Dauerkrise laut WHO-Europa-Direktor "unsere neue Normalität"
"Das ist unsere neue Normalität", sagte der Europa-Direktor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Hans Kluge, am Dienstag beim European Health Forum Gastein (EHFG). Dies erfordere neue Antworten. "Wir müssen dringend unsere Gesundheitssysteme stärken", forderte er. Die Finanzminister sollten die Dauerkrise als nukleare Bedrohung betrachten und das Budget für Gesundheitsberufe verdoppeln.
Europa sei seit deutlich mehr als einem Jahrhundert von verschiedenen Krisen betroffen. Diese hätten jedoch zuletzt zugenommen, verwies Kluge auf schwere Unwetter, Hitze- und Dürreperioden durch die Klimaerwärmung sowie die Coronavirus-Pandemie und die Verbreitung der Affenpocken und nicht zuletzt auf den Krieg in der Ukraine.
Pandemie der Fettleibigkeit
Nicht zu vergessen sind laut Kluge auch nicht-übertragbare Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Folgen von Alkohol- und Tabakkonsum sowie die "Pandemie der Fettleibigkeit", sagte der WHO-Experte bei einer Pressekonferenz in Bad Hofgastein. "Die Corona-Pandemie ist die schwerste Gesundheitskrise in unserer Generation, aber nicht die tödlichste", betonte Kluge.
Eines von vier Kindern in der WHO-Europaregion sei übergewichtig oder adipös. Es gebe außerdem "keine ungefährliche Menge an Alkohol", warnte Kluge vor gesundheitlichen Folgen falscher Ernährung und von Drogenkonsum. Weltweit habe sich außerdem das Hungerproblem während der Coronakrise verstärkt, berichtete Abigail Perry, Leiterin des Bereichs Ernährung des World Food Programme. Es brauche mehr Hilfsgelder, aber auch ein gerechteres Lebensmittelsystem.
Wir helfen den EU-Mitgliedsstaaten "auf dem Weg zu einer wirklichen europäischen Gesundheitsunion", sagte die Leiterin der Generaldirektion für Unterstützung von Strukturreformen in der Europäischen Kommission, Nathalie Berger. Das betrifft beispielsweise die Beschleunigung der Energiewende wegen der Krise durch den Krieg in der Ukraine und Hilfe bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.
EU-Staaten bekamen auch Hilfeleistungen beim Aufbau von Krebs-Screening-Programmen und von Telemedizin-Infrastruktur sowie Österreich und Frankreich etwa Unterstützung "für nachhaltige Lösungen bei Antibiotika-Knappheiten", berichtete Berger. Österreich, Belgien und die Slowakei arbeiten zudem an einer zentralen Stelle im Sinne einer europäischen Gesundheitsunion, dem "EU Health Resource Hub", das allen Mitgliedsstaaten bei Reformen ihres Gesundheitssystems helfen solle. "Eine der größten Lehren aus der Pandemie: Es braucht starke nationale Gesundheitssysteme", betonte Berger.
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