Nationalrat: Mehr als 70 Neue werden angelobt
Von den 183 Abgeordneten, die ihr Gelöbnis abgeben, waren 73 und damit deutlich mehr als ein Drittel zu Ende der vergangenen Gesetzgebungsperiode noch nicht im Plenarsaal vertreten. Ganz neu sind einige davon allerdings nicht. Die FPÖ hat gleich fünf Rückkehrer in ihren Reihen, die zuletzt aussetzen mussten oder wollten.
Dass sich so viel Neues tut, hängt nicht nur damit zusammen, dass die FPÖ bei der Nationalratswahl so stark zugelegt hat und ÖVP und Grüne deutlich an Mandatsstärke einbüßten. Es kommen noch andere Faktoren hinzu, beispielsweise, dass in der SPÖ ein echter Generationenwechsel stattfand sowie, dass die meisten Regierungsmitglieder in Doppelfunktion fürs erste ein Mandat annehmen, einige davon aber auch im nächsten Kabinett vertreten sein dürften und ihren Sitz nach der Koalitionsbildung wieder abgeben.
Am schnellsten wieder weg sein dürfte Magnus Brunner (ÖVP), der ja demnächst in die EU-Kommission wechseln soll. Auch nicht viel länger bleiben wird wohl der bisherige Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ), der nach der Landtagswahl im kommenden Jänner auch politisch wieder ins Burgenland wechseln soll. Ein gewisses Kuriosum stellt NEOS-Neo-Mandatar Johannes Gasser dar, der ab Donnerstag gleichzeitig Nationalrats- und Vorarlberger Landtagsmandatar sein wird, da sich im "Ländle" das Landesparlament nach dem Urnengang vom 13. Oktober noch nicht konstituiert hat.
Die mit Abstand meisten Neulinge weisen die Freiheitlichen auf, mit 31 sogar die Mehrheit unter ihren 57 Mandataren. Freilich ist der Nationalrat für einige kein Neuland. Wendelin Mölzer, Markus Tschank, Ricarda Berger, Christian Schandor und Gernot Darmann drückten in früheren Jahren schon die Abgeordnetensessel. Auch eine nennenswerte Neulingsquote hat die SPÖ mit 44 Prozent, obwohl sich der Mandatsstand nur geringfügig verändert hat.
Zwei permanente Parlamentsrückkehrer dürfte es bei den Grünen geben, stehen deren Chancen auf einen Verbleib in der Regierung doch eher schlecht. Werner Kogler war schon über Jahrzehnte eine führende Kraft im Klub der Grünen, Alma Zadic Mandatarin der Liste Pilz. Von der ÖVP-Regierungsriege weisen nur Kanzler Nehammer und Staatssekretärin Claudia Plakolm Nationalratserfahrung auf, die über die Überbrückung bis zur Regierungsbildung hinausgeht. Beide haben gute Chancen, einem künftigen Kabinett anzugehören.
Nicht gerade opulent ist die Frauenquote im Nationalrat mit gut 36 Prozent. Die höchste weisen die Grünen mit 56,3 Prozent auf, die niedrigste die Freiheitlichen mit 22,8 Prozent. In absoluten Zahlen hat die ÖVP die meisten Mandatarinnen mit aktuell 19.
Parlamentsseniorin ist gemäß Alter die Kärntner ÖVP-Abgeordnete Elisabeth Scheucher-Pichler mit 70 Jahren, gefolgt von ihrem näheren Landsmann und Fraktionskollegen Gabriel Obernosterer mit 69. Der jüngste Mandatar ist der Salzburger FPÖ-Landesparteisekretär Sebastian Schwaighofer. Er ist der erste 2000er-Jahrgang, der in den Nationalrat einzieht. Am jüngsten sind im Schnitt die NEOS und die Grünen mit 44, am ältesten die ÖVP-Mandatare mit 51. Der bzw. die Durchschnittsabgeordnete insgesamt ist 48 Jahre alt.
Wenn es um die Parlamentserfahrung geht, kommt an Doris Bures niemand heran. Die Zweite Nationalratspräsidentin, die am Donnerstag zur Dritten Präsidentin gewählt werden dürfte, wurde erstmals vor 34 Jahren angelobt und ist mittlerweile die einzige Mandatarin, die schon im vergangenen Jahrtausend im Parlament war. Rund sieben Jahre verbrachte Bures zwischenzeitlich in der Regierung, weshalb sie nicht das am längsten durchgehend dienende Mitglied des Nationalrats ist. Das ist nunmehr der Salzburger VP-Mandatar Peter Haubner, den wohl am Donnerstag nach knapp 23 Jahren im Hohen Haus mit der Wahl zum Zweiten Präsidenten ein Karriere-Highlight erwartet.
Hoch ist im Nationalrat mittlerweile die Akademiker-Quote mit 50,3 Prozent. Die höchste weisen die kleinen Fraktionen auf, die Grünen mit 69 Prozent und die NEOS mit 67 Prozent. FPÖ und ÖVP liegen mit 49 Prozent knapp unter dem Mittel. Die geringste Quote gibt es bei der SPÖ mit 39 Prozent.
Kommentare