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Was ist die Loverboy-Masche? So erkennst du die gefährliche Taktik

Hast du schon einmal von der Loverboy-Masche gehört? Wir erklären dir, warum diese Methode so gefährlich ist.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Der kontroverse und vor allem misogyne Influencer Andrew Tate war in den letzten Wochen in aller Munde. Hatte sich der 36-Jährige zuerst bei einem Twitter-Beef mit Kliamaktivistin Greta Thunberg lächerlich gemacht, sorgte er anschließend für Schlagzeilen, als er aufgrund von Vorwürfen des angeblichen Menschenhandels verhaftet wurde.

Tate und sein Bruder sollen Frauen "rekrutiert" und "ausgebeutet" haben, um "pornografische Inhalte" zu produzieren. Laut "Insider" soll der problematische Internet-Star die Loverboy-Masche angewendet haben, um die Opfer zu manipulieren. Doch was genau steckt dahinter? 

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Was ist die Loverboy-Masche? 

Unter der Loverboy-Masche versteht man eine Methode, die vor allem dazu dient, junge Frauen in kriminelle Machenschaften zu verwickeln. Wie etwa das "Landeskriminalamt Niedersachsen" erklärt, versuchen Männer hierbei, insbesondere jüngere Frauen über eine vorgespielte Liebesbeziehung emotional abhängig zu machen und sie dann in die Prostitution zu drängen. Aufgrund des aufgebauten "Vertrauens" und dem Versprechen einer gemeinsamen Zukunft, können sich nur die wenigsten Frauen aus diesem Machtgeflecht wieder lösen. 

Wie die österreichische Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel erklärt, ist der Begriff Loverboy allgemein problematisch. Vor allem, weil er eine "Verniedlichung" dieser Methode von MenschenhändlerInnen darstellt. 

So kannst du die Loverboy-Masche erkennen 

Die Opfer werden meist über Social Media "ausgewählt" – oft wird gezielt nach jungen Frauen und Mädchen gesucht, die familiäre Probleme haben und so auch offener für vermeintliche "Bezugspersonen" sind. Die (meist männlichen und älteren) Täter erschleichen sich durch Komplimente und Geschenke das Vertrauen. Danach versuchen die Loverboys ihre Opfer mehr und mehr von ihrer Familie und ihrem FreundInnenkreis zu isolieren. 

Der Eintritt in die Prostitution oder andere kriminelle Tätigkeiten (beispielsweise Drogenhandel) wird meist durch eine finanzielle Notlage seitens der Täter argumentiert. Aber auch Erpressung durch intime Fotos oder Filme kann als eine Form des Zwangs zum Verkauf des eigenen Körpers angewendet werden. Psychische und physische Gewalt können ebenfalls in Folge auftreten, um das Opfer einzuschüchtern. 

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Was kann man gegen die Loverboy-Masche tun? 

Wie das deutsche Projekt "Liebe ohne Zwang" vom Verein Netzwerk gegen Menschenhandel erklärt, fallen Betroffene vor allem durch folgende Merkmale auf: 

  • verändertes Verhalten (sie zeigen aggressives Gemüt, wirken müde und verschreckt)
  • Betroffene tragen oft sehr viel Make-Up und sind ständig am Handy (Kontrolle durch den/die TäterIn)
  • Opfer werden isoliert (Ablehnen von Besuchen, plötzliches Beenden von Freundschaften)

Realisiert das nähere Umfeld der Betroffenen, dass etwas nicht stimmt, muss schnell gehandelt werden. Doch nicht alle Opfer zeigen ihre Peiniger an. Viele sind verängstigt, schämen sich oder sind von den Erlebnissen traumatisiert. 

Laut dem Bundeskriminalamt Niedersachsen kann man sich folgendermaßen schützen und gegen die Loverboy-Masche vorgehen: 

  • Lasse dich niemals zu sexuellen Handlungen gegen Geld überreden. Schon gar nicht, um deinem Partner "einen Gefallen zu tun". 
  • Wenn du das Gefühl hast, dass dich dein Freund (oder Freundin) zu sexuellen oder kriminellen Handlungen zwingen will, dann wende dich an Vertrauenspersonen, kontaktiere eine Beratungsstelle oder die Polizei. 
  • Falls du Gewalt erfährst oder immer mehr Verletzungen aufweist, dann dokumentiere diese und wende dich an Vertrauenspersonen oder die Polizei. 

Verwandte, FreundInnen und Familienmitglieder sollten auf folgende Dinge achten: 

  • Biete der betroffenen Person Hilfe an! Die Opfer können die Lage meist nicht rational betrachten, deswegen ist es wichtig, ein offenes Gespräch zu führen. 
  • Vermeide Schuldvorwürfe oder "Ratschläge": höre der Betroffenen zu!
  • Sucht zusammen Beratungsstellen auf und kontaktiert schlimmstenfalls die Polizei. 

Können auch Männer betroffen sein? 

Auch wenn die Opfer von Loverboy-Maschen großteils weiblich sind, bedeutet dies nicht, dass nicht auch junge Männer darauf hereinfallen können. Laut "Liebe ohne Zwang" könnten männliche Opfer auch eine emotionale Abhängigkeit aufweisen, indem sie die Loverboys als Vorbilder sehen und/oder ihnen imponieren möchten. Auch in homosexuellen Beziehungen können Loverboys auftreten. 

Wer Erfahrungen mit Gewalt oder sexuellen Übergriffen erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat, kann sich kostenlos und anonym an die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222-555, www.frauenhelpline.at, an die Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, www.haltdergewalt.at, an die Frauenhelpline für gehörlose Frauen, www.oegsbarrierefrei.at/bmf/hilfseinrichtungen/ oder an die Männerberatungsstelle unter 0720 / 70 44 00, https://www.maennerinfo.at wenden.