereotypischer Ken" wird von Margot Robbie als "stereotypische Barbie" kaum beachtet. Er findet nur Erfüllung, wenn Barbie ihm Aufmerksamkeit schenkt. In gewisser Weise thematisiert Regisseurin Greta Gerwig mit den Kens, welche Rolle eine weibliche Person im patriarchischen Ideal zu erfüllen hat: Hörigkeit sowie Zufriedenheit, und das kompromisslos – am besten ist sie auch noch wunderschön und abhängig von einem Mann.

Was können Männer von "Barbie" mitnehmen?

Als der stereotypische Ken (Gosling) das Patriarchat in Los Angeles kennenlernt, verliebt er sich schnell in die "echte Welt", weil er hier endlich Gehör findet und sich jemand für ihn interessiert – Erfahrungen, die für ihn im pinken Matriarchat nicht denkbar waren. Zurück im Barbieland überzeugt er die anderen Kens im Handumdrehen, das Patriarchat auch nach Barbieland zu bringen und die absolute Kontrolle zu übernehmen.

Doch das maskuline Glück hält nicht lange. Auf geschickte Weise zeigen die Barbies auf, warum ein Patriarchat nicht mal die Kens zufriedenstellen kann – ganz zu schweigen von den Barbies. Der Film, und besonders die Darstellung der Kens, ist nicht zuletzt auch ein weiblicher Appell an alle männlichen Personen: "So ein Leben wie die Kens führen unzählige von uns im Patriarchat, bitte hört uns zu!"

Pointiert wird das Unverständnis vieler Männer für das weibliche Alltagsleben mit all seinen Problematiken auf die Schippe genommen.

"Barbie" ist daher viel mehr als nur ein Film über eine ikonische Spielzeugpuppe und deren kontroverse Geschichte. Für die einen war Barbie ein Symbol von Macht, für die anderen war sie Sinnbild und Werkzeug der weiblichen Unterdrückung zugleich.

Schlussendlich würde man sich wünschen, dass wir von diesem Film alle eine Weisheit mitnehmen können: Verschließen wir weder Augen noch Herz vor den Erfahrungen von Menschen, die anders sind als wir. Solange wir einander zu unterdrücken und nicht zu verstehen versuchen, werden wir weiterhin nur im Konflikt koexistieren, während wir in einem egalitären Gleichgewicht als großartige Gesellschaft florieren könnten.

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