Screenshot von https://www.fan-tastic-females.org/index.php/de/

"Fan.Tastic Females": Diese Ausstellung zeigt weibliche Fankultur im Fußball

Ultras, Fan-Ikonen und "ganz normale" Fans: "Fan.Tastic Females" zeigt, dass Fußball längst keine Männersache mehr ist.

Fußball gilt als Männerdomäne – sowohl auf dem Spielfeld als auch auf der Tribüne scheinen Männer zu dominieren. Dass Frauen eine wichtige Rolle in der Fankultur spielen und sich hinter der Präsenz von Frauen in Stadien eine eindrucksvolle Geschichte der Emanzipation verbirgt, zeigt die Ausstellung “Fan.Tastic Females – Football Her.Story”, die noch bis zum 16.11. in Wien zu sehen ist und dann nach Linz weiterzieht.

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Die Ausstellung zeigt 78 Videoportraits von Frauen jeden Alters aus 21 verschiedenen Ländern, die wahlweise “Fans wie du und ich”, Fan-Leaderinnen, Ultras, Gründerinnen von Fan-Netzwerken oder waschechte Ikonen der Fankultur sind. In letzterer Kategorie findet sich beispielsweise ein Interview mit der 1939 geborenen Maria Petri, die seit beinahe 70 Jahren mit Arsenal durch dick und dünn geht und bei jedem Spiel dabei ist. Sie erzählt davon, dass sie in ihren Anfängen als Fußballfan immer wieder von Männern beschimpft wurde. Es hieß, sie solle wieder zurück in die Küche gehen. Ihre Antwort: “Ich habe dann einfach noch lauter geschrien und gesagt: ‘Ihr bringt mich niemals zum Schweigen.’”

Auch die Geschichte von Uhde wird erzählt: Sie wurde 1996 geboren und erlebte ihr erstes Spiel im Jahr 2011. Der türkische Verein Fenerbahçe trug in diesem Jahr ein Heimspiel vor 40.000 Kindern und Frauen aus, da der türkische Fußballverband ein eindrückliches aber umstrittenes Zeichen gegen Fangewalt setzen wollte. Heute ist Uhde Teil einer Ultra-Gruppe.

Foto von k.at

Mithilfe von QR-Codes kann man sich die Interviews direkt auf dem Smartphone ansehen. Die Frauen erzählen von ihren Anfängen als Fußballfans, von den Widerständen, die sie überwinden mussten, um ernst genommen zu werden, und wie sie sich ihren Platz erkämpft haben. Sie berichten von ihrer Leidenschaft für Fußball und zeigen die Vielfalt der weiblichen Fankultur. Organisiert wird die Ausstellung von Mitgliedern des Netzwerks “Football Supporters Europe”.

Eine der Organisatorinnen ist Ines, die selbst beim First Vienna FC aktiv ist und sich dort unter anderem gegen Diskriminierung einsetzt. In einem Text für das Magazin zur Ausstellung schreibt sie darüber, was der Zusammenschluss von Frauen für sie bedeutet: “Es sind die schönen Erfahrungen, die uns zusammengeführt haben, und es sind die schlechten Erfahrungen, die es umso wichtiger machen, dass jede weiß, dass sie nicht allein ist. Diskriminierungen hören an den Stadiontoren nicht auf, bloß weil wir alle gerne Fußball schauen.”

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Auch die zahlreichen Klischees, mit denen weibliche Fußballfans oft zu kämpfen haben, werden in der Ausstellung thematisiert: Neben einem großen Bullshit-Bingo, das die dümmsten Sprüche abarbeitet, die Frauen zu hören bekommen, widmet sich ein Teil der Schautafeln auch der medialen Darstellung von Frauen im Stadion. So wurden Frauen im Laufe der zeit zwar zum fixen Bestandteil der Fußball-Berichterstattung, meist aber in sexualisierter Form, als Groupies oder als dümmlich dargestellte Randfiguren, denen man Fußballregeln erklären muss.

In Österreich sind laut den in der Ausstellung präsentierten Daten übrigens 25 Prozent der bei Nationalteamspielen der Männer anwesenden Fans weiblich. Der Anteil von Frauen in der obersten Managementebene der Fußballverbände beträgt hierzulande null Prozent.