Stay at Home Girlfriends auf TikTok: Die glorifizierten 1950er
Aktuell macht sich ein Lifestyle-Trend in den Kreisen des Internets beliebt, vor allem auf der Kurzvideoplattform TikTok. Eine "Stay at Home Girlfriend" ist eine Lebenspartnerin, meist in heterosexuellen Beziehungen, welche die Rolle einer "traditionellen Hausfrau" einnimmt. Den gemeinsamen, oft privilegierten Lebensstil finanziert hierbei ein Mann. Die ästhetischen Videos erfreuen sich massiver Beliebtheit auf TikTok, geben jedoch auch Anlass zur Diskussion: Ist diese Abhängigkeit vom Mann für eine moderne Frau erstrebenswert, wenn nicht sogar gefährlich?
Ein Tag im Leben einer "Stay at Home Girlfriend"
Gemütliches Aufwachen, entspanntes Aufstehen, ein relaxender Start in den Tag: Als "Soft Life" wird das TikTok-Lebensgefühl in einem YouTube-Video des Kanals "The Financial Diet" beschrieben. Instagram-reife Morgengetränke, gefolgt von einer lässigen Runde Wäsche, zur Feier des ersten Erfolgs ein Filmchen. Es ist schon ein sehr angenehmer Lifestyle, den die 20- bis 30-jährigen Frauen in ihren Videos auf TikTok zeigen.
Dem Ideal aus 1950 treu, wird sich in weiteren Schritten um den Haushalt gekümmert. Als nächster Tagespunkt steht dann die Vorbereitung auf den Mann, den der dieses Leben finanziert. Gelegentlich zeigen einige Nutzer:innen auch, dass sie nebenbei eine Ausbildung absolvieren, doch ihr Dreh- und Angelpunkt im Alltag ist das Haus, der Haushalt und oft auch Kinder.
Der Ursprung des Trends
Ende 2022, also gegen Ende COVID-19-Pandemie, erfreuten sich Videos dieser Art erstmals größerer Publiken. Chelsea Fagan von "The Financial Diet" erklärt, dass man diese Trend-Entwicklung als eine direkte Folge der zeitgenössischen Entwicklungen in der Gesellschaft sehen kann. Die Pandemie habe viele Arbeitsstellen zeitweise zunichtegemacht, oft waren es hier Frauen, besonders oft Frauen mit Migrationshintergrund, die plötzlich arbeitslos waren, und sich zu Hause mit Kindern und Haushalt überfordert sahen. Tatsache ist auch, dass Stellen im Pflege- und Obsorgebereich, welche statistisch eher von Frauen besetzt werden, besonders von der Pandemie betroffen waren.
"AmericanProgress" zufolge betrifft die aktuelle Rezession, als Folge einer Pandemie, dementsprechend Frauen, zum ersten Mal in der Geschichte, stärker als Männer. All diese Rädchen münden der Bloggerin zufolge in diesem Trend, bei dem sich junge Frauen finanziell abhängig machen, von einem Mann, dessen Willen sie in einigen Fällen komplett schutzlos gegenüber sind. War das Zuhausebleiben der Frauen einfach eine Notwendigkeit, die wir nach der Pandemie vergessen haben?
Expertin gibt Tipps für Gen Z und Millennials
Die Mütter der betroffenen Gen Z und Millennials waren meist arbeitende Frauen, die neben ihrem Job als Mutter und Hausfrau noch erwerbstätig waren. Ihnen bleib nicht oft die Zeit, um sich kulturell und gesellschaftlich zu beteiligen. Im Video stellt sich die Frage, ob der auf TikTok propagierte Lebensstil erstrebenswert, oder nicht gar gefährlich ist. Aus diesem Grund gibt die Expertin Tipps, ein Sicherheitsnetz, sollte es mit dem brotbringenden Partner doch nicht klappen:
- Immer eine finanzielle Reserve haben: Sich von einer Person finanziell abhängig zu machen, ohne eine Form von Sicherheit, ist keine gute Idee. Dabei ist es egal, wer diese Person ist. Es kann immer passieren, dass das gemeinsame Glück nicht zu finden ist, dann steht man leicht mittellos, und alleine da.
- Sich laufend weiterbilden: Der Wunsch nach einer ästhetischen Haushaltsführung und TikTok-Lebensstil sollte der persönlichen Entwicklung nicht im Wege stehen. Auch diese Maßnahme kann eine Absicherung für ein unschönes Ende sein.
- Freiwillige Arbeit: Soziales Engagement und soziale Kompetenz sind Soft Skills, die man auch als "Stay at Home Girlfriend" nie genug haben kann, außerdem können sich auch hier Jobchancen auftun, die erneut als Auffangnetz fungieren können.
Wie auch immer sich der Trend entwickelt: Finanzielle Abhängigkeit ist selten eine gute Entscheidung, besonders für junge Menschen. Gerade Frauen begeben sich dadurch gesellschaftlich erneut in eine ungemütliche Lage.
Chelsea Fagan startete "The Financial Diet" als einen persönlichen Finanzblog, mittlerweile ist Finanzbildung für Frauen der Kernpunkt ihres Contents.
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