Psychopathische Veranlagung beim Kind? Studie zeigt Merkmale
Hast du schon einmal beobachtet, ob dein Nachwuchs mit seinen Freund:innen mitlacht?
Forscher:innen des University College London belegen nun, dass Buben, die nicht den Drang fühlen, zu lachen, wenn ihre Freund:innen, Mitschüler:innen & Co es tun, später mit größerer Wahrscheinlichkeit zu Psychopathen werden. Für die Studie wurden 92 Buben im Alter von elf bis 16 Jahren untersucht.
Die Studie wurde in der Zeitschrift "Current Biology" veröffentlicht.
Was ist Psychopathie?
Wie "netDoktor" erklärt, ist Psychopathie eine schwere Persönlichkeitsstörung beziehungsweise eine extreme Form der Dissozialen Persönlichkeitsstörungen. Psychopath:innen sind besonders gut darin, andere zu manipulieren oder zu handeln, ohne Reue zu empfinden. Die Betroffenen "lügen, betrügen und nutzen ihre Mitmenschen geschickt aus". Zudem haben sie eine hohe Risikobereitschaft und verhalten sich vermehrt verantwortungslos.
Weitere Symptome sind laut dem kanadischen Kriminalpsychologen Robert Hare unter anderem:
- ein übersteigertes Selbstwertgefühl
- mangelnde Empathie
- Impulsivität
- Hang zu kriminellen Tätigkeiten
- frühe Verhaltensauffälligkeiten uvm.
Probanden mussten Lachen analysieren
Bei etwa zwei Drittel der jungen Teilnehmer wurden störende Verhaltensweisen oder gefühllose sowie emotionslose Züge (CU) diagnostiziert. Diese Merkmale wurden laut den Expert:innen bereits in früheren Untersuchung mit einem erhöhten Psychopathie-Risiko in Verbindung gebracht.
Mittels Gehirnscans untersuchten die Wissenschafter:innen die Gehirnaktivität der Buben. Dabei hörten sie sich Aufnahmen von gespieltem und echten Lachen an, die zwischenzeitlich von Weinen unterbrochen wurden. Die Probanden mussten währenddessen auf einer Skala bewerten, ob sie der Meinung sind, dass das abgespielte Lachen echt ist. Außerdem sollten sie dokumentieren, wie das Lachen ihre Gefühlslage beeinflusst.
Wiesen die Buben beide Risikofaktoren für Psychopathie auf, berichteten sie vermehrt darüber, dass sie keinen Drang hätten, mit andern mitzulachen. Diese Aussage wurde auch anhand der Aktivitäten im Gehirn der Betroffenen bestätigt: die Scans zeigten eine verminderte Aktivität in den Regionen an, die mit emotionalem Denken im Verbindung stehen.
Zwar sei es laut Studienautorin Essi Viding nicht angebracht, Kinder "als Psychopath:innen abzustempeln", da die Persönlichkeitsstörung vor allem im Erwachsenenalter auftritt. Dennoch können die ersten Anzeichen bereits in jungen Jahren erkannt werden. Laut der Expertin könnten zukünftige Untersuchungen analysieren, ob Lachen, aufmunternde Worte oder Liebesbekunden bei Menschen, die ein erhöhtes Psychopathie-Risiko aufweisen, ebenfalls eine schwache emotionale Reaktion hervorrufen.
"Die sozialen Signale, die uns automatisch Freude bereiten oder uns auf die Notlage eines anderen aufmerksam machen, werden von diesen Kindern nicht in gleicher Weise wahrgenommen", erklärte sie in einer Pressemitteilung weiter. "Das bedeutet nicht, dass diese Kinder dazu bestimmt sind, asozial oder gefährlich zu werden, vielmehr werfen diese Erkenntnisse ein neues Licht darauf, warum sie oft andere Entscheidungen treffen als ihre Altersgenossen."
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