Ärztekammer kritisiert geplante Reduktion der Corona-Tests
"Wenn man ganz offensichtlich eine mögliche Herdenimmunität erreichen und das Virus durchrauschen lassen will, dann sollte man das auch genauso kommunizieren", sagte ÄÖK-Vizepräsident Harald Mayer in einer Aussendung.
Auch solle man dieses Ziel "nicht in ein neues Verordnungschaos verpacken, das niemand versteht", betonte Mayer, der auch Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte ist. Mit diesem Schritt seien "sehr hohe Neuinfektionszahlen in Österreich weiter garantiert". "So werden die Zahlen kaum nach unten gehen, was unsere Gesundheitsversorgung an den Rand des Kollaps bringen wird", so der Vize-Präsident. Schon jetzt seien die "sogenannten COVID-Normalstationen überlastet" - "einerseits, weil teilweise bis zu 20 Prozent des Spitalspersonals selbst infiziert sind und ausfallen und andererseits, weil uns aufgrund der vielen an Corona Erkrankten bereits die Betten ausgehen". Das Anpeilen einer möglichen Herdenimmunität werde auf dem Rücken des Spitalspersonals ausgetragen und gehe zu Lasten der Qualität in der Patientenversorgung.
ÄrztInnen sollen über Corona-Infektion von RisikopatientInnen informiert werden
Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres forderte darüber hinaus, dass dafür gesorgt wird, "dass Ärztinnen und Ärzte automatisch sofort darüber informiert werden, wenn einer ihrer Risikopatienten an Corona erkrankt". Nur so könnten die ÄrztInnen ihren PatientInnen die verfügbaren Corona-Medikamente rasch und unkompliziert zukommen lassen, um schwere Verläufe mit Hospitalisierung zu verhindern. "Dass diese Information automatisch übermittelt wird, fordern wir seit zwei Jahren - umgesetzt wurde nichts."
Mayer verwies auch auf internationale Daten: Schon jetzt liege Österreich laut aktuellen Zahlen des Statistikportals "Our World in Data" mit über 300 hospitalisierten COVID-19-Erkrankten (pro Million Einwohner; Stichtag: 14. März 2022) europaweit betrachtet unter den Top 5. "Unser Spitalspersonal kämpft seit fast genau zwei Jahren mit übermenschlichem Einsatz gegen das Coronavirus und hat dafür gesorgt, dass Österreich bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen ist, mit der Rücknahme fast aller Sicherheitsmaßnahmen gehen wir ein sehr hohes Risiko, das sich im Herbst noch als Bumerang erweisen könnte."
Gesundheitsminister Rauch hatte am Vortag angekündigt, dass das Gratistestregime in der aktuellen Form mit Ende März endet. Stattdessen sollen künftig nur mehr je fünf PCR- und fünf Antigentests pro Person und Monat gratis sein. Die genaue Ausgestaltung des künftigen Test-Regimes war vorerst aber noch offen. Zudem kündigte der Minister eine Lockerung der Quarantäneregeln an: Bereits ab Montag (21. März) müssen sich nicht vollständig geschützte Kontaktpersonen nicht mehr zehn Tage absondern, es gelten dann nur noch Verkehrsbeschränkungen: Sie dürfen weiter arbeiten und einkaufen gehen (mit Maske), aber nicht zu anderen Einrichtungen wie Veranstaltungen oder in die Gastronomie.
Corona-Tests: Finanzminister "sehr zufrieden" über Lösung
Im Büro von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), der am Wochenende wegen der "gewaltigen" Kosten für die Tests noch für eine massive Reduktion des Gratis-Angebots eingetreten war, zeigte man sich am Mittwoch auf APA-Anfrage "sehr zufrieden" über die am Dienstag verkündete Lösung. Bezüglich der weiteren Vorgangsweise bei den Schultests – immerhin rund eine Mio. Tests pro Woche und damit ein bedeutender Kostenpunkt – wurde lediglich auf das Gesundheits- und Bildungsministerium verwiesen.
Aus dem Bildungsministerium hieß es dazu am Mittwoch, man sei derzeit noch in Abstimmungen, die Tests laufen vorerst weiter - bis wann, ist derzeit noch unklar. Seitens des Wiener Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS) hieß es, die Entscheidung über das Testen in der Schule falle grundsätzlich auf Bundesebene. "Angesichts der noch sehr hohen Inzidenzen erscheint uns ein Weiterführen der Schultests zumindest bis Ostern als sinnvoll. Wenn sich die epidemiologische Lage bis dahin bessert, muss natürlich auch das Testregime in den Schulen dann neu bewertet werden."
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