Corona-Lockdown: Jugendliche vermissen die Quarantäne

Corona-Lockdown: Jugendliche vermissen die Quarantäne
ForscherInnen haben herausgefunden, dass sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Lockdown verbessert hat.

Eine neue Studie der Universität Cambridge deutet darauf hin, dass Jugendliche im Lockdown glücklicher waren – als Grund gaben sie an, dass sie weniger gemobbt wurden, mehr Schlaf und Bewegung hatten und sich ihre Gesundheit verbessert haben soll. 

Die Studie wurde in der Zeitschrift "European Child and Adolescent Psychiatry" veröffentlicht.

Lockdown verbesserte Psyche von Kindern und Jugendlichen

Für die Untersuchung befragten die ForscherInnen mehr als 17.000 SchülerInnen im Vereinigten Königreich im Alter zwischen acht und 18 Jahren. "Die gängige Darstellung, dass die Pandemie überwiegend negative Auswirkungen auf das Leben von Kindern und Jugendlichen hatte, ist möglicherweise nicht ganz zutreffend", sagte die Studienautorin Emma Soneson in einer Presseaussendung. "Tatsächlich scheint es so, als ob eine beträchtliche Anzahl von Kindern und Jugendlichen während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 eine gefühlte Verbesserung ihres Wohlbefindens erfahren haben."

  • Ein Drittel der ProbandInnen war der Meinung, dass sich ihre psychische Gesundheit während des ersten Lockdowns verbessert hat. SchülerInnen, die jeden Tag zur Schule gingen (39 Prozent) und an den meisten Tagen lernten (35 Prozent), waren am glücklichsten. 
  • Kinder und Jugendliche, die angaben, dass sie sich während des Lockdowns schlechter fühlten, besuchten den Unterricht nur ein- oder zweimal pro Woche (39 Prozent). Eine ähnliche Anzahl gab an, dass sie überhaupt keine Veränderung erfahren haben.
  • TeilnehmerInnen, die sich während des Lockdowns besser fühlten, berichteten vermehrt über positive Lockdown-Erfahrungen in Bezug auf Schule, zu Hause, Beziehungen und Lebensstil.

Weniger Mobbing und bessere Beziehung zur Familie

Mehrere Studien haben berichtet, dass sich der Lockdown negativ auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen auswirke. Diese Wirkung wurde jedoch nicht einheitlich festgestellt, denn einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass einige Kinder und Jugendliche von der Quarantäne profitieren konnten.

Das Team analysierte Daten aus der OxWell-Studentenbefragung, die im Juni und Juli 2020 am Ende des ersten landesweiten Lockdowns in Großbritannien durchgeführt wurde. Die TeilnehmerInnen beantworteten Fragen zu ihren Erfahrungen während der Pandemie – einschließlich Schule, Privatleben und Beziehungen.

Frühere Untersuchungen ergaben, dass sich die Jugendlichen Sorgen über die Auswirkungen auf ihre Freundschaften machten. Fast die Hälfte der Befragten, die sich psychisch besser fühlten, gaben an, dass sie sich weniger ausgegrenzt sowie einsam fühlten. Zudem hätten sie bessere Beziehungen zu FreundInnen und Familie. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) gab an, sich besser mit Familienmitgliedern zu verstehen. 

Dies könnte zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass Interaktion mit FreundInnen über das Internet negative Auswirkungen mildern konnte. 

  • Die meisten Jugendlichen, die im vergangenen Jahr gemobbt worden waren, berichteten von weniger Vorfällen während des Lockdowns.
  • 92 Prozent der befragten SchülerInnen gaben an, dass sich ihr psychisches Wohlbefinden verbessert hat. 83 Prozent gaben an, dass sie keine Veränderungen während des Lockdowns bemerkten. 81 Prozent waren der Meinung, dass sich ihre Stimmung verschlechterte. 

Spätere Aufstehzeiten und kleinere Klassen

"Während die Pandemie zweifellos für viele Menschen negative Folgen hatte, ist es wichtig zu bedenken, dass dies nicht für alle Kinder und Jugendlichen zutrifft. Wir sind daran interessiert, wie wir von dieser Gruppe lernen und feststellen können, ob einige der Veränderungen aufrechterhalten werden können, um eine bessere psychische Gesundheit und ein besseres Wohlbefinden in der Zukunft zu fördern", erklärte Studienautorin Mina Fazel.

Die ForscherInnen glauben, dass ein flexibler und maßgeschneiderter Unterricht, kleinere Klassen, spätere Aufstehzeiten sowie mehr Freiheiten während des Schultages das Lernverhalten der Kinder und Jugendlichen verbessern könnten. 

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