Für die deutsche Industrie stehen die Zeichen auf Wachstum

Rohstoffpreise schießen in die Höhe
Trotz Lieferengpässen ist die deutsche Industrie im Juni stärker gewachsen.

Der Einkaufsmanagerindex stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,7 auf 65,1 Punkte, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 430 Firmen mitteilte. Das Barometer liegt jetzt mehr als 15 Punkte über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Die Daten zeichneten ein rundum positives Bild der Industrie, sagte Markit-Experte Phil Smith.

Denn die Produktion habe nach zwei Dämpfern wieder schneller zugelegt. "Der Jobaufbau hat sich ebenfalls beschleunigt, und die Geschäftsaussichten kletterten auf ein neues Rekordhoch."

Die Industrie profitiert derzeit von steigender Nachfrage aus Übersee - insbesondere USA und China. Doch litt sie auch im Juni unter massiven Versorgungsengpässen, durch die geringe Verfügbarkeit an Rohstoffen und Schiffscontainern. Rund 92 Prozent der deutschen Industriebetriebe klagten laut einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts über Preissteigerungen bei Material und Vorprodukten. "In der Textilbranche und bei der Möbelherstellung lag der Anteil sogar bei 100 Prozent." Gummi- und Kunststoffwaren waren mit 99,4 Prozent kaum schwächer betroffen. "Beim Stahl und auch beim Schnittholz sowie anderen holzbasierten Grundstoffen gibt es Lieferengpässe und damit einhergehend teils dramatische Preisbewegungen", sagte Ifo-Experte Felix Leiss.

Doch davon lässt sich die Branche offenkundig nicht entmutigen. Denn wie aus den Markit-Daten hervorgeht, haben sich die Lieferzeiten etwas weniger stark verlängert als zuletzt. "Das ist eine gute Nachricht und spiegelt zumindest teilweise die jüngsten Kapazitätserweiterungen in vielen Unternehmen wider", sagte Markit-Fachmann Smith. Dies helfe, das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage auszugleichen und Lieferengpässe zu reduzieren. Allerdings dürfte es noch einige Zeit dauern, bis dieses Missverhältnis ganz behoben sei.

Trotz Lieferengpässen verzeichnete die Industrie in der Eurozone ein Rekordwachstum. Der Einkaufsmanagerindex legte im Juni um 0,3 auf 63,4 Zähler zu. Das Barometer liegt damit den zwölften Monat in Folge über der wichtigen 50-Punkte-Marke. Markit-Chefökonom Chris Williamson verwies darauf, dass die Nachfrage wegen der Lockerungen der Coronarestriktionen und im Zuge des Impffortschritts anzieht. Kapazitäts- und Transportengpässe schränkten jedoch die Verfügbarkeit von Produktionsmaterialien ein, was - zusammen mit dem rasanten Nachfrageboom - die Preise in einem bisher nie da gewesenem Ausmaß in die Höhe getrieben habe. "Die Unternehmen sind absolut bereit, höhere Preise zu zahlen, um eine ausreichende Versorgung mit Schlüsselmaterialien sicherzustellen."

Im Euroraum sank inzwischen die Arbeitslosigkeit leicht. Die saisonbereinigte Quote fiel im Mai auf 7,9 Prozent nach revidiert 8,1 Prozent im April, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Wie stark die Pandemie den Jobmarkt noch immer beeinflusst, zeigt der Vorjahres-Vergleich: Im Mai 2020 lag die Quote bei nur 7,5 Prozent.

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