APA - Austria Presse Agentur

Netz kritisiert Nehammers "Alkohol oder Psychopharmaka"-Sager

Nach dem Aufreger-Sager von Karl Nehammer erklärte das Kanzler-Büro, dass man "Zuversicht vermitteln" wollte.

Bundeskanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Nehammer hat mit seiner "Alkohol oder Psychopharmaka"-Aussage am Samstag am Tiroler ÖVP-Parteitag in Alpbach für Aufregung in Sozialen Medien und Kritik, unter anderem durch die FPÖ, gesorgt. Nehammer hatte in seiner Rede gemeint, für den Fall, dass man sinngemäß gegen Teuerung und Inflation nicht ausreichend gegensteuere: "Wenn wir jetzt so weitermachen, gibt es für euch nur zwei Entscheidungen nachher: Alkohol oder Psychopharmaka".

"Alkohol ist grundsätzlich okay"

"Und ich sag': Alkohol ist grundsätzlich okay", meinte Nehammer weiters, um schließlich zu ergänzen: "Das Entscheidende ist, dass man immer dann anstößt, wenn es einem gut geht". Zuvor hatte der Bundeskanzler erklärt, dass man sozusagen "den Feind erkennen" müsse: "Das ist die Teuerung, das ist die Inflation, das ist das absurd hohe Level an Energiekosten. Und wir müssen die Maßnahmen so setzen, dass wir die Inflation nicht treiben, sondern versuchen, sie gemeinschaftlich in der Europäischen Union zu drücken." Dies sei "alles andere als einfach".

Das auf Social Media kursierende Video mit der Kanzler-Aussage brachte die FPÖ auf die Palme. "Die flapsigen Bemerkungen von Bundeskanzler Karl Nehammer, wonach die aktuellen Herausforderungen entweder nur mit 'Alkohol oder Psychopharmaka' zu bewältigen sein werden, sind ein klassischer Offenbarungseid und spiegeln das völlige Versagen der Regierung auf der einen Seite und die totale Überforderung mit der Gesamtsituation auf der anderen Seite wider", kritisierte Generalsekretär Michael Schnedlitz in einer Aussendung. Nehammer habe einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er als Regierungschef eine "Fehlbesetzung" sei und "den Weg für Neuwahlen freimachen" sollte.

Das Büro des Bundeskanzler erklärte indes auf Anfrage der "Kronen Zeitung" (Online), man habe "Zuversicht vermitteln" wollen. Wenn man auch flapsig formuliert habe, wie eingeräumt wird.

So reagierte das Netz

Weitere Twitter-Reaktionen ließen natürlich nicht lange auf sich warten. Beispielsweise betonte Ewald Lochner, Geschäftsführer der Sucht- und Drogenkoordination Wien, wie fatal derartige "Scherze" für Erkrankte seien.  

Außerdem wurde auf Twitter anhand eines "Krone"-Beitrags darauf aufmerksam gemacht, dass Nehammer dieselbe Aussage bereits beim Parteitag in Niederösterreich getätigt hatte.

Auch die Oppositionspartei SPÖ äußerte sich zu dem Sager und forderte: "Keine Scheindiskussionen mehr!"

Professionelle Hilfe

Hier findest du Beratungsstellen bei Drogen- und Alkoholabhängigkeit. Betreuung und Beratung findest du auch beim Verein Dialog oder bei der Suchthilfe

Wer an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken.Wenn du mit akuten Problemen zu kämpfen hast, kannst du dich jederzeit an die Telefonseelsorge unter 142 wenden – rund um die Uhr erreichbar, kostenlos und anonym.

Die Psychiatrische Soforthilfe steht ebenfalls rund um die Uhr als Not- und Krisendienst unter der Rufnummer (01) 31330 zur Verfügung.

Auf der Website des Bundesverbands für Psychotherapie findet ihr noch mehr Notfallnummern für mehrere Bundesländer.

Wenn du eine Therapie in Anspruch nehmen willst:

Unkompliziert zur telefonischen Erstberatung: Außerdem gibt es eine psychotherapeutische Erstberatungs- und Info-Hotline. Sie ist ein kostenfreies, vertrauliches, professionelles und anonymes Angebot.

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