Doppelinfektionen mit "Grippe" oder RSV verschlimmern Covid
Daten von Erwachsenen würden zeigen, dass solche Fälle zu einem wesentlich schwereren Verlauf führen. Umso wichtiger sei es, "sich und seine Kinder gegen Influenza und gegen Covid-19 impfen zu lassen".
Schon jetzt leiden noch mehr Kinder als sonst um diese Jahreszeit an Husten, Schnupfen und Fieber, teilweise besonders schwer. "Mangelnde Immunität aufgrund der Lockdowns haben zum Beispiel dazu geführt, dass viele Kinder von einer Infektion mit RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) betroffen sind. Besonders gefährlich wird es, wenn es zu Doppelinfektionen mit SARS-CoV-2 kommt", warnte der Verband am Montag. Ähnliches könnte in noch größerem Ausmaß Anfang 2022 bevorstehen - falls eine Influenza-Welle auf Covid-19 trifft.
"Heuer haben wir bereits im Frühherbst ungewöhnliche viele Fälle von RSV nachgewiesen", sagte Monika Redlberger-Fritz, Leiterin des Nationalen Referenzlabors für die Erfassung und Überwachung von Influenza-Virusinfektionen und Mitglied des Nationalen Impfgremiums. Das liege an der geminderten Immunität der Kinder aufgrund der Kontaktbeschränkungen im Vorjahr.
Mindestens so ausgeprägt sei das Fehlen von Immunität bei Influenza. "Es gibt mehrere Geburtenjahrgänge, die mit zumindest einem der Influenza-Virusstämme noch nie Kontakt hatten. Im Falle einer Infektion haben diese eine hohe Viruslast und sind lange ansteckend. Damit werden sie zu einer Art Superspreader", erläuterte die Expertin.
Aufgrund der starken Verbreitung von Covid-19 würde es im Fall einer gleichzeitigen Influenza-Epidemie zu Doppelinfektionen kommen. Alle Menschen sollten sich daher gegen Corona und die "echte Grippe", die heuer offenbar verspätet eintreffen könnte, impfen lassen. "Ganz besonders auch Kinder, da sie als Treiber der Ausbreitung von Influenza gelten", betonte Redlberger-Fritz.
Doppelinfektionen sind bei Covid häufig. In einer amerikanischen Metaanalyse kamen die Autoren zum Ergebnis, dass 43 Prozent der untersuchten Patientinnen und Patienten mit SARS-CoV-2 auch eine Infektion mit einem anderen Pathogen aufwiesen. Meist komme es zu einem schlechteren Verlauf und einer erhöhten Sterblichkeit. In einer Studie aus Großbritannien vom Beginn der Pandemie wurde der Verlauf von 58 Personen mit einer Doppelinfektion mit Influenza analysiert. Es zeigte sich eine etwa doppelt so hohe Sterblichkeit.
"Nicht gegen alle Viren oder Bakterien, die im Rahmen einer Doppelinfektion auftreten können, gibt es eine funktionierende Impfung", sagte Redlberger-Fritz. "Aber gegen Influenza und Pneumokokken kann und sollte man sich impfen lassen."
Gegen Corona und Influenza kann man sich aktuell in den Wiener Impfstraßen weiterhin gleichzeitig immunisieren lassen, nur nicht in denselben Arm. Ein zeitlicher Abstand ist medizinisch nicht nötig. "Für das Immunsystem ist jede Impfung ein Training", so die Virologin. "Die Krankheiten stellen dagegen immer eine Belastung dar."
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