Alpha war gestern – echte Männer sind heute Sigmas!

Andrew Tate wurde in Rumänien festgenommen.
Mystisch, felsenfest und unabhängig von allem: das sind die idealen Eigenschaften des neuen Mannes.

Früher wollten alle das Alpha(-Tier), der Anführer sein – heute gibt ein anderer griechischer Buchstabe die idealen Eigenschaften für Männer vor: Sigma. Seit geraumer Zeit kursieren in Sozialen Medien Videos, in denen von "sigma males" oder einem bestimmten Mindset die Rede ist. Was es damit auf sich hat, was Sigma-Männer sind und ob dieser Trend gefährlich ist, lest ihr hier. 

 

Was sind Sigma-Männer?

Dabei handelt es sich um eine Selbstbezeichnung, die im wissenschaftlichen Diskurs keine Verwendung findet. "Medium" zufolge stammt der Unfug nämlich aus der Pick-Up-Community. Kurz gesagt handelt es sich bei "Sigmas" um einen Typus Mann, der eigentlich als Außenseiter und Alleingänger gilt. Doch wider Erwarten beweist er sich im sozialen Gefüge und wird beliebter als das Alpha. In den Videos zum "Sigma-Lifestyle" wird empfohlen, sich selbst zu mystifizieren, ins Fitnessstudio zu gehen und Geld zu scheffeln. Die Idole der Sigmas sind oft fiktionale Charaktere, die diesem Typus entsprechen. Dazu gehören z.B. Patrick Bateman aus American Psycho, Neo aus Matrix oder auch die meisten von Clint Eastwood gespielten Rollen.

 

Seitdem der Begriff 2010 vom politisch-rechten Blogger Theodor Beale geprägt wurde, taucht er immer wieder in den Videos von Creators aus der sogenannten "Manosphere" auf. Dabei handelt es sich um eine Bezeichnung für ein loses Netzwerk an antifeministischen Männern im Internet. In mehreren Foren werden dabei Ziele wie Selbstoptimierung, hegemoniale Männlichkeit und die Kontrolle der weiblichen Sexualität verfolgt. Ideologisch passen der mutmaßliche Kriminelle Andrew Tate und ähnliche "Life-Coaches", aber auch die  berüchtigte "Incel-Community" ebenfalls zur Manosphere.

 

Die Idee des "menschlichen Alphas" wird oft missverstanden als jemand, der die Gruppe kontrolliert und durch Einschüchterung anführt. Diese Theorie wurde laut "Business Insider" 1970 aufgestellt und vom Autor derselben seitdem wieder und wieder widerlegt. Doch in das Narrativ von manchen Life-Coaches und Pick-Up-Artists, welche ihre Männlichkeit an ihrem sozialen und sexuellen Erfolg festmachen, passt die Theorie eben zu gut.

 

Sigma-Männer: Gefahr für Frauen?

Ganz deutlich hervorzuheben ist der misogyne und rechte Hintergrund, vor dem diese Bezeichnung entstanden ist. Die Kreise von Männern, die sich als Sigmas bezeichnen, sind eben oft nur das: Kreise von Männern im Internet. Doch nicht erst einmal wurden Meinungsverschiedenheiten im Internet zu Übergriffen im echten Leben. Bevor 2014 in Kalifornien ein 22-Jähriger sechs Menschen tötete, veröffentlichte er ein "Manifest", in dem er von seinem "Krieg gegen Frauen" erzählte. In den Incel-Kreisen soll er laut "BBC" als Held gefeiert worden seien.

 

Das Internet ist ein wunderbarer Ort; uneingeschränkter Zugriff zu allen Informationen aus aller Welt ist jedoch Segen und Fluch zugleich. Gerade für Menschen, die sich in einer schwierigen Situation wiederfinden, bietet das Internet zahllose "Safe Spaces", Orte für Gleichgesinnte oder zumindest ähnlich Verletzte.

Ob es sich dabei um Instagram-Reels, YouTube-Shorts oder TikTok handelt: Überall gibt es Kurzvideos mit fragwürdigem Gedankengut. Mit Klicks in Millionenhöhe ist es bedenklich, mit welchen Einflüssen sich Heranwachsende konfrontiert fühlen. Dabei ist es auch nicht direkt relevant, von welcher politischen Seite dieser Einfluss kommt. Alles, was radikalisiert und Hass schürt, hat in unseren "For You"-Pages nichts verloren.

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