NÖ Landesrat Waldhäusl setzt auf "Triage im Asylbereich"

FPÖ-Politiker will Vorrang für ukrainische Flüchtlinge
In Anlehnung an die Corona-Berichterstattung hat Niederösterreichs Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) am Freitag von einer "Triage im Asylbereich" gesprochen.

Diese werde im Bundesland seit zehn Tagen angewandt. Quartiere seien nur noch für "Frauen und Kinder aus der Ukraine" und nicht für Ankömmlinge aus Syrien und Afghanistan vorgesehen. Rund 2.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine befinden sich nach einer Schätzung des Landespolitikers bereits in Niederösterreich.

Der russische Angriffskrieg und dessen Auswirkungen habe nichts am generellen Strom an Migranten nach Österreich geändert, konstatierte Waldhäusl im Anschluss an die Klausur seines Büros in Zeillern (Bezirk Amstetten). Wöchentlich würden mehr als 1.000 Asylanträge gestellt, ein Großteil von afghanischen und syrischen Staatsbürgern. Der FPÖ-Politiker ortete in dem Zusammenhang "eine Situation, wie sie nun neben der Ukrainekrise und den tatsächlich Hilfsbedürftigen von unserem Land schlichtweg nicht mehr bewältigt werden kann". Die "Asyl-Triage" sei daher "dringend notwendig".

Vorrang genießen sollen ukrainische Flüchtlinge. "Die Frauen und ihre Kinder haben ihre Männer und Väter im Kriegsgebiet zurücklassen müssen, die dort ihre Heimat verteidigen. Diese Menschen haben daher unsere volle Unterstützung verdient. Da gibt es für mich keine Diskussion." Mit einem temporären Übernahmestopp sei dieses Vorgehen jedoch nicht zu vergleichen, sagte Waldhäusl zur APA. Niederösterreich sei zwar das einzige Bundesland, das so vorgehe, dennoch sei alles im Einklang mit der Grundversorgungsvereinbarung.

Es sei "undenkbar", sowohl den "ausschließlich männlichen Asylwerbern aus Afghanistan und Syrien als auch den Hilfsbedürftigen aus der Ukraine" Unterstützung bieten zu wollen. Diesen von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) eingeschlagenen Weg gehe Niederösterreich nicht mit. Vielmehr sei eine Fokussierung auf Ankömmlinge aus der Ukraine "letztlich auch auf Bundesebene eine Notwendigkeit", ortete Waldhäusl weiteren Handlungsbedarf.

Generell hob der Landesrat hervor, dass auch im Zusammenhang mit der Ukraine eine Unterstützung "nicht auf alle Zeiten und in jeder Dimension möglich" sei. Wenn sich die Zahl der für die Geflüchteten notwendigen zusätzlichen Plätze in Richtung der 20.000er-Marke bewegt, ist für Waldhäusl die Kapazitätsgrenze erreicht: "Dann stehen wir kurz vor dem Kollaps."

Aktuell befinden sich laut dem FPÖ-Politiker rund 1.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in privaten sowie etwa 350 in organisierten Unterkünften. Hinzu kommen 200 Personen in den Ankunftszentren. Die Zahl der tatsächlich im Bundesland angekommenen ukrainischen Staatsbürger schätzt Waldhäusl auf 2.000. Es gebe eine Art "Dunkelziffer". Viele Menschen, die nicht über die Ankunftszentren ins Bundesland gelangt waren, hätten es wohl noch nicht zur Registrierung in eine Bezirkshauptmannschaft geschafft.

Apropos Ankunftszentren: Hier sollen ab Montag zwei neue Standorte hochgefahren werden, einer in St. Pölten und ein weiterer in Schwechat (Bezirk Bruck a. d. Leitha). Bereits im Laufe der kommenden Woche können hier dann in Summe 200 Personen temporär beherbergt werden. Ziel sei weiterhin, den Menschen drei bis vier Tage eine Überbrückungsunterkunft zu bieten und sie danach in Quartieren unterzubringen, unterstrich Waldhäusl.

Kritik gab es vom Landesrat am Freitag an den Waffenlieferungen in die Ukraine. Diese würden letztlich "nur eine Verlängerung des Krieges bedeuten". Stattdessen sollten an den Landesgrenzen zur Ukraine "zweckmäßige Siedlungen" mit mobilen Notunterkünften errichtet werden.

"Dass Landesrat Waldhäusl zwischen Flüchtlingen erster und zweiter Klasse unterscheidet, macht klar, dass er aus den Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs nichts gelernt hat", hielt NEOS-Landessprecherin Indra Collini zu den Triage-Aussagen des FPÖ-Politikers fest. In einer Aussendung forderten die Pinken Waldhäusl auf, Unterbringungskapazitäten zu erheben und in Abstimmung mit dem Innenministerium weitere zu schaffen.

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