Studie: Reiche Menschen halten sich eher an Corona-Maßnahmen
Wie sagt man denn so schön: "Reiche Menschen müssen sich nicht an Gesetze halten", doch ist das wirklich so? Eine neue Studie der Johns Hopkins zeigt, dass sich reiche Menschen in Sachen COVID-Sicherheitsmaßnahmen viel vorbildlicher verhalten.
Den Studienergebnissen zufolge halten sich Menschen aus der höheren Einkommensschicht eher an Social Distancing & Co. Die Untersuchung wurde im "Journal of Population Economics" veröffentlicht.
Reiche Menschen sind flexibler
Für die Studie befragten die ForscherInnen insgesamt 1.000 US-AmerikanerInnen aus New York, Texas, Kalifornien und Florida. Bereits im April 2020 füllten diese Personen eine Reihe von Fragebogen aus, in denen sie angaben, wie sich ihre täglichen Routinen und Gewohnheiten aufgrund der Pandemie verändert haben.
Nahezu alle Befragten gaben an, ihr Verhalten geändert zu haben, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Diejenigen, die am meisten Geld verdienten, gaben auch die meisten "Anpassungen" an.
Bei den wohlhabenderen ProbandInnen war es um
- 13 Prozent wahrscheinlicher, dass sie ihr tägliches Verhalten änderten,
- um 32 Prozent wahrscheinlicher, dass sie zu anderen Menschen Abstand hielten,
- und um 30 Prozent wahrscheinlicher, dass sie sich die Hände wuschen und einen Mundschutz trugen.
Je höher das Einkommen eines/r ProbandIn war, desto wahrscheinlicher war es, dass sie sich in den ersten Monaten der Pandemie an die Gesundheits- und Sicherheitsempfehlungen hielt.
Mit finanzieller Stabilität kommt natürlich auch Flexibilität. Die StudienautorInnen sagen, dass wohlhabendere Menschen mehr Kontrolle über ihren Tagesablauf haben und es daher viel einfacher finden, sich an die neue Situation in der Pandemie anzupassen.
Die Studie zeigt, dass sich bei Menschen, die mehr als 230.000 US-Dollar (190.000 Euro) verdienen, eine um 54 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit zeigen, sich an die COVID-Maßnahmen zu halten.
Befragte mit hohem Einkommen waren auch eher in der Lage, von zu Hause aus zu arbeiten oder ihre Tätigkeit zu wechseln, anstatt ihren Job ganz zu verlieren. Laut den ForscherInnen ermöglicht Homeoffice, dass man sich eher an die Corona-Maßnahmen hält.
TelearbeiterInnen halten im Vergleich zu ArbeitnehmerInnen, die nicht im Homeoffice tätig sein können, zu 24 Prozent wahrscheinlicher das Social Distancing ein.
Ärmere Menschen haben weniger Optionen
US-AmerikanerInnen mit einem niedrigen Einkommen, die deutlich seltener im Homeoffice arbeiten können, werden eher mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Diese Bevölkerungsgruppe lebte auch häufiger in einem Haus ohne Zugang zu einem Garten oder Park in der Nähe.
Laut den WissenschafterInnen ist das ebenfalls ein Indikator dafür, dass die Abstandsregelungen & Co. nicht eingehalten werden, denn wer Zugang zur Natur hat, hat eine um 20 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Social Distancing einzuhalten.
Die StudienautorInnen kommen zu dem Schluss, dass es für wohlhabende US-AmerikanerInnen einfacher, bequemer und praktischer ist, die Corona-Maßnahmen zu befolgen, als für ärmere Menschen. Sie sind der Meinung, dass diese sozialen Ungleichheiten sogar dazu beigetragen haben, die Pandemie zu verlängern.
"Es ist nicht überraschend, dass man sein Haus öfter verlässt, wenn man nicht in einem komfortablen Zuhause lebt. Der Punkt ist, dass politische Entscheidungsträger vielleicht wirklich darüber nachdenken sollten, ob sie während einer Pandemie Stadtparks in einer dichten Nachbarschaft öffnen sollten. Vielleicht ist das etwas, das das Risiko wert ist. (...)", erklärte Nick Papageorge in einer Pressemitteilung.
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