Netflix legt sich dieses Jahr wirklich ins Zeug: Nicht nur wurde "Der Tinder-Schwindler" zum weltweiten Phänomen, auch die Serie "Inventing Anna" über die Betrügerin Anna Delvey avancierte zum Sensationserfolg. Ehe wir uns versahen, waren wir plötzlich süchtig nach wahren Geschichten über Hochstapelei.
Nun gibt es endlich Nachschub – und der hat es in sich: Die vierteilige Dokureihe "Bad Vegan – Berühmt und betrogen" auf Netflix behandelt den bizarren Fall der Gastronomin Sarma Melngailis, die jahrelang eines der bekanntesten Rohkost-Restaurants New Yorks führte. Zu ihren prominenten Stammkunden zählten unter anderem Alec Baldwin und Owen Wilson.
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Für Sarma Melngailis schien alles wie am Schnürchen zu laufen: Ihr veganes Restaurant Pure Food & Wine boomte, der zugehörige Takeaway-Service One Lucky Duck gewann immer mehr an Beliebtheit, sie veröffentlichte Kochbücher und trat in Fernsehshows auf. Von ihren MitarbeiterInnen wurde sie obendrein nahezu vergöttert.
Die Geschichte begann jedoch bald, immer mehr skurrile Wendungen zu nehmen: Als Sarma Melngailis einen ziemlich dubiosen Mann namens Shane Fox kennenlernt und sich in ihn verliebt, verändert sich ihr Leben nach und nach. Wenn Melngailis in "Bad Vegan" ihre Leidensgeschichte erzählt, kann man ihr eigentlich nur ungläubig zuhören.
Wie sich rausstellt, heißt Shane Fox in Wahrheit Anthony Strangis. Sarma Melngailis heiratet ihn, fällt mehr und mehr in seinen Bann – Strangis trifft mit vagen Andeutungen über ein vermeintliches Leben nach dem Tod und eine mystische Welt, von der er angeblich Teil ist, einen Nerv bei der Restaurantbetreiberin.
Irgendwann scheint sie ihm blind zu gehorchen, überweist ihrem Ehemann über mehrere Jahre insgesamt knapp zwei Millionen Dollar, ohne Fragen zu stellen. Geld, das sie oft nicht hat und sich von InvestorInnen leiht.
So kommt es, dass die Inhaberin eines gehypten Promi-Restaurants irgendwann plötzlich pleite ist, ihre MitarbeiterInnen nicht mehr bezahlen kann und unter anderem wegen Diebstahls und Betrugs gesucht wird. 2016 werden Sarma Melngailis und Anthony Strangis festgenommen.
2017 wurde Sarma Melngailis zu vier Monaten Haft verurteilt. Aber was wurde aus Anthony Strangis – und wo steckt er heute?
"Bad Vegan": Was wurde aus Anthony Strangis?
Anthony Strangis wurde zu einem Jahr Haft verurteilt. Seine Haftstrafe saß er – anders als Sarma Melngailis, die zunächst gegen Kaution freigelassen wurde und ihre Strafe erst 2017 antrat – unmittelbar nach seiner Festnahme ab. 2017, kurz bevor Sarma Melngailis also ins Gefängnis ging, wurde Strangis bereits wieder auf Bewährung freigelassen.
Heute sind beide wieder auf freiem Fuß. Sarma Melngailis gibt aktuell wieder vermehrt Einblicke in ihr Privatleben auf Instagram und Twitter – von Anthony Strangis jedoch fehlt auf Social Media jede Spur. Er scheint sich völlig zurückgezogen zu haben.
Haben Sarma und Anthony noch Kontakt?
Am Ende von "Bad Vegan" ist ein Telefonat zwischen Sarma Melngailis und Anthony Strangis zu hören, in dem die beiden miteinander lachen. Es entsteht der Eindruck, die beiden könnten noch in Kontakt stehen – und sich vielleicht sogar gut verstehen. Sarma Melngailis stellte jedoch inzwischen auf ihrer Website klar, dass das Ende der Serie irreführend sei und sie jeglichen Kontakt zu ihrem Ex-Mann abgebrochen hat. Die Scheidung reichte sie 2018 ein.
Dennoch: Zu Beginn von "Bad Vegan" ist zu sehen, wie Sarma Melngailis im Zuge der Dreharbeiten ein hitziges Telefonat mit Anthony Strangis führt, in dem er seine Ablehnung gegen das Projekt ausspricht und seiner Ex-Frau sogar droht, gegen die Dokumentation vorgehen zu wollen. "Du hast mein Leben ruiniert und mich bloßgestellt", wirft ihm Melngailis vor.
Es scheint also zumindest seit Beginn der Dreharbeiten zu "Bad Vegan" Kontakt zwischen Sarma Melngailis und Anthony Strangis gegeben zu haben – und die Filmschaffenden dürften damit wohl auch wissen, was aus ihm geworden ist.
Bleibt abzuwarten, ob Anthony Strangis dieses Jahr wieder auf der Bildfläche erscheint und seine neu gewonnene Bekanntheit nutzt. Seine fünfjährige Bewährungsstrafe geht nämlich im Mai 2022 zu Ende.
Anthony Strangis teilt Statement zu "Bad Vegan"
Inzwischen hat Anthony Strangis über seinen Anwalt verlauten lassen, was er über "Bad Vegan" denkt: "Er lebt sein Leben weiter. Er hat einen Job, verwendet seinen Namen", heißt es. Er soll mit der Geschichte, die in "Bad Vegan" erzählt wird, und vor allem mit Sarma Melngailis abgeschlossen haben: "Das alles liegt hinter ihm und sie liegt hinter ihm."