Corona in der Vagina: Kann man sich beim Sex anstecken?

Wie "NetDoktor" erklärt, erfolgt die Ansteckung mit dem Coronavirus laut wissenschaftlichen Erkenntnissen vermehrt über eine Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen) oder über Aerosole. Letztes beschreibt kleine Luftpartikel, die viruslastig sein können.

Aerosole können "weitere Strecken zurücklegen" als größere Tröpfchen und fallen "nicht so schnell zu Boden" wie diese, heißt es weiter. "Dadurch reichern sich Virus-haltige Aerosole in der Luft an – was das Risiko einer Corona-Ansteckung in geschlossenen Räumen erhöht", erklärt "NetDoktor". Deshalb ist es in Zeiten der Pandemie wichtig, Abstand zu halten und regelmäßig zu lüften.

Laut dem "öffentlichen Gesundheitsportal Österreich" kann eine Ansteckung auch über Schmierinfektionen erfolgen. Davon ist die Rede, wenn man etwa über benutzte Türklinken oder auch Stuhl, Blut oder Harn mit Viruspartikeln in Kontakt kommt – denn die Coronaviren können auch in diesen Sekreten und Ausscheidungen auftreten.

Eine neue israelische Studie zeigt nun, dass Coronaviren auch in der Vagina nachgewiesen wurden: Die Ergebnisse sind im "Journal of Clinical Medicine" zu finden. Für die Untersuchung analysierten die ForscherInnen den Cycle-threshold-Wert (Ct-Wert) von 51 corona-positiven Frauen im Alter von 21 bis 47 Jahren.

Was ist ein Ct-Wert?

Der Cycle-threshold-Wert (Ct-Wert) zeigt laut der "deutschen Apotheker Zeitung", wie infektiös eine angesteckte Person ist. Je höher der Wert, desto geringer ist die ursprüngliche Viruslast in der Probe.

• Ein Ct-Wert über 30 gilt als Hinweis für einen niedrigen Wert.
• Ein Wert über 35 weist auf eine sehr niedrige Viruskonzentration hin.

"Die ursprüngliche Virenmenge wiederum beeinflusst, wie ansteckend eine infizierte Person ist. Eine hohe Viruskonzentration im Nasen-Rachen-Raum sorgt im Normalfall auch für eine hohe Infektiosität", heißt es weiter. 

Man solle jedoch bedenken, wann der Test des Ct-Werts durchgeführt wurde. Zu Beginn der Infektion könne die Viruslast immer sehr hoch sein. Eine niedrige Konzentration der Coronaviren kann jedoch aus verschiedenen Gründen vorliegen.

Neben einer tatsächlichen Infektion mit nur einer geringen Virusmenge könne auch

• das Abklingen der Erkrankung,
• eine falsche Entnahme der Probe
• oder der Fall, dass das Virus "bereits vom Rachenbereich in die Lunge gewandert" ist,

verantwortlich dafür sein, dass ein hoher Ct-Wert angezeigt wird.

Nur geringe Viruslast in Vagina nachgewiesen

Nur eine Patientin im Alter von 60 Jahren wurde in der Studie positiv auf SARS-CoV-2 im Vaginalsekret getestet. Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass darin ein durchschnittlicher Ct-Wert von 35 bis 42 festgestellt wurde. Das deutete darauf hin, dass die Viruslast in der Vagina sehr gering ausfiel. "Der Nachweis von SARS-CoV-2 in den Vaginalsekreten von Patientinnen mit der Diagnose COVID-19 ist selten", schrieben die ForscherInnen in ihrer Publikation.

Zudem weisen die ExpertInnen darauf hin, dass die Coronaviren durch unterschiedliche Ursachen in die Vagina gelangen können: 

• Das Virus könnte sich über das Gefäßsystem (vor allem über die Lunge) in andere Organe einschließlich des zentralen Nervensystems verbreiten.
• Zweitens könnten die positiven Ergebnisse auf eine "fäkale Kontamination" oder eine "aufsteigende Infektion" des Virus aus dem Magen-Darm-Trakt zurückzuführen sein. Es hat sich jedoch gezeigt, dass das Virus in den Fäkalien erst relativ spät im Krankheitsverlauf nachweisbar ist.

Ob tatsächlich eine Ansteckung mit Corona über Geschlechtsverkehr erfolgen kann, ist unbekannt. Die sehr geringe Viruslast lässt nicht darauf schließen, Fakt ist jedoch, dass auch andere Flüssigkeiten (die Coronaviren enthalten können) in der Vagina vorhanden sein können. Beispielsweise könnten Speichel nach dem Oralverkehr oder Blut während der Periode das Infektionsrisiko mit Corona steigern. Beim Sex wäre also eine Ansteckung mit Corona durch eine Tröpfcheninfektion am wahrscheinlichsten.