Chiara Ferragni muss nach Spenden-Skandal 1,2 Millionen zahlen
Zahlreiche Kund:innen kauften den italienischen Weihnachtskuchen der Unternehmerin und weltbekannten Influencerin nicht nur aufgrund des schicken Designs, sondern auch für den guten Zweck. Wie sich herausstellte, gingen die Einnahmen aber nicht als Spenden auf das Konto eines Kinderkrankenhauses, sondern direkt in Chiara Ferragnis (36) eigene Tasche.
Dafür muss die Italienerin eine saftige Geldstrafe zahlen. Auf Instagram entschuldigte sich die Influencerin unter Tränen.
Skandal um Weihnachtskuchen im Ferragni-Design
Bereits im Mai 2022 warb die einflussreiche Bloggerin für eine Special Edition eines Pandoro-Weihnachtskuchens der Marke Balocco im pinken Ferragni-Design. Statt der herkömmlichen knapp vier Euro mussten Käufer:innen für die Sonderanfertigung neun Euro bezahlen. Das italienische Lebensmittelunternehmen versprach, einen Teil der Einnahmen an das Kinderkrankenhaus Regina Margherita in Turin zu spenden.
Eine Million Euro Geldstrafe
Die Italienerin Chiara Ferragni muss nach einer Affäre um Spenden für Wohltätigkeitsprojekte 1,2 Millionen Euro zahlen. Dazu einigte sie sich mit der italienischen Kartellbehörde. Laut dem Vorwurf soll Ferragni Kund:innen vorgespielt haben, dass sie mit dem Kauf der Ostereier zu einer Spende für Wohltätigkeitsprojekte beitragen würden. Die Influencerin hatte ihrer Fangemeinde glauben lassen, dass der Erlös des von ihr angepriesenen Ostereis zu großen Teilen an eine Kinderkrebsstation gehe, was nicht der Fall war, lautet der Vorwurf der Kartellbehörde. Diese einigte sich jetzt mit Ferragni darauf, dass sie in drei Jahren 1,2 Millionen Euro an die Wohltätigkeitsorganisation "I Bambini delle Fate" zahle, die sich um Projekte zugunsten von Kindern kümmert.
Inzwischen ermitteln die Mailänder Staatsanwälte in drei Fällen wegen des Verdachts auf schweren Betrug gegen Ferragni, deren Geschäft schwere Einbußen erlitten hat. Ein Mailänder Shop, in dem sie ihre Kleider vermarktete, musste inzwischen schließen. Beim Management ihrer Gesellschaften kam es zu tiefgreifenden Änderungen. Nach dem Skandal hatte Italien die Regeln für Influencer verschärft.
Statement auf Instagram
Auf Instagram postete die Influencerin ein Statement-Video und entschuldigte sich unter Tränen bei ihren 29,6 Millionen Follower:innen (Zahl sinkt seit Bekanntwerden des Skandals). Die Videobeschreibung beginnt mit den Worten: "Ich war immer davon überzeugt, dass diejenigen, die im Leben mehr Glück haben, eine moralische Verantwortung tragen, Gutes zu tun. Das sind die Werte, die mich und meine Familie immer angetrieben haben", anschließend gesteht sie, einen Fehler gemacht zu haben.
Ferragni will eine Million Euro an Kinderkrankenhaus spenden
Um den Ernst ihrer Entschuldigung zu bekräftigen, versicherte sie, eine Million Euro an das Regina Margherita Kinderkrankenhaus zu spenden. Weiters schrieb sie: "Ich mache es öffentlich, weil ich erkannt habe, dass ich einen Kommunikationsfehler gemacht habe. Ein Fehler, den ich in Zukunft schätzen werde, indem ich jede Wohltätigkeitsarbeit, die ich immer getan habe und auch weiterhin tun werde, von kommerziellen Aktivitäten trennen werde."
Coca-Cola sagt abgedrehten Werbespot ab
Jetzt gehen die ersten Firmenkunden, auf denen das Geschäftsmodell der vielfachen Millionärin im Wesentlichen beruht, auf Distanz: Der Getränkemulti Coca-Cola gab den Verzicht auf einen bereits abgedrehten Werbespot bekannt, der Ende Jänner zum Schlagerfestival von Sanremo ausgestrahlt werden sollte. Für Italien ist das in etwa so, als ob Rihanna in den USA vergangenes Jahr noch schnell aus der Halbzeitpause des Super Bowl rausgekegelt worden wäre.
Dazu muss man wissen, dass es Ferragni zu Hause an Prominenz durchaus mit der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni aufnehmen kann. Auch in Deutschland ist die 36-Jährige, verheiratet mit dem Italo-Rapper Fedez (14,7 Millionen Follower), Mutter von zwei kleinen Kindern, vielen ein Begriff. Die letzten Jahre bespielte sie virtuos die Klatschspalten und sozialen Kanäle, bis hin zu einer eigenen Reality-Show im Fernsehen. Über ihr Verkaufstalent hinaus äußerte sie sich immer häufiger auch zu gesellschaftlichen Fragen.
Influencer:innen werden in Zukunft Medien gleichgestellt
Influencer:innen, die ihre Werbungen in Italien nicht sofort kennzeichnen, könnten laut "Standard" in Zukunft bis zu 600.000 Euro Strafe zahlen. Das geht aus einer durch Ferragnis Fall angekurbelten Novelle hervor, welche von der zuständigen italienischen Aufsichtsbehörde (AGCOM) für Medien vorgelegt wurde. Demnach gelten Influencer:innen in Italien ab einer Million Fans als genauso verantwortlich für ihre audiovisuellen Inhalte auf diversen Plattformen wie traditionelle Medien. Dazu soll es noch ein Gremium mit verschiedenen Social-Media-Größen geben, um beidseitiges Verständnis zu fördern.
Diese Art von Behandlung ist in Österreich dem Werberat zufolge schon üblich.
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