Virale TikTok-Videos verbreiten Falschinformationen über das Coronavirus

TikTok hat über 500 Millionen aktive Nutzer und wächst schnell
Die Unterhaltungs-App wird derzeit mit Ratschlägen von Fake-ÄrztInnen, Falschinformationen und Verschwörungstheorien geflutet.

In einem TikTok-Duett-Video sieht man einen Mann in einem Arztkittel und mit Blutentnahmeröhrchen in der Hand – im zweiten Bild kritisiert die Userin @sierrabeckerr seinen vermeintlichen Nachweis des Coronavirus. Der Clip ist mit Text versehen, um andere UserInnen vor dem Bluff zu warnen.

Ein angeblicher Arzt will anhand von Blutproben das Coronavirus in seinem Scheinlabor nachweisen. Dazu habe er Blut von einer gesunden Person und das einer mit dem Virus infizierten entnommen – bereits beim Anblick der Blutentnahmeröhrchen sei der Unterschied deutlich zu erkennen.

In seinem angeblichen Labor schüttet er die Proben auf Papierhandtücher: Das "gesunde Blut" weist eine rötliche Farbe auf, während das Coronavirus die zweite Probe angeblich violett gefärbt hat. "Gib mir meinen Traubensaft zurück", ist im Video von @sierrabeckerr zu lesen. Sie warnt vor der Gefahr des falschen Arztes: "Er versetzt Leute in Panik, um Aufmerksamkeit zu bekommen. An diesem Virus sind Menschen tatsächlich erkrankt. Du weißt schon, dass es hier auch jüngere UserInnen gibt, die diese Falschinformationen verbreiten werden", kommentiert @sierrabeckerr. 

Im kanadischen Vancouver postete ein User ein TikTok-Video eines Schülers, der eine Gesichtsmaske in der Schule trägt. Während er über einem Mülleimer hustet, ruft die Person neben ihm die Rettung. Im Clip wird ein Screenshot eingeblendet: "Der erste Fall des Coronavirus in B.C. (Britisch-Kolumbien) bestätigt" lautet die Schlagzeile.

"Unser Freund hat vermutlich das Coronavirus. Wenn er heftig hustet, muss er sofort die Rettung rufen", heißt es weiter im Fake-Video, das laut "Daily Beast" über 4,1 Millionen Mal aufgerufen wurde. Derzeit gibt es in Britisch-Kolumbien einen Verdachtsfall, bei dem es sich jedoch nicht um den besagten Schüler handelt.

Verschwörungstheorien und Fehlinformationen

Auf TikTok werden derzeit auch Verschwörungstheorien verbreitet. In einigen Clips wird das Virus als Biochemiewaffe bezeichnet und mit Bill Gates, der mit seiner Stiftung das Virus finanziert haben soll, in Verbindung gebracht. Diese problematischen Inhalte wurden laut "Media Matters" hunderttausendfach aufgerufen, berichtet "Spiegel". Dem möchte TikTok nun ein Ende setzen, weshalb Coronavirus-Suchen mit einem Hinweis auf die Nutzungsbedingungen versehen werden.

Fehlinformationen, die den UserInnen oder der Öffentlichkeit schaden, sind laut den Bedingungen verboten. Verstöße gegen die Richtlinien sollen umgehend gemeldet werden, so eine TikTok-Sprecherin gegenüber "Spiegel". Dass die Richtlinien der Unterhaltungs-App "bemerkenswert dünn und weit interpretierbar – auch für die ModeratorInnen selbst" seien, belegte bereits ein Bericht der Online-Plattform "Netzpolitik.org", die auf die unterschiedlichen Versionen von TikToks Moderationsregeln aufmerksam machte. Die Social-Media-Plattform, die von über 800 Millionen UnserInnen genutzt wird, wird immer wieder für ihren Umgang mit sensiblen Inhalten kritisiert.

Rassismus, Coronavirus und Social Media

Mit dem Aufkommen des Coronavirus haben Fremdenfeindlichkeit und rassistische Witze gegen AsiatInnen auf den Social-Media-Kanälen zugenommen. Ein Video, das angeblich eine Frau aus Wuhan dabei zeigen soll, wie sie eine Suppe mit Fledermäusen isst, verbreitete sich rasch im Netz.

Mit dem Video wurde auch der vermeintliche Ursprung des Virus gefunden – Essgewohnheiten der ChinesInnen sollen demnach am Coronavirus schuld sein. In Wahrheit ist das Video nicht in Wuhan entstanden, sondern wurde vor drei Jahren in Palau für eine Reisereportage der chinesischen Influencerin Menggyun Wang gedreht. Diese erhält nun Hassnachrichten und Morddrohungen. Das ist nur eines von vielen Beispielen von Fake News, die derzeit im Zusammenhang mit dem Coronavirus verbreitet werden.

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