2013 wurde das grotesk massive Fundament des Weinheber-Denkmals freigelegt, das Stadtgartenamt schüttete die Mulde zu. Nun erfolgt die dauerhafte Umgestaltung.

Tal Adler

Diese problematischen Denkmäler und Straßennamen sind in Wien zu finden

Antisemitische Politiker, Kolonialisten und NS-Dichter: Diese Denkmäler stehen in Wien.

Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd bringt die #BlackLivesMatter-Bewegung weltweit Menschen auf die Straße, um gegen Rassismus zu kämpfen. Im Zuge der Proteste beschäftigt sich die mediale Öffentlichkeit nun auch immer wieder mit Denkmälern, die zu Ehren von Sklavenhändlern, Mördern und Rassisten errichtet wurden.

Ausgelöst wurde die Debatte von Demonstrierenden im englischen Bristol, die eine Statue des Sklavenhändlers Edward Colston in einem Fluss versenkt haben. In Belgien wurden außerdem mehrere Statuen von Leopold II. mit Farbe beschmiert oder umgestoßen. Leopold II. war für die Ausbeutung und Kolonialisierung des Kongo verantwortlich.

Für dich ausgesucht

Weltweit wird nun eine Aufarbeitung von Denkmälern gefordert – und auch in Wien gibt es an so manchen Ecken Aufholbedarf. Ein ForscherInnen-Team stellte im Jahr 2013 eine ausführliche Arbeit über Straßen und Orte in Wien vor, die nach Personen mit antisemitischen, rassistischen oder anderweitig diskriminierenden Ansichten benannt wurden.

Auch einige Denkmäler, die in Wien zu sehen sind, ehren Persönlichkeiten, die mithilfe von rassistischen und antisemitischen Praktiken zu Erfolg kamen.

Das Karl-Lueger-Denkmal

First Things First: Schon jahrelang tobt eine Debatte rund um das Lueger-Denkmal in Wien. Lueger war von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister und gilt als flammender Antisemit. Während seiner jungen Politiker-Jahre war er Anführer einer antisemitischen Partei. Während seiner Zeit als Bürgermeister betrieb er aktive Kampagnen gegen die JüdInnen der Stadt und spielte sie gegen andere Bevölkerungsgruppen aus. Lueger gilt als einer der Politiker, die als Inspiration für Hitler dienten.

Das Lueger-Denkmal auf dem Dr.-Karl-Lueger-Platz am Wiener Ring wurde im Zuge der aktuellen Debatte beschmiert, wie Bilder aus den sozialen Medien zeigen.

Columbus-Denkmal

In der Wiener Akademiestraße steht ein steinernes Standbild zu Ehren von Christoph Columbus, dessen Wirken immer wieder kontrovers diskutiert wird. Neben der Tatsache, dass er aus vermutlich materiellen Interessen das heutige Amerika “entdeckte”, war er nämlich dafür verantwortlich, dass Spanien die ansässige indianische Bevölkerung versklavte. Auch hatte seine Entdeckung die Kolonisation der Karibischen Inseln zur Folge. Spanische HistorikerInnen sehen Columbus als “skrupellosen Sklavenjäger”.

Hügel-Denkmal

Hügel-Denkmal in Wien. Bild über Wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Thomas Ledl / CC BY-SA 3.0

Im Hügelpark im 13. Wiener Bezirk steht ein Denkmal für Carl von Hügel, der seinerzeit ein Reisender und Naturforscher war. Er reiste beispielsweise im Jahr 1830 nach Asien, um Pflanzensammlungen anzulegen und kulturell bedeutende Objekte zu “sammeln”.

Ein Projekt namens “Re-Making Hügel” beschäftigte sich in den letzten Jahren mit dem Denkmal und dem Schaffen Hügels, der im Zuge seiner Reisen durchaus das europäische Interesse am Aneignen anderer Kulturen bediente und von rassistischen Denkmustern geleitet wurde. So sprach er in seinen Niederschriften Aborigines beispielsweise jeglichen Intellekt ab oder schrieb über die BewohnerInnen der Philippinen: “Diese Inseln bewohnen theils Schwarze, böse oder geistig schwache Horden, theils harmlose, gastliche Menschen von olivenbrauner Farbe.“

Weinheber-Büste

Im Schillerpark steht eine Büste des Schriftstellers Josef Weinheber, der als NS-Poet gilt und dessen Werke während der NS-Zeit eine große Rolle spielten. Schon 1931 trat er der NSDAP bei, später wurde er Präsident der “Vereinigung bodenständiger Künstler” – für seinen anfänglichen Misserfolg im Literaturbetrieb machte er JüdInnen verantwortlich. Er wurde in den nächsten Jahren zum berühmtesten Autor Nazi-Deutschlands. Im Jahr 2019 wurde eine Zusatztafel an der Büste angebracht.

Schon 2009 forderten die Grünen außerdem den Josef-Weinheber-Platz in Ottakting umzubenennen.

Große und Kleine Mohrengasse

Im Zweiten Wiener Gemeindebezirk befinden sich die Große und Kleine Mohrengasse – im Jahr 1862 benannt nach einem Hausschild, auf dem “Zum großen Mohren” zu lesen war. Das Schild ist seit 1779 nachweisbar und deutete laut der Webseite “Wien Geschichte Wiki” darauf hin, dass der Schwarze Joseph Mahlizky in diesem Haus wohnte. Der Begriff “Mohr” gilt heute als diskriminierend und steht in Verbindung mit stereotypen Vorstellungen von Schwarzen Menschen.