Was zur Hölle sind die NPC-Livestreams auf TikTok?

TikTok-Nutzer:innen machen sich eine neue, eigenartige Livestream-Aktivität zu eigen, bei der sie sich selbst streamen und dabei wie ein NPC (Non-Player-Character), also ein computergesteuerter Videospiel-Charakter verhalten. Die Nutzerin PinkyDoll soll der "New York Times" zufolge etwa zwei- bis dreitausend Euro pro Livestream verdienen. Zusammen mit Instagram und OnlyFans schätzt sie ihre möglichen täglichen Einnahmen auf 7.000 Euro.

"Ice Cream, so good!"

Wenn man bei dem TikTok-Stream von PinkyDoll nicht hinsieht, könnte man meinen, eine Platte sei hängengeblieben. Immer wieder hört man die Userin ihre beliebte Catchphrase "Ice Cream, so good!" sagen, während sie begleitend laut ein imaginäres Eis schleckt. Was auf den ersten Blick völlig schräg, sinnbefreit und skurril wirkt, ist PinkyDolls Weg, um eine Menge Geld zu verdienen. Jedes Mal, wenn ihre Zuschauer:innen ihr Geld via TikTok-Sticker spenden, folgt eine bestimmte Aktion.

Es stellt sich berechtigterweise die Frage: Warum sehen sich so viele Menschen ihre Livestreams an, und zahlen Geld dafür? Immerhin haben ihre Live-Übertragungen vereinzelt mehr als 10.000 Zuseher:innen. Eine mögliche Erklärung dafür liefert die Theorie eines sogenannten "Control Kinks", also ein Kontrollfetisch. Eine andere TikTokerin suggeriert, dass für "eine Menge Menschen da draußen" diese Art von scheinbarer Kontrolle über andere Menschen eine Art Befriedigung darstellt.

Eine weitere Brücke, die sich kausal schlagen lässt: Die Livestreams mit teilweise leicht sexuellem Unterton, in denen Frauen Geld dafür erhalten, gewisse Aktionen vor laufender Kamera vorzuführen – das erinnert doch schwer an Camgirls, nur in abgeschwächter Form! Erotische Livestreams im Internet und die Gaming-Welt, aus welcher der Begriff "NPC" ursprünglich kommt, haben auch eine klare demografische Überschneidung: Männer. Widersprüchlich ist hier jedoch, dass vor allem Männer sich auf TikTok & Co. darüber aufregen, dass Frauen wie PinkyDoll auf diese Weise viel Geld verdienen – klassische Doppelmoral eben.

Es ist fraglich, ob sich der Trend der NPC-Livestreams aufgrund seiner Umstrittenheit lange halten wird. Viele Menschen loben aber auch die Leistung, die es erfordert, so eine Show über Stunden hinweg durchzuziehen.

Grund sich aufzuregen dürfte hier eigentlich kaum jemand haben, denn: Am Ende sind es noch immer Privatpersonen, die Streamer:innen, ebenfalls Privatpersonen, einfach Geld schenken.