Britischer Finanzminister bricht USA-Reise vorzeitig ab

Kwarteng und Truss schon jetzt angezählt
In London verdichten sich die Anzeichen für eine weitere Kehrtwende der britischen Regierung in ihrer Wirtschaftspolitik.

Finanzminister Kwasi Kwarteng flog vorzeitig vom Jahrestreffen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Washington zurück in die britische Hauptstadt, wie mehrere Medien am Freitag berichteten. Dort wollte er demnach mit Premierministerin Liz Truss besprechen, ob ein weiterer Teil seines Haushaltsplans zurückgenommen wird.

Erhebliche Kritik

Truss und Kwarteng stehen in ihrer Konservativen Partei erheblich in der Kritik. Wie die Zeitung "Times" berichtete, soll es bereits Gespräche geben, Truss nach nur gut einem Monat im Amt zu stürzen. Möglich sei auch ein Pakt zwischen Ex-Finanzminister Rishi Sunak und der Tory-Spitzenpolitikerin Penny Mordaunt, berichtete die "Times" unter Berufung auf ranghohe Parteimitglieder. Beide waren im internen Wettkampf um die Parteispitze an Truss gescheitert. Ein "Ältestenrat" aus Dutzenden ehemaligen Kabinettsmitgliedern sei bereit, Truss zur Aufgabe aufzufordern.

Der Premierministerin schlägt seit Wochen harte Kritik entgegen. Anlass ist der nur mit Schulden finanzierte Haushalt von Finanzminister Kwarteng, der heftige Marktturbulenzen ausgelöst hatte. Nach heftigen Protesten auch von führenden Tories nahmen Truss und Kwarteng die Streichung des Spitzensteuersatzes wieder zurück.

Truss und Kwarteng

Nun dürfte eine weitere Kehrtwende anstehen: Wie die Zeitung "Guardian" schrieb, wollen Truss und Kwarteng die für April geplante deutliche Anhebung der Unternehmensteuer doch nicht zurückzunehmen. Die Premierministerin hatte wiederholt betont, die noch von ihrem Vorgänger Boris Johnson beschlossene Erhöhung von 19 auf 25 Prozent wieder zu streichen.

Die Märkte reagierten positiv, doch bei den Wählern scheint Truss auf keinen grünen Zweig mehr zu kommen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov für die "Times" sprachen sich 50 Prozent dafür aus, Truss vor die Tür zu setzen, nur 9 Prozent stellten sich hinter die Regierungschefin.

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