Prozess um in Wohnung gebrachte und missbrauchte 13-Jährige

Männer sollen mit Mädchen ungeschützten Gechlechtsverkehr gehabt haben
Am Wiener Landesgericht ist am Montag der Prozess gegen zwei junge Männer fortgesetzt worden, die in der Nacht auf den 27. November 2022 den von Benzodiazepinen beeinträchtigten Zustand einer 13-Jährigen ausgenutzt und das unmündige Mädchen sexuell missbraucht haben sollen.

Inhaltlicher Hinweis: In diesem Beitrag werden Gewalt, Missbrauch und Drohungen beschrieben.

Die damals 17 und 22 Jahre alten, bereits mehrfach vorbestraften Angeklagten hatten das Mädchen zufällig auf der Straße kennengelernt und in die Wohnung des Erstangeklagten mitgenommen.

Dort kam es mit beiden Männern zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr, obwohl das Mädchen ihnen laut Staatsanwalt Wolfram Bauer in der Wohnung ihr wahres Alter verraten hatte. Die 13-Jährige habe unter massiven psychischen Problemen gelitten, sei oft von zu Hause ausgerissen, teilweise nicht zur Schule gegangen und habe teilweise auf der Straße gelebt, skizzierte der Staatsanwalt. Das Mädchen, das unter der Wirkung von Suchtmitteln stand, habe die Männer auf Zigaretten angesprochen und mit den beiden dann einen Joint geraucht.

In die Wohnung mitgegangen sei die 13-Jährige, "weil sie sich erhofft hat, andere Drogen zu bekommen", sagte der Anklagevertreter. Es sei den Angeklagten "völlig klar" gewesen, dass das Mädchen noch ein Kind war, betonte der Staatsanwalt: "Es war ihnen wurscht."

Ein DNA-Gutachten belegt, dass beide jungen Männer intimen Kontakt mit der 13-Jährigen hatten. Der Jüngere - inzwischen 19 Jahre alt und selbst Vater einer kleinen Tochter - war sich dahin gehend keiner Schuld bewusst: "Er hat nicht damit gerechnet, dass sie unter 14 ist", meinte seine Verteidigerin. Für ihn sei das Mädchen "kein Kind, sondern eine Jugendliche" gewesen, hatte der ungeachtet seines fast noch jugendlichen Alters bereits dreifach Vorbestrafte beim Verhandlungsauftakt Anfang Februar zu Protokoll gegeben. Es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt.

Der ältere, inzwischen 24 Jahre alte Angeklagte räumte ein, er habe sich über das Alter des Mädchens "Sorgen, Gedanken gemacht". Er habe sie "auf jung, jünger als ich geschätzt. Ich hab' nicht die Absicht gehabt, mit einem Kind zu schlafen, Sex zu haben". Er sei damals "high", von Alkohol und Drogen massiv beeinträchtigt gewesen. Als er im Zuge der Ermittlungen erfahren habe, dass das Mädchen noch keine 14 war, "war das ein Schock für mich. Es tut mir unfassbar leid. Ich schäme mich dafür".

Im Gerichtssaal wurde ein TikTok-Video abgespielt, das in der Tatnacht aufgenommen wurde und die beiden Angeklagten und das damals 13-jährige Mädchen in der Wohnung des jüngeren Angeklagten zeigt. Darauf ist die ausgesprochen kindlich wirkende, stark geschminkte 13-Jährige zu sehen, die mit glasigen Augen und sichtlich verlangsamt in die Kamera eines Handys blickt und dabei einen Joint in der linken Hand hält. Der 24-Jährige beginnt dann ihre Nähe zu suchen und drückt ihr einen Kuss auf die Wange.

Aufgespürt wurde die 13-Jährige am nächsten Morgen von ihrer älteren Schwester, die sich Sorgen machte, weil das Mädchen wieder einmal nicht nach Hause gekommen war. Sie fand die Abgängige mittels einer Handy-Ortungs-App. Als sie an der fremden Wohnungstür klopfte und eingelassen wurde, befand sich die 13-Jährige in einem derart angeschlagenen Zustand, dass sie nicht in der Lage war, sich die Schuhe anzuziehen. Die Schwester musste ihr in diese helfen.

Der 24-Jährige weist bereits sechs Vorstrafen auf. 2015 wurde er erstmals wegen Raubes verurteilt, 2016 kassierte er für einen bewaffneten Raubüberfall zwei Jahre unbedingte Haft. Im Vorjahr - und damit nach dem verfahrensgegenständlichen Missbrauchsfall - wurde er zu sechs Monaten unbedingt verurteilt, weil er unter Drogeneinfluss einen Verkehrsunfall mit Fahrerflucht begangen hatte.

Wer Erfahrungen mit Gewalt oder sexuellen Übergriffen erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat, kann sich kostenlos und anonym an die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222-555, www.frauenhelpline.at, an die Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, www.haltdergewalt.at, an die Frauenhelpline für gehörlose Frauen, www.oegsbarrierefrei.at/bmf/hilfseinrichtungen/ oder an die Männerberatungsstelle unter 0720 / 70 44 00, https://www.maennerinfo.at wenden.

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